Historical Mylady Spezial Band 2
was für ein Gespräch das war!
Zuerst schien der Kutschenunfall vor drei Tagen gar kein Unfall gewesen zu sein! Und das Feuer im Gasthaus? Auch kein Unfall?
Arabella erkannte Darius’ Besucher sofort, als sie verstohlen durch das Fenster blickte. Lord Gideon Grayson, hochgewachsen, dunkelhaarig und sehr attraktiv, außerdem ein enger Freund ihres verwegenen jüngsten Bruders Sebastian. Bei ihrer Hochzeit mit Darius war er unter den Geladenen gewesen.
Was Lord Grayson allerdings mit einer Frau zu tun haben könnte, die offenbar versuchte, Darius und ihr selbst Leid zuzufügen, daraus konnte sie sich beim besten Willen kein Bild machen. Eine ‚rachsüchtige Frau‘ hatte Darius sie genannt. Vielleicht eine ehemalige Geliebte, die Darius zürnte, weil er sie weggeschickt hatte? Diese Möglichkeit erschien Arabella gar nicht so unwahrscheinlich!
Wenn sie sich daran erinnerte, wie unbeschreiblich schön ihr Erlebnis von gestern Abend gewesen war, erstarrte sie innerlich bei dem Gedanken, Darius könnte vor gar nicht so langer Zeit ebenso intim mit einer anderen Frau gewesen sein. Mit einer Frau, die offenbar so tief von der Trennung von ihm getroffen war, dass sie sich unbedingt rächen musste.
Lieber Himmel, könnte der Mann, auf den sich Darius und Lord Grayson in ihrem Gespräch bezogen hatten, vielleicht der gehörnte, eifersüchtige Mann der Frau sein?
Arabella konnte ihre wiederkehrende Wut auf Darius nicht länger zügeln. Statt weiter auf der Terrasse zu bleiben, öffnete sie eine der Türen und betrat entschlossen den Blauen Salon.
Die beiden Männer waren mehr als erstaunt über ihr plötzliches Erscheinen. Darius’ sowieso schon finstere Miene wurde noch finsterer. Lord Gideon Grayson stieg dagegen heftige Röte ins Gesicht, als er ungeschickt aufsprang, um sich zu verbeugen, und sich gleichzeitig bemühte, die Knöpfe am Hals seines Hemds zu schließen.
„Guten Morgen, Gentlemen.“ Arabella schenkte beiden ein unaufrichtiges Lächeln. „Ich hoffe doch, ich unterbreche Sie nicht bei einer wichtigen Angelegenheit?“
Darius sah sie mit leicht zusammengekniffenen Augen an, ohne sich auch nur einen Moment von ihrer Freundlichkeit täuschen oder von ihrer Schönheit – heute in einem blassgelben Kleid – ablenken zu lassen. Das herausfordernde Leuchten ihrer braunen Augen und die geröteten Wangen genügten, um ihn zu warnen. Seine Frau war über irgendetwas ausgesprochen verärgert.
Dass er gestern Nacht nicht in der Lage gewesen war, das Bett mit ihr zu teilen, könnte der Grund sein. Wenn sie allerdings etwas von seinem Gespräch mit Gideon belauscht hatte, dann konnte es auch sein, dass sie an einigem davon Anstoß nahm …
Wie lange hatte sie wohl schon auf der Terrasse gestanden?
„Ganz und gar nicht“, antwortete er gelassen, schlenderte zu ihr und legte besitzergreifend einen Arm um ihre Taille. „Ist die Novemberluft nicht ein wenig zu kalt, als dass du dich nur im Kleid hinauswagen solltest?“ Sie fühlte sich kühl an.
Mit unschuldigem Augenaufschlag sah zu ihm auf. „Ich wollte vor dem Frühstück nur etwas frische Luft schnappen, als ich euch beide hier sprechen hörte.“
Er nahm es mit einem knappen Nicken zur Kenntnis. „Lord Grayson ist gestern spät am Abend angekommen.“
Abrupt wandte Arabella sich Lord Grayson zu. „Sie sind den ganzen Weg von London an einem einzigen Tag geritten, Mylord?“
Grayson wurde wieder rot. „Ich …“
„Was spielt es für eine Rolle, wie und wann Gray hergereist ist, Arabella?“, fiel Darius ihm ins Wort. „Er kam gestern Abend, und wir waren noch bis spät in die Nacht wach und haben uns eine Flasche Branntwein geteilt.“„
Das war zu viel des Guten, ermahnte er sich. Schließlich hatte er soeben eine der zentralen Regeln verletzt, an die sich ein guter Spion halten musste: Offenbare stets nur so viel wie unbedingt notwendig. Es war falsch, dass er Arabella darüber aufklärte, was er und Lord Grayson bis spät in die Nacht getrieben hatten.
Zudem schienen seine Worte Arabella nicht einmal zu besänftigen, ganz im Gegenteil. Hastig fuhr er fort: „Wie du an unserem legeren Aufzug sehen kannst, hast du uns bei einer unserer Fechtübungen ertappt, bei der wir die Auswirkungen des gestrigen Branntweins abzuschütteln versuchten. Der arme Grayson ist vor Scham ganz außer sich“, fügte er spöttisch hinzu, da sein Freund noch immer mit den Knöpfen an seinem Hemd kämpfte.
„Ich bitte Sie, machen Sie sich keine Sorgen,
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