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historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc

historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc

Titel: historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: kram
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entsann sich noch gut der Freude, Rouge im Fluge zu sehen, des Entsetzens beim blutigen Gefecht am Flussufer und der Angst, die nach ihrer Warnung vor dem drohenden Unheil alle im Stift erfüllte.
    Diese Furcht war fröhlicher Erleichterung gewichen, als der Tross dann, bar aller kriegerischen Absichten, in der Priorei Einzug hielt, und Meriel hatte sich gern erboten, den ermüdeten Kämpen Speise und Trank zu reichen. Be schwingt war sie von einem zum anderen geeilt und hatte rasch gemerkt, wie wohl sie sich in der Gegenwart von Männern fühlte und wie sehr sie ihre Gesellschaft vermisste. Sie hatte die gutmütigen Scherze der Reisigen genossen und selbst einen jungen Knappen geneckt, der so scheu war, dass er ihr nicht in die Augen schauen mochte.
    Sogar dem Baron of Warfield, der sie so brüsk ob ihrer Unbedachtheit gescholten hatte, war sie nicht gram gewesen. Seine harschen Worte hatten sie vielmehr an die älteren Brüder erinnert, die auch nicht anders mit ihr gesprochen hätten.
    Es wunderte sie, dass sie beim Anblick der Soldaten derart gelöst gewesen war. Schließlich war sie nicht ausschließlich von Frauen umgeben. Durchziehende Reisende besuchten die Priorei; die zum Stift gehörenden Hofbauern kamen nach Lambourn, und außerdem begegnete sie Männern, wenn Mutter Rohese sie mit einem Auftrag zum Gutshaus oder in den Weiler schickte.
    Meriel unterbrach das unstete Umhergehen, blieb vor Rouges Sitzstange stehen und nahm dem Falken das Lederhäubchen ab. Verschlafen blinzelte er sie an, während sie ihm die gesprenkelte Brust kraulte.
    „Ich weiß, Rouge", sagte sie leise, „dass ich die Braut Christi werden muss. Mir bleibt keine andere Wahl. Vater war nicht reich, und die Erträge aus den Ländereien reichen nur knapp für William und seine Familie. Wie gut, dass Vater Alice und Isabeau so gut verheiraten konnte, aber die Morgengabe für sie hat Mamas gesamtes Vermögen verschlungen. Da ich die jüngste meiner vier Geschwister bin, muss ich dankbar sein, dass Vater die Mitgift für meinen Eintritt in den Orden aufbringe n kann."
    Rouge verdrehte den Hals, bog das Köpfchen nach oben und sah Meriel mit scharfem Blick an, ganz so, als stelle er ihre Schlussfolgerungen in Frage.
    „Wenn ich Nonne bin", fuhr sie ruhig fort, „kann ich wenigstens der Achtung und Liebe meiner Mitschwestern sicher sein. Meine Angehörigen werden morgen eintreffen, und William hat bereits Vorkehrungen getroffen, den Anlass festlich zu begehen. Ich kann jetzt nicht den Sinn ändern. Dafür war es bereits seit dem Tage meiner Ankunft zu spät. Nein, ich gehöre hierher", fügte sie in festem Ton hinzu, wie um sich selbst zu überzeugen. „Mutter Rohese, die Ehrwürdigen Schwestern, die übrigen Novizinnen sind nun meine Familie. Es wäre gewiss anders, würde Vater noch unter uns sein. Sicher, er hätte mich gescho lten, würde ich Lambourn den Rücken zukehren, aber in Wahrheit wäre er froh, mich wieder in Beaulaine zu haben. William würde mir die Heimkehr wohl auch nicht verweigern. Haleva, seine Frau, indes wird mir bestimmt vorwerfen, ich nähme ihren Kindern das Brot weg, und mich schlechter behandeln als die niedrigste Magd. Nein, es gibt keine Umkehr!"
    Der Falke plusterte das Gefieder und trat auf der Haltestange unruhig von einem Fuß auf den anderen.
    Meriel sah, dass ihre innere Erregung sich auf Rouge übertrug, wandte sich ab und ging zur Mitte der Zelle zurück. „Sobald ich die Braut Christi bin, werde ich wissen, dass ich den richtigen Entschluss gefasst habe", sagte sie, atmete tief durch und begann entschlossen, Gebende und Wimpel vom Kopf zu lösen.

    Dann nahm sie das kleine Messer, das sie zum Essen stets bei sich trug, ergriff eine der langen braunen Locken und straffte sie, um sie besser durchtrennen zu können. Unge achtet der dunklen Farbe hatte sie das wellige, weit über die Schultern fallende Haar immer sehr hübsch gefunden, auch wenn blondes als Zeichen besonderer Schönheit galt. Doch das waren eitle Gedanken. Je eher sie sich von der unnützen Pracht trennte, desto besser. Sie würde es ohne hin kurz vor der feierlichen Zeremonie verlieren, zum Aus druck dafür, dass sie der Welt entsagte. Es jetzt selbst zu schneiden war der Beweis dafür, dass ihre Entscheidung unumstößlich war.
    Die scharfe Klinge so nah wie möglich am Haaransatz haltend, wollte sie den ersten Schnitt ausführen, zögerte jedoch, plötzlich außerstande, den Beschluss in die Tat umzusetzen. Eine Hand schien die ihre

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