Historical Saison Band 01: Ein Duke zum Fest der Liebe? / Eine pikante Weihnachtsüberraschung / Maskerade unterm Mistelzweig / Die Nacht der heimlichen Wünsche
gute Partie, nicht wahr?“
„Gute Partie?“, wiederholte Miss Trents Zofe scharf. „Bei dem Skandal? Mir graut bei der Vorstellung, meine Herrin würde mit so einem Mann auch nur
reden
.“
„Wirklich?“ Rowan riss in gespieltem Erstaunen die Augen auf. „Aber es ist doch gewiss nur ein wildes Gerücht über einen Unfall? Abgesehen davon, gibt es gegen den Earl bestimmt nichts einzuwenden, oder?“
Miss Browne hob eine Augenbraue und warf ihren Kolleginnen einen Blick zu. „Man fragt sich schon“, murmelte sie, „welcher Art von Haushalt Seine Lordschaft vorsteht.
Es heißt …“, sie schnappte nach Luft, „… dass seine Frau eine Affäre mit seinem Kammerdiener hatte.“
„Nun, entweder hat er die Affäre geduldet, dann kann an dem Gerücht, dass er sie ermordet haben soll, nichts dran sein, oder eben nicht. Beides“, fuhr Rowan scharf fort, „geht nicht. Entweder ist der Mann durch und durch verlottert, oder er ist ein Mörder.“
Beim Sprechen ließ sie den Blick durch den Raum wandern und stellte fest, dass sie vom gegenwärtigen Kammerdiener des Earls beobachtet wurde. Zwar konnte er unmöglich verstanden haben, was sie gesagt hatte, aber sie hatte plötzlich ein schlechtes Gewissen und fügte deswegen hinzu: „Natürlich könnte er auch vollkommen unschuldig sein.“ Sie erwiderte Lucas’ Blick, während sie das sagte, ertappte sich jedoch dabei, dass sie die Brauen arrogant gehoben hatte, wie um jede Anmaßung im Keim zu ersticken. Nur dass dieser Ausdruck überhaupt nicht zu einer Daisy Lawrence passte.
Hastig senkte sie den Blick und war nun ebenso durcheinander, wie eine echte Zofe es gewesen wäre. Sie fragte sich immer noch, warum sie sich eigentlich so verwirrt fühlte – schlechtes Gewissen, Verärgerung darüber, dass sie aus der Rolle gefallen war, oder hatte es mit seinen kobaltblauen Augen zu tun? –, als eine kühle Stimme hinter ihr fragte: „Na, wieder am Klatschen, Miss Lawrence?“
Wie zum
Teufel
brachte er es fertig, sich so leise zu bewegen? Oder so schnell? Sie hatte doch kaum den Blick von ihm gewandt. Rowan drehte sich um und stellte fest, dass er viel zu dicht stand. „Wir unterhalten uns, Mr. Lucas. Wir sprachen gerade darüber, wie zerbrechlich die Reputation doch sein kann.“
Die anderen Zofen betrachteten die beiden nervös. Offensichtlich erwarteten sie von einem derart erhabenen Kammerdiener eine umfassende Rüge.
„Das ist allerdings wahr.“ Sein Lächeln war nicht sehr liebenswürdig. „Und Gerüchte sind eine gefährliche Sache. Manchmal natürlich stimmen sie auch.“
Er schlenderte davon, um mit einem älteren Mann zu plaudern. Die vier Frauen blieben sprachlos zurück. Schließlich sagte Miss Gregg, die Zofe von Miss Trent:
„Man könnte fast meinen, dass er versucht, uns Angst zu machen.“
„Da bin ich mir sogar ziemlich sicher.“ Rowan blickte dem Kammerdiener nach. Er trug feinstes schwarzes Tuch, das qualitativ mindestens genauso hochwertig war wie das der männlichen Gäste. „Jedenfalls will er mir Angst machen. Mir scheint, Mr. Lucas möchte Miss Maylin nicht als seine künftige Herrin sehen.“
Eine zögernde Stimme fragte: „Miss Lawrence?“
Neben ihr stand ein schüchterner, etwas pickeliger junger Mann. Sein Adamsapfel, der über dem sorgsam gebundenen Krawattentuch hervorstand, hüpfte auf und ab, als er nervös schluckte. Er bot einen solchen Kontrast zu Mr. Lucas, dass Rowan ganz sprachlos war. „Ähm … ja?“
„Ich bin Mr. Philpott, der Kammerdiener von Reverend Makepeace, und ich soll Sie zum Dinner führen, Miss Lawrence.“ Er wand sich dabei vor Verlegenheit, und das kaum unterdrückte Gekicher der anderen Zofen machte es nicht besser. Sein Dienstherr muss in der gesellschaftlichen Rangordnung genauso weit unten stehen wie Penny, wenn nicht weiter, dachte Rowan, und ihr Herz schlug ihm entgegen.
„Danke, Mr. Philpott, ich bin Ihnen sehr verbunden.“ Rowan hatte schon mit vielen linkischen jungen Männern zu tun gehabt und wusste, wie man ihnen die Befangenheit nahm. Für diesen unbeholfenen jungen Kammerdiener empfand sie jedenfalls sehr viel mehr Sympathie als für so manchen aufgeblasenen Adelsspross.
Sie legte ihm die Hand auf den Arm und lächelte, woraufhin er errötete und gar nichts mehr herausbrachte. „Wir stehen hier wohl ganz am Ende der Schlange, nicht? Na, macht nichts, Sie können mir derweil ein paar Tipps geben, wie ich mich benehmen soll.“ Sie senkte die Stimme zu einem
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