Historical Exklusiv Band 42
„Die Kleine braucht ein sorgenfreies Leben, eine solide Ausbildung und eine gute moralische Grundlage. Das alles kannst du ihr nicht bieten, Devlin.“
„Ich kann und ich werde mich um das Kind kümmern. Warum, glaubst du, bin ich mit deiner Forderung nach einer Heirat einverstanden? Deinetwegen habe ich keine andere Möglichkeit, für Madeleine und ihr Kind zu sorgen. Und dass ich mich um sie kümmern werde, darauf kannst du wetten, Ned.“ Devlin hatte die Fäuste geballt, sein ganzer Körper war angespannt und zum Kampf bereit.
„Du kannst Linette kein gutes Zuhause geben“, widersprach sein Bruder ihm. „Was soll das Kind denn in einem Haushalt über das Leben lernen, wenn du von Zeit zu Zeit dort auftauchst, um mit ihrer Mutter das Bett zu teilen?“
„Verdammt, Ned, jetzt bist du zu weit gegangen!“, fauchte Devlin ihn an.
„Ned?“, warf Serena leise ein, die nervös mit dem Stoff ihres Kleides spielte.
Er sah kurz zu seiner Frau, dann holte er tief Luft und sagte ruhig zu Miss England: „Ich entschuldige mich bei Ihnen. Es war nicht meine Absicht, es so auszudrücken. Serena und ich möchten lediglich helfen. Deshalb haben wir Sie eingeladen.“
Miss England wurde hellhörig und hob den Kopf.
„Wir glauben, es ist für uns alle von Vorteil, wenn Sie sich mit unserem Vorschlag einverstanden erklären.“
Noch immer starrte Devlin ihn wütend an, doch ihm war nun ebenfalls ein Hauch von Neugier anzusehen.
Nach einer kurzen Pause fuhr Ned fort: „Wir möchten das Kind adoptieren und es als unser eigenes großziehen …“
12. KAPITEL
M eine Güte, Ned!“ Devlin musste sich von seinem Bruder abwenden. Ned wollte ein Kind? „Wer gibt dir das Recht, so etwas vorzuschlagen?“
Er hörte, wie der Marquess tief durchatmete. „Ich bin das Oberhaupt der Familie, wie du vielleicht weißt.“
„Was zum Teufel hat das damit zu tun?“ Devlin drehte sich wieder zu ihm um und sah ihn fassungslos an.
Ned erwiderte darauf nichts, sondern hielt einfach nur Devlins Blick stand. Der musste erst einmal begreifen, was ihm unterstellt wurde – dass er Madeleine verführt hatte. Sein Bruder dachte, ihr gehe es nur um Kleider und Schmuck. Er dachte, er könne ihr Linette abnehmen.
„Serena und ich … wir sind uns darüber im Klaren“, erklärte Ned ruhig und vernünftig, „dass man womöglich darüber reden wird, wenn wir dein Kind großziehen. Aber wir sind bereit, das …“
„ Mein Kind?“
„Ich spreche von Linette“, antwortete Ned. „Das Gerede wird aufhören, sobald sich die Leute einem interessanteren Thema zuwenden können. Daher würde ich nicht …“
„Mein Kind?“, wiederholte Devlin, diesmal deutlich lauter.
„Natürlich“, sagte Ned und fuhr abermals mit seinen ursprünglichen Ausführungen fort. „Es würde nichts …“
Devlin stand da und betrachtete seinen Bruder, der in weißer Hose und wie angegossen sitzendem schwarzem Smoking makellos gekleidet war. Sein leicht angegrautes Haar war ordentlich geschnitten und frisiert. Glaubte sein stets perfekter Bruder tatsächlich, er habe Madeleine verführt und sei dann in den Krieg gezogen, nachdem sie von ihm schwanger war? Nur ein Rüpel würde sich so benehmen.
Am liebsten hätte Devlin ihm sofort erklärt, er sei nicht diese Sorte Mann, und ihm klargemacht, dass Madeleine Farleys Hauptgewinn für glückliche Spieler war. Schwanger konnte sie von jedem x-beliebigen Mann sein! Serena würde bei einem solchen Geständnis sicherlich rot werden, doch steigern ließ sich der angerichtete Skandal ohnehin kaum noch. Sich gelegentlich mit einer derartigen Frau einzulassen wurde jedem jungen Mann zugestanden. Ned würde es vielleicht missbilligen, aber es war kein Grund, Devlins Charakter infrage zu stellen. Tatsächlich hätte er sich sofort von jeder Unterstellung reinwaschen können, indem er die Wahrheit über Madeleines Leben bei Farley enthüllt und sie vor seinem Bruder und seiner Schwägerin blamiert hätte.
„Wie kommst du auf den Gedanken, es könnte mein Kind sein?“ Devlin hatte Mühe, seine Stimme ruhig klingen zu lassen.
Ungläubig schüttelte Ned den Kopf. „Sie sieht genauso aus wie du.“
„Sie sieht aus wie Maddy .“ Er dachte an Linette, an die dunklen Locken, an das klare Blau ihrer Augen, an den Schmollmund, wenn es nicht nach ihrem Willen ging. Ganz so wie Madeleine. Vom ersten Moment an hatte er in ihr Maddy als Kind gesehen.
„Sie ist dein Ebenbild, als du so alt warst“, hielt Ned dagegen.
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