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historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc

historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc

Titel: historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: kram
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zu umklammern und ein Ring sich ihr um die Brust zu legen. Das Herz klopfte ihr bis zum Halse, und unversehens hatte sie das Gefühl, die Wände der Zelle würden näher rücken und sie erdrücken. Erschrocken Schloss sie die Augen und spürte Eiseskälte sie umfangen.
    Kaum hatte sie die Lider wieder aufgeschlagen, meinte sie noch immer, die Mauern sich bewegen zu sehen. Das Messer entglitt ihren kalten Fingern, und vor Grauen sank sie auf die kalten Quader des Fußbodens. Am ganzen Leibe zitternd, schlug sie die Hände vor das Gesicht und flehte inständig: „Himmelskönigin, erbarme dich meiner und hilf mir!"
    Gegen die wachsende Angst ankämpfend, schickte sie ein Stoßgebet nach dem anderen zu der heiligen Fürsprecherin, doch die Dunkelheit, die sie zu umnachten drohte, schien nicht zerreißen zu wollen.
    Schließlich, nach einer endlos wirkenden Zeit der Beklemmung und des Entsetzens, durchbrach ein dünner Lichtstrahl die Finsternis, wurde breiter und strahlender, bis gleißende Helligkeit sie blendete. Und jäh erblickte sie sich selbst, am Scheidewege stehend. Der Pfad zur Rechten, offen und überschaubar, führte durch ein Portal in ein Klo ster; der zur Linken verlor sich, in wabernde, undurchsichtige Nebel gehüllt, in unheilvoller Schwärze. Auf der einen Seite lagen Frieden und Abgeschlossenheit, auf der anderen Freiheit und Gefahr.
    Meriel sah sich einen zaudernden Schritt nach rechts machen, doch im gleichen Moment verwehrte ihr eine lichtumflossene Erscheinung, das engelsgleiche Gesicht hart und verschlossen, mit erhobenem Flammenschwert den Weg. Sie zuckte zurück, und einen Herzschlag später war die Vision verschwunden.
    Erschöpft und matt schlug Meriel die Augen auf. Sie hatte Maria, die Mutter Gottes, um Rat gebeten und ihn erhalten. Nun wusste sie, dass sie dem beschwerlichen Pfad ins Ungewisse folgen musste, ganz gleich, welche Drangsal ihrer dort harren mochte.
    Meriel erhob sich, nahm das Öllämpchen und wappnete sich gegen die erste Prüfung, die sie nun zu bestehen hatte. Langsam verließ sie die Kammer, ging den langen, zugigen Flur hinunter und überlegte, wie sie der Ehrwürdigen Mutter den Entschluss mitteilen solle.
    Das Glöckchen rief die Schwesternschaft zum Frühgebet, als Meriel sich auf den Weg zu Mutter Rohese machte. Vor dem Schlafgemach der Oberin angekommen, klopfte sie und trat bangen Herzens ein.
    Die Priorin war bereits aufgestanden und legte soeben den weißen Schulterkragen an.
    Heiter und gelassen wie immer, war sie auch jetzt nicht erstaunt, die Novizin zu sehen, und fragte freundlich: „Ja, mein Kind? Was hast du auf dem Herzen?"
    Meriel stellte das Öllämpchen auf einer Truhe ab und wollte antworten, doch all die sorgsam zurechtgelegten Worte waren vergessen. „Ich kann nicht, Ehrwürdige Mutter", brachte sie in gequältem Ton heraus. „Ich kann einfach nicht!"
    „Ich weiß, wie dir zumute ist", erwiderte Mutter Rohese verständnisvoll. „Komm zu mir, meine Tochter."

    Meriel brach in Tränen aus, flüchtete sich in die ausge breiteten Arme der Priorin und schluchzte: „Ich liebe unseren Herrn Jesus und die Heilige Jungfrau Maria und euch alle hier, aber ich kann das Gelübde nicht ablegen."
    „Es gibt viele Möglichkeiten, dem himmlischen Vater zu dienen", erwiderte Mutter Rohese weich und strich Meriel über das gebeugte Haupt. „Die Schutzpatronin der Menschheit war die Frau eines Zimmermannes und die Mutter Christi, der uns Sterblichen die Erlösung gebracht hat. Man kann sein Leben Gott aus den vielfältigsten Gründen weihen; ohne wahre Berufung sollte man jedoch nimmer einem Orden beitreten. Und du bist keine Berufene, meine Tochter."
    „Ich weiß, dass ich keine falsche Entscheidung getroffen habe, das Kloster zu verlassen", flüsterte Meriel zaghaft. „Aber was soll nun aus mir werden? Mein Bruder William wird mich der Leichtfertigkeit zeihen."
    „Ich bin sicher, der Himmel hat auch dir den Weg vorbestimmt", sagte die Priorin. „Mit der Zeit wirst du sehen, wohin er dich leitet. Ich werde gleich einen Boten nach Beaulaine schicken, damit deine Anverwandten sich nicht erst auf die Reise zu uns machen."
    Meriel nickte und löste sich widerstrebend aus der Umarmung der Ehrwürdigen Mutter.
    Tief im Innersten war sie von der Richtigkeit ihres Entschlusses überzeugt, doch ihr graute vor den Folgen.
    Meriel de Veres Sinneswandel hatte in Lambourn Priory einiges Aufsehen erregt. Nur wenige der Schwestern waren freundlich geblieben; die meisten

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