Historical Saison Band 01: Ein Duke zum Fest der Liebe? / Eine pikante Weihnachtsüberraschung / Maskerade unterm Mistelzweig / Die Nacht der heimlichen Wünsche
eine Herzoginwitwe bei Almack’s.“
„Es war ein äußerst vornehmer Haushalt.“ Sie strich sich das feuchte Haar aus der Stirn und hielt den Saum des Kleidungsstücks ans Licht. Anscheinend handelte es sich um eine altmodisch geschnittene graubraune Pelisse. „Das ist doch kein Schlamm! Ich halte es eher für Klebstoff.“
„Lassen Sie mal sehen.“ Lucas streckte die Hand nach der Pelisse aus. Er hatte keine Ahnung, wie man hartnäckige Flecken aus Damenkleidern entfernte – bei Wills Breeches hatte er unwillkürlich dieselbe Methode gewählt, die er auch bei einem schlammbespritzten Pferd angewandt hätte –, aber er wollte das Gespräch noch ein wenig ausdehnen. „Versuchen Sie es mal mit dieser feinen Bürste, mit den dünnen Borsten.“
„Danke.“ Misstrauisch nahm sie die Bürste von ihm entgegen und verschanzte sich hinter ihrem Tisch, offenkundig, um ihn besser im Auge behalten zu können.
„Warum haben Sie sich so an mich herangeschlichen?“
„Habe ich doch gar nicht“, widersprach er und setzte eine unschuldige Miene auf.
Dass er dazu nicht das richtige Gesicht besaß, wusste er. Die Zofe warf ihm nur einen Blick zu, der ihm äußerst vielsagend zu verstehen gab, was sie von Männern im Allgemeinen und ihm im Besonderen hielt, und beugte sich wieder über den Saum der Pelisse.
„Wessen Zofe sind Sie denn?“
„Miss Penelope Maylins.“
Lucas ließ die Bürste fallen und bückte sich hastig unter den Tisch, um sie aufzuheben – und seine Miene wieder unter Kontrolle zu bekommen. Offensichtlich waren die Götter auf seiner Seite – er hatte seine Beute nicht nur ohne jede Anstrengung gefunden, es würde ihm auch eine Freude sein, sie nach Informationen auszuhorchen.
Natürlich würde dabei nicht mehr herauskommen als ein leichtherziger kleiner Flirt – wenn er damit ihr Vertrauen gewinnen konnte. Nach seinem Ehrenkodex waren Dienstmädchen ebenso tabu wie jungfräuliche Debütantinnen. Auf der anderen Seite hätte sie sich auch als Sauertopf oder alter Drachen erweisen können.
„Wie heißen Sie?“ Er richtete sich auf und beugte sich dann wieder über seine Arbeit.
„Lawrence. Daisy Lawrence.“
Daisy. Das passte nicht zu ihr. Das Mädchen war kein frisches Wiesenblümchen. Sie war etwas viel Subtileres, Kultivierteres. Eine honigfarbene Rose vielleicht, duftend, samtig, aber mit scharfen Dornen.
„Ich bin …“
„Ich weiß, wer Sie sind. Sie sind Lord Danescrofts Kammerdiener.“ Seine Überraschung war anscheinend offensichtlich, denn sie fügte hinzu: „Sie brauchen sich deswegen nicht geschmeichelt zu fühlen. Miss Maylin hat erwähnt, wann Seine Lordschaft eingetroffen ist. Aber Sie dürfen mir sagen, wie Sie heißen.“
„Lucas.“ Das Mädchen hatte Temperament. Will stand gesellschaftlich höher als jeder andere Gast – und auch höher als sein Gastgeber. Daher nahm dessen Kammerdiener unter den versammelten Dienstboten die höchste Stellung ein, und doch schien sie das kein bisschen einzuschüchtern. „Sie können mich Mr. Lucas nennen“, fügte er hinzu, hauptsächlich, um zu sehen, wie sie darauf reagierte.
„Ja, Mr. Lucas“, erwiderte sie bescheiden. Dass sie plötzlich erkannte, wo ihr Platz war, verblüffte ihn. „Und danke, dass Sie mir die Bürste gezeigt haben, sie war genau richtig für diesen Fleck.“ Sie hängte sich das Kleidungsstück über den Arm und trat auf ihn und die hinter ihm liegende Tür zu. Lucas wechselte an seinem Arbeitstisch den Platz, wie um besser an seine Aufgabe heranzukommen, und vertrat ihr dabei den Weg.
„Ist sie eine anspruchsvolle junge Dame? Ihre Miss Maylin, meine ich.“
„Gar nicht. Sie ist still und bescheiden, fast ein bisschen zu brav. Ich kenne da ganz andere als sie.“ In ihrem Blick flackerte unterdrückte Belustigung auf, was ihm merkwürdig vorkam. Er fragte sich, woran – oder an wen – sie dabei wohl dachte.
„Natürlich“, setzte Daisy nachdenklich hinzu, „muss sie mit ihrer Stiefmutter zurechtkommen.“
„Ach ja?“ Lucas hob ein Bein der Breeches an und betrachtete die Knieschnürung, in der Hoffnung, dass er aussah, als wüsste er, was er tat. „Dürfte ich Sie bitten, mir das Bürstchen da hinten zu reichen, Miss Daisy?“ Einerseits war das reine Taktik, um sie zum Bleiben zu bewegen, andererseits genoss er den Anblick, wie sie sich mit einer Anmut bewegte, die sicher auch von ihrem Unterricht bei den jungen Damen herrührte. Vielleicht war sie ja ein uneheliches Kind der
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