Historical Saison Band 17
weiß ich.“
„Du lässt dich aber auch schnell von seinen Neckereien herausfordern, mein Liebling, und das beflügelt ihn nur“, mahnte ihre Mutter.
Zu Jessicas Erstaunen ärgerte Jacks selbstherrliches Gehabe weder ihre Familie noch seine.
„Es besteht keine Notwendigkeit für ihn, sich mir gegenüber so aufzuspielen und den Lebemann herauszukehren. Es ärgert mich aber auch, dass ich von niemandem erfahre, was er eigentlich so treibt, seit er aus Oxford zurück ist“, beschwerte sie sich missmutig. Ihre Mutter warf ihr nur einen belustigten Blick zu.
„Manchmal klingst du genau wie Jacks Großmutter, meine Liebe.“ Ihre Mutter schenkte ihr ein Lächeln, das Jessica misstrauisch machte. Vor allem war sie jedoch entsetzt über diese Bemerkung.
„Das meinst du nicht wirklich so, oder?“ Sie zuckte bei der bloßen Vorstellung zusammen, jener fürchterlichen alten Dame in irgendeiner Weise ähnlich zu sein. „Na gut, ich werde in Zukunft netter zu ihm sein“, fügte sie mit Nachdruck hinzu und fragte sich verwundert, warum ihre Mutter so selbstzufrieden aussah.
Bevor sie weiter darüber nachdenken konnte, gab es einen kleineren Aufruhr am Eingang zum Ballsaal. Offenbar trafen gerade wichtige Gäste ein, denn entzücktes Gemurmel erfüllte den Raum. Jessica erkannte schon bald den Grund dafür. Der Duke of Dettingham höchstpersönlich kam gleich darauf so ungezwungen hereingeschlendert, als würde er einen Spaziergang in seinem eigenen Garten machen. Mit der ihm ganz eigenen lässigen Eleganz verbeugte er sich vor der Gastgeberin, ein verschmitztes Grinsen um die Lippen. Und jene nicht mehr ganz so junge Dame errötete wie eine Debütantin und erwiderte sein Lächeln, als er ihr die Hand küsste.
Jessica beobachtete stirnrunzelnd, wie Jack sich auf seine gewohnt unbekümmerte Art in eine Gesellschaft begab, die ihm eigentlich nicht wohlgesonnen war. Im Grunde sollte er aussehen wie jemand, der sich im Dunkeln angekleidet hat, so wenig Aufmerksamkeit wie er seiner Erscheinung schenkte. Stattdessen wirkte er in seinem nicht ganz auf den Leib geschneiderten Rock und dem achtlos gebundenen Krawattentuch so elegant und verwegen, dass selbst die modebewussten jungen Männer des ton sich bemühten, seinem Beispiel nachzueifern … Was ihnen nach Jessicas Meinung allerdings nicht gelang.
Inzwischen war der Duke of Dettingham dabei, die versammelte Gesellschaft zu begutachten, bis er in der Menge einige Freunde entdeckte und sich einen Weg zu ihnen bahnte. Allerdings musste man nicht fürchten, ihn aus den Augen zu verlieren, dachte Jessica aufgebracht. Jeder wandte den Kopf nach ihm um und begrüßte ihn freudig – auch die Menschen, die sich gerade eben noch über ihn und seinen vermissten Erben das Maul zerrissen hatten.
Jack Seaborne gehörte allerdings zu einer aristokratischen Familie, deren Mitglieder in der Gesellschaft sehr angesehen waren. Und obwohl über ihn getuschelt wurde, war er sogar noch größer, schöner und intelligenter als die meisten anderen Seabornes. Wahrscheinlich war er deshalb auch ein wenig arroganter und herrischer als seine Verwandten. Dennoch glaubte Jessica nicht, dass irgendeiner von ihnen aus Neid eine so niederträchtige Geschichte über Jack und Rich in Umlauf bringen würde, um ihm auf diese Weise zu schaden.
Da Jack sich offensichtlich keine Gedanken darüber machte, ob die Gesellschaft ihn akzeptierte oder nicht, zwang Jessica sich, auch nicht weiter über den Klatsch nachzudenken. Stattdessen konzentrierte sie sich darauf, ihre Gefühle in den Griff zu bekommen. Denn jedes Mal, wenn Jack in ihrer Nähe erschien, begann ihr Herz, aufgeregt zu klopfen, und sie wurde von einer seltsamen Hitze ergriffen. Natürlich musste sie es um jeden Preis vermeiden, diese beschämenden Empfindungen offen zur Schau zu tragen … Schließlich ist er nur einer von vielen, versuchte sie sich einzureden. Es gab genug andere attraktive Männer, die von hohem Rang waren und großen Einfluss in der guten Gesellschaft ausübten. Jack ist gar nichts Besonderes, sagte Jessica sich, doch tief in ihrem Innern wusste sie, dass keiner seine Gelassenheit besaß, seine verflixt verführerische, von der Natur gegebene Ausstrahlung. Die wäre ihm selbst dann eigen gewesen, wenn er mit sechzehn Jahren ein Hausknecht geworden wäre und kein Duke!
Damals war Jessica ein trauriger kleiner Wildfang gewesen und hatte sich nichts sehnlicher gewünscht, als an Jacks und Richards wilden Ausritten und
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