Historical Saison Band 17
den meisten aber nicht schwerfallen dürfte, mein Junge“, lenkte Lady Pendle ein und warf ihrer Tochter einen vorwurfsvollen Blick zu. „Sagen Sie Ihrer Tante Melissa, dass wir selbstverständlich kommen werden. Und sollte es mir gelingen, Pendle von seinem Besitz und unserer lieben Rowena fortzuzerren, wird auch er Ihnen zur Seite stehen.“
„Vielen Dank, Mylady. Ich bin Ihnen aufrichtig dankbar“, sagte er galant, und Jessica spürte den nicht sehr damenhaften Drang, ihn gegen das Schienbein zu treten – um zur Abwechslung einmal ihn davonhumpeln zu sehen, statt sich selbst immer nur so unbeholfen vorzukommen. Doch da gab ihre Mutter endlich das Zeichen zum Aufbruch, indem sie sich erhob. Auch Jack erklärte, ebenfalls die Gelegenheit nützen zu wollen und sich davonzuschleichen.
„Ich freue mich darauf, Sie wieder auf Ashburton zu begrüßen, Prinzessin“, meinte er zum Abschied, während er ihnen in die Kutsche half. Seine Fürsorglichkeit machte Jessica sogar noch zorniger.
„Sie werden mich unter so vielen schönen jungen Damen gar nicht bemerken“, erwiderte sie schroff.
„Ich bemerke Sie immer, Prinzessin“, sagte er, als müsste man ihm dazu gratulieren.
Und damit trat er zurück, ein unerträglich selbstgefälliges Lächeln auf dem attraktiven Gesicht, während der Diener die Tür der Kutsche zuwarf. Lässig winkend schlenderte der Duke weiter, ohne auch nur einen Spazierstock zu seiner Verteidigung bei sich zu führen. Wahrscheinlich pfeift er auch noch sorglos vor sich hin, dachte Jessica verstimmt. Genauso gut könnte er die auf der Lauer liegenden Straßenräuber persönlich einladen, ihn zu überfallen und auszurauben.
„Wenn du dein Wort immer so gewissenhaft halten würdest wie gerade eben, wären dein Vater und ich bald gezwungen, dich zu enterben“, sagte ihre Mutter gereizt.
„Was meinst du damit? Ich halte immer meine Versprechen“, verteidigte Jessica sich.
„Du hast vor nicht ganz einer halben Stunde geschworen, du würdest höflich zu Jack sein! Und dann verhältst du dich so kindisch, dass es einfach nur unangenehm ist.“
„Wahrscheinlich wirst du mich noch ohne Abendbrot zu Bett schicken“, spottete Jessica so ungerührt sie konnte. Aber insgeheim wusste sie, dass ihre Mutter recht hatte. Sie hatte sich von ihren widerstreitenden Gefühlen zu offener Unhöflichkeit mitreißen lassen, weil sie ahnte, wie sehr Jacks Heiratspläne ihre Welt auf den Kopf stellen würden. „Ich werde versuchen, von jetzt an meine Zunge im Zaum zu halten“, versprach sie und hoffte nur, sie würde sich während der zwei Wochen auf Jacks Gut auch daran halten können.
Jack Seaborne war sicherlich zu sehr Gentleman, um ihr die schlechte Laune übel zu nehmen, und sie bedeutete ihm nicht so viel, dass er sich die Mühe machen würde, über längere Zeit einen Groll gegen sie zu hegen. Er gehörte sowieso nicht zu den Menschen, die leicht gekränkt waren, und nach dem geplanten Besuch auf seinem Besitz würden sie sich nicht mehr sehen, außer vielleicht zufällig oder bei gelegentlichen Gesellschaften des ton . Jessica hatte sieben Geschwister und er fünf Cousins und Cousinen – eigentlich vier, wenn man von Rich absah – und eine Legion entfernter Verwandter, also würde es Taufen und Verlobungsbälle in Hülle und Fülle geben, bei denen auch Jessicas Familie anwesend sein musste. Doch sie, die jungfräuliche Tante, würde sich dabei ganz einfach unauffällig im Hintergrund halten.
Natürlich bedauerte sie jedes verblendete Mädchen, das sich von der Anziehungskraft des hinreißenden Duke of Dettingham täuschen ließ und sein wahres Wesen nicht erkannte. Jack Seaborne verfügte über einen tyrannischen Willen und eine unnachgiebige Entschlossenheit, das Leben all jener zu bestimmen, die ihm nahestanden – selbstverständlich nur zu deren Besten, wie er behauptete. Zweifellos würde er einen ausnehmend unbequemen Gatten abgeben. Dass Jessica dabei würde zusehen müssen, wie er seiner Braut den Hof machte, durfte sie nicht wie eine Qual empfinden. Es war lediglich eine weitere Pflicht, die sie hinter sich bringen musste, bevor sie sich aufs Land zurückziehen konnte. Dort würde sie vielleicht Schweine züchten oder auch Dampfmaschinen finanzieren und sich einen Namen als exzentrische vermögende Dame machen.
„Ist es etwa zu viel verlangt, ganze zwei Wochen höflich zu bleiben?“, fragte Lady Pendle spöttisch, sodass Jessica verlegen den Blick abwandte und aus dem
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