Historical Platin Band 04
lachten – bis auf Einar und Svend.
Der Häuptling betrachtete die Kinder. „Das sind ihre, ja?“
„Jawohl. Dies sind die Kinder des sächsischen Thans.“
„Bei Odin, er wird wütend sein! Doch er wird sicherlich hübsch dafür bezahlen, um sie zurückzubekommen. Sehr schlau von dir, mein Sohn, daran zu denken.“
Einar blickte seinem Vater in die Augen und erkannte, dass dieser keineswegs so zufrieden war, wie er sich gab. Svend kehrte zu seinem massiven Eichenholzsessel zurück.
„Nimm du sie. Es ist mein Geschenk an dich als Dank dafür, dass du das Schiff heil heimgebracht hast.“
Einar blickte seinen Vater an und nickte dann. Er fasste die Frau beim Arm, führte sie zu der Bank, auf der die Kinder saßen, und ließ sich neben ihr nieder. Zum ersten Mal kamen ihm jetzt Zweifel. Vielleicht hätte er die Sächsin doch lieber umbringen sollen. Sein Vater war mit ihm unzufrieden, und einigen Männern, ganz besonders Ull, war die Eifersucht anzusehen.
Doch das kümmerte ihn weniger als die Reaktion seines Vaters. Einar hatte dessen Befehle missachtet und die Vereinbarung mit dem sächsischen Verräter gebrochen. Es war nicht Svends Gewohnheit, Ungehorsam zu belohnen, so gerechtfertigt dieser auch sein mochte.
Dennoch war der verhohlene Zorn seines Vaters und dessen verwirrendes Verhalten nicht der Hauptgrund für Einars Unbehagen. Ihn beschlich nämlich langsam das Gefühl, dass diese Frau irgendeine Macht über ihn ausübte. Er vertrieb diesen Gedanken wieder und sagte sich, dass es nur ihr Körper war, den er begehrte. Welchem Mann würde es anders gehen?
Ingemar schlenderte mit einem Trinkhorn zu ihm heran. Er lächelte ihr entgegen. Sie betrachtete die Sachsenfrau langsam von Kopf bis Fuß. „Nun, Einar?“, fragte sie dann. „Möchtest du etwas?“
„Ja. Fürs Erste etwas zu trinken“, antwortete er. Sie beugte sich tief zu ihm hinunter und überreichte ihm das Trinkhorn. Einar lächelte, schob die Hand in ihr loses Gewand und liebkoste ihre Brüste. Er war zu lange ohne Frau gewesen.
Ingemars Atem ging schneller, und Einar wusste, dass er ihr nur zuzublinzeln brauchte, wenn er wollte, dass sie ihn draußen erwartete.
Das kleine Mädchen neben ihm hustete, und er zog seine Hand aus Ingemars Ausschnitt. „Könntest du bitte Brot und etwas zu trinken für die Kinder holen?“, fragte er sie.
Ingemar befeuchtete sich die Lippen und nickte. Mit einem triumphierenden Blick auf die Sachsenfrau drehte sie sich um und ging davon.
Meradyce beobachtete den blonden Wikinger neben sich verstohlen. Sie hatte genug verstanden, um zu wissen, dass sie dem alten Mann angeboten worden war, der hier der Häuptling zu sein schien. Offenkundig hatte dieser sie abgelehnt. Warum, wusste sie nicht, und sie konnte es sich auch nicht denken. Sie war einfach nur ungeheuer erleichtert, dass der Mann sie nicht angenommen hatte.
Wenn sie überhaupt irgendeinem Mann hier gehören sollte, dann würde sie sich den großen Blonden neben sich aussuchen. Auf der Überfahrt hatte sie gemerkt. dass er anders war als die Wikingerkrieger, von denen sie gehört hatte. Er hatte sie weder vergewaltigt noch sonst irgendwie verletzt. Den Kindern hatte er seinen Umhang gegeben, obwohl er ihn doch bestimmt selbst gebraucht hätte. Er hatte Adelar Verständnis entgegengebracht und vielleicht sogar den Stolz des Jungen respektiert.
Hier unter seinem eigenen Volk schien er so zu sein, wie man sich die Wikinger vorstellte, nämlich ein saufender, geiler Kerl mit hartem, kaltem Gesicht und rauen Manieren. Dennoch war Meradyce noch immer davon überzeugt, dass er ihr nichts antun würde. Natürlich war sie entsetzt gewesen, als er dem hellhaarigen Mädchen die Hand in den Ausschnitt geschoben hatte; dem Blick der jungen Frau nach zu urteilen, war dies indessen offensichtlich gar kein so ungewöhnliches Benehmen, jedenfalls dieser Frau gegenüber nicht.
Meradyce merkte, dass der Wikinger sie anschaute. Sie fühlte seinen Blick fast körperlich, und ein Kribbeln lief ihr über den Rücken. Sie versuchte, es nicht zur Kenntnis zu nehmen, und den Mann auch nicht.
Die hellhaarige Frau kehrte mit Brot zurück und gab es ihr mit einem feindseligen Blick. Meradyce war schon oft der Eifersucht begegnet und erkannte sie auch hier sofort wieder.
Vielleicht war diese Frau ja die Gemahlin des Wikingers. Das vermochte Meradyce jedoch auch nicht sonderlich zu trösten, denn obwohl es bedeutete, dass er sie auch weiterhin nicht anrühren würde, so
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