Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc

historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc

Titel: historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: kram
Vom Netzwerk:
hinter den dicken Klostermauern zu verschanzen.
    Keuchend, durch das Gestrüpp strauchelnd, lief Meriel querfeldein auf die Priorei zu und stolperte jäh über einen aus der karstigen Erde ragenden Felsbrocken. Sie fiel zu Boden, stieß sich die Knie und zerschrammte sich bei dem Versuch, Rouge vor Schaden zu bewahren, schmerzhaft die Hand. Mühsam torkelte sie weiter, doch die Strecke schien kein Ende zu nehmen. Stiche in den Seiten erschwerten ihr das Vorankommen, und vor Erschöpfung verlangsamte sich ihr Schritt, je näher sie Lambourn kam.
    Die Glocke rief zur Vesper, als Meriel durch das Haupttor und mit letzter Kraft über den Hof strebte. „Warte, Ehrwürdige Mutter!" rief sie der Priorin zu, die soeben aus der Tür des Klosters getreten und auf dem Wege zur Kirche war.
    Mutter Rohese drehte sich um und lächelte, als sie Meriel, den Rocksaum zerrissen, das Haar gelöst und flatternd, mit großen Schritten auf sich zustürmen sah. „Ja, mein Kind?"
    fragte sie belustigt.
    Prustend und nach Atem ringend, blieb Meriel de Vere vor ihr stehen, beugte flüchtig das rechte Knie und sprudelte dann heraus: „Ehrwürdige Mutter, soeben haben sich hinter dem Berg zwei gegnerische Rotten ein blutiges Scharmützel geliefert! Der eine Trupp ist in unsere Richtung geflüchtet und wird wahrscheinlich von dem anderen ve rfolgt!"
    Im Nu schwand das Lächeln der Priorin. „Schwester Theodora!" sagte sie streng zu einer der vorüberschreitenden Nonnen. „Eile sogleich zu Schwester Prudentia und trage ihr auf, das Sturmglöckchen zu läuten! Und du, Meriel de Vere, wirst mir unverzüglich alles schildern, was du beobachtet hast." Schweigend lauschte sie dem Bericht und fragte zum Schluss: „Hast du die Wappen der feindlichen Parteien erkennen können?"
    Meriel Schloss die Augen, bemüht, sich das Bild des blutigen Aufeinanderpralles im einzelnen in Erinnerung zu rufen. „Ich glaube", antwortete sie langsam, „die Schilde der Angreifer trugen einen gelben Bären auf schwarzem Grund. Und die andere Partei... richtig, führte einen sitzenden Silberfalken auf blauem Gefilde." Die Lider aufschlagend, fügte Meriel hoffnungsvoll hinzu: „Hilft dir das weiter, Mutter Rohese?"
    „Ja", erwiderte die Priorin und nickte. „Der Silberfalke ist das heraldische Zeichen derer von Warfield, und der gelbe Bär müsste zu Guy de Burgoigne gehören. Ich nehme an, meine Tochter", sagte sie und krauste die Stirn, „das ist Rouge, die du unter dem Gewand trägst. Ich fürchte, du wirst das arme Tier ersticken."
    Meriel schaute an sich herunter und sah, dass der Falke sich heftig gegen den Stoff sträubte. Hastig griff sie unter das schwarze Gewand, holte den Merlin hervor und befreite ihn von dem Hindernis. Verlegen errötend, bemühte sie sich mit der freien Hand, die zerzausten Locken zu glätten und den weißen Schleier anzulegen. „Es tut mir leid, Ehrwürdige Mutter", murmelte sie betreten, „dass ich mich versäumt habe. Ich hätte auf dem Rückweg nicht trödeln dürfen."
    „Vielleicht war es göttliche Vorhersehung", meinte die Priorin. „Denn sonst hättest du das Gefecht ja nicht gesehen. Doch nun lauf und richte dich her. Wenn du dich sputest, kommst du zum Beginn der Vesper noch zurecht. Mach kein so bedenkliches Gesicht, mein Kind.
    Selbstverständlich werden wir uns im Gebet zusammenfinden. Gerade jetzt, da uns Gefahr droht, ist es wichtig, den Beistand des Himmels zu erflehe n."
    Der Rausch des Kampfes hatte Adrian de Lancey befallen. Er ahnte des Feindes Hiebe, noch ehe sie ihn treffen konnten, und erwehrte sich ihrer mit großem Geschick. Er wusste nicht mehr, mit wie vielen Gegnern er die Klinge gekreuzt hatte, doch zumindest zwei von ihnen, wenn nicht mehr, hatten das Leben verloren. Kraftvoll schlug er einen weiteren Angreifer aus dem Sattel, beugte sich tief vom Pferd herunter und setzte dem hilflos auf dem Rücken Liegenden die spitze Klinge an den Hals.
    „Adrian!" schrie Walter of Evesham ihm in dem Moment zu, als er den tödlichen Stoß ausführen wollte.
    Der mahnende Ton des Hauptmannes ließ ihn rechtzeitig innehalten. Langsam zog er das Schwert zurück und bemerkte, dass er keinen erwachsenen Mann, nur einen verstörten, vielleicht vierzehn oder fünfzehn Lenze zählenden Knappen vor sich hatte. Ganz gewiss stellte dieser Junge keine Gefahr für ihn dar. Zudem ging das Getümmel dem Ende entgegen.
    Die meisten der Reisigen, die ihnen aufgelauert hatten, waren bereits in die Flucht geschlagen, und die

Weitere Kostenlose Bücher