Historical Saison Band 01: Ein Duke zum Fest der Liebe? / Eine pikante Weihnachtsüberraschung / Maskerade unterm Mistelzweig / Die Nacht der heimlichen Wünsche
grünem Fries bezogen. Sie suchte sich einen aus, legte die Pelisse darauf aus und machte sich über den Saum her. Mit dieser Ausrüstung wäre sie bestimmt im Handumdrehen fertig.
Lucas schlenderte durch die Gänge, Wills hirschlederne Breeches über dem Arm, und freute sich an all der schmeichelhaften Aufmerksamkeit, die ihm die Dienstboten schenkten. Stellung war alles, das galt im Dienstbotentrakt genauso wie in den herrschaftlichen Räumen, und die Earlswürde seines Dienstherren färbte unweigerlich auf ihn ab. Es amüsierte ihn, dass er als Dienstbote plötzlich einen höheren Rang einnahm als in seiner eigenen Welt, und er verlieh seinem Auftreten eine Spur liebenswürdiger Herablassung. Wenn er seine Kollegen dazu verleiten wollte, über ihre Dienstherren im Allgemeinen und Miss Maylin im Besonderen zu klatschen, musste er einen guten Eindruck machen: hochfahrend genug, um Antworten auf seine Fragen fordern zu können, gleichzeitig so leutselig, dass er die anderen nicht gegen sich aufbrachte.
Ein freches Hausmädchen mit Grübchen führte ihn in den Reinigungsraum und eilte dann hüftschwingend und mit einem aufreizenden Blick davon. Er lächelte noch, als er den Raum betrat und sah, dass sich bereits jemand darin aufhielt.
Die junge Frau kehrte ihm den Rücken zu und beugte sich über das Kleidungsstück auf dem Tisch. Ihr Anblick verscheuchte jede Erinnerung an das Hausmädchen: Sie war schlank und wohlgeformt, und ihre Figur wurde durch die schlichte schwarze Dienstbotentracht noch betont. Sie hatte ihn nicht hereinkommen hören.
Energisch bürstete sie das Kleidungsstück aus und murmelte dabei leise vor sich hin.
Lucas hatte den Verdacht, dass es sich um Flüche handelte, denn sie wirkte mehr als ein wenig erhitzt und verärgert. Ihr honigbraunes Haar war geflochten und zu einem Knoten aufgesteckt, doch die Frisur hatte sich zu lösen begonnen. Winzige Löckchen ringelten sich in ihrem feuchten Nacken. Er trat näher, die Matte auf dem Fußboden dämpfte seine Schritte.
„Verflixt und verflucht und zugenäht …“
Es war ein sehr hübscher Nacken. Er war wie gebannt von diesem Nacken, der zarten weißen Haut, dem feinen Schweißfilm. Wie es wohl wäre, wenn er sie bisse?
Natürlich nur ganz, ganz sanft.
„Ach, zur Hölle!“ Sie knallte die Bürste auf den Tisch und richtete sich so schnell auf, dass sie einen Schritt nach hinten tun musste, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren – und rumpelte direkt in Lucas hinein. „Oh! Was um alles in der Welt machen Sie denn da?“
„Autsch!“ Der Schmerzensschrei stammte von ihm. Sie mochte ja zart und schlank sein, doch die Wucht, mit der ihr Schädel gegen seine Nase gefahren war, war beträchtlich. Lucas mochte seine Nase. Seiner Meinung nach stellte sie einen seiner Pluspunkte dar; es wäre betrüblich, sie sich von einer zornigen Zofe brechen zu lassen.
„Machen Sie mir keine Vorwürfe“, fuhr sie herzlos fort, ohne sich um seinen Schmerz zu kümmern. Wütend funkelte sie ihn an. „Es ist allein Ihre Schuld. Was schleichen Sie sich auch so an mich an.“ Ihre Augen waren von einer reizenden grünbraunen Färbung, ihre Brauen geschwungen, und ihre Nase war klein und gerade. Im Augenblick reckte sie sie arrogant in die Luft. Er senkte die Hand, nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass seine eigene Nase keinen bleibenden Schaden davongetragen hatte. Dadurch bekam sie sein Gesicht zu sehen, und ihre Miene wurde noch strenger. „Sie schon wieder! Ich hätte es mir denken können. Sie Wüstling!“
Wüstling?
„Sind Sie eine Zofe?“ Natürlich war sie das. Er erinnerte sich wieder an sie – das attraktive Mädchen mit der finsteren Miene und den schäbigen Taschen. Er hatte ihr zugezwinkert. Offenbar ein Fehler.
„Natürlich bin ich das!“
„Nun, Sie hören sich aber nicht so an“, erwiderte er offen, legte die Breeches auf einen anderen Tisch und griff nach einer Bürste. Sie sprach deutlich akzentuiert, und sie klang selbstsicher und kultiviert, auch wenn man das von ihrer Flucherei eingangs nicht behaupten konnte.
„Ich bin im Haus eines Gentleman aufgewachsen“, erklärte sie, hob das Kleidungsstück hoch, das sie bearbeitet hatte, und schüttelte es aus. „Und durfte am Unterricht der jungen Damen teilnehmen. Nicht dass Sie das etwas anginge. Von einer Kammerzofe erwartet man eine gewisse Wohlerzogenheit.“
„Wohlerzogen sind Sie aber nicht.“ Lucas schrubbte an einem Fleck am Knie herum.
„Sie klingen eher wie
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