Historical Saison Band 18
Lachen. Was zum Teufel denkst du dir? Wenn dir schon der Ruf des Mädchens keine Sorgen bereitet, dann denk wenigstens an deinen eigenen. Du riskierst, von der feinen Gesellschaft gemieden zu werden oder zumindest für eine längere Zeit zur Zielscheibe üblen Spotts zu avancieren.“
„Beides würde mir nicht allzu viel ausmachen“, entgegnete der Viscount, der plötzlich sehr ernst wurde. „Aber was den Ruf des Mädchens betrifft, so verhält es sich natürlich vollkommen anders. Ich habe daher beschlossen, am Ende der Woche nach Fincham Park zurückzukehren. Es ist meine Pflicht, sie zu beschützen, und ich sehe keinen anderen Weg.“
Charles wusste nicht mehr, woran er war, und fragte ratlos: „Aber weshalb tust du das, Ben? Ein Mädchen, das sich mit solchen Mitteln behilft, ist gewiss eine …“ Er hielt inne, als er bemerkte, wie bedrohlich sich die Miene des Freundes verfinsterte. „Nun, gewiss hast du genug in Erfahrung gebracht, um ihren Charakter richtig einzuschätzen“, räumte er schließlich ein.
„Ja, in der Tat“, bestätigte der Viscount. „Ich habe genug erfahren, um ganz sicher zu sein, dass dieses Kind vollkommen unschuldig ist.“ Unerwartet erhellte ein warmes Lächeln seine scharf geschnittenen maskulinen Züge. „Auch wenn das für mich ein wenig entmutigend ist, hat sie niemals etwas unternommen, um mich in Versuchung zu führen. Sie behandelt mich – wenn ich so sagen darf – wie einen Onkel, dem sie vertraut. Wie du zugeben musst, ist das nicht gerade schmeichelhaft für einen Gentleman mit meinem Ruf im Hinblick auf das schöne Geschlecht!“
Charles betrachtete seinen Freund einen Moment schweigend, bevor er eine naheliegende Frage stellte. „Hättest du es gern anders?“
Der Viscount stand auf und ging durch das Zimmer, um ihre Gläser nachzufüllen. „Nun, lass uns ganz offen reden. Angemessen gekleidet ist sie wahrscheinlich eine verdammt hübsche junge Dame. Aber nein, so seltsam es auch scheint, ich genieße gerade die Gesellschaft meines außergewöhnlichen Pagen. Georgie ist von einer so erfrischenden Natürlichkeit und in vielerlei Hinsicht so unkompliziert. Sie sagt mir genau, was sie von den Dingen hält. Und ich glaube felsenfest, dass sie mich – bis auf ein paar unerhebliche Ausnahmen – noch nie angelogen hat. Dieser ungekünstelten Umgang miteinander bedeutet mir sehr viel … Allerdings bin ich vernünftig genug, um zu wissen, dass die Beziehung zwischen uns nicht ewig so weitergehen kann.“
Charles wartete ab, bis sein Freund wieder in seinem Sessel Platz genommen hatte, bevor er seiner Neugier mit einer weiteren Frage Ausdruck verlieh. „Hast du ihr wahres Geschlecht von Anfang an erkannt?“
„Ich war von Beginn an misstrauisch“, bekannte er lächelnd. „Aber richtig überzeugt davon war ich erst, als ich sie an jenem Tag zufällig auf der Straße auflas und mit nach London nahm. Ich habe bis jetzt keine Ahnung, was sie eigentlich in der Stadt vorhatte. Ich selbst habe sie auf die unsinnige Idee gebracht, sich als Page zu verdingen.“ Er zuckte mit den Schultern. „Deshalb habe ich mich vermutlich auch verpflichtet gefühlt, ihr in meinem Haus Schutz zu gewähren …“
„Und jetzt?“, hakte Charles nach, als Lord Fincham erneut in Schweigen verfiel.
„Mehr denn je möchte ich, dass sie mir vollständig vertraut. Dann kann ich ihr vielleicht helfen. Glaube mir, sie ist kein leichtfertiger Backfisch, der sich irgendeinen Spaß erlaubt. Da bin ich mir ganz sicher. Nein, es muss einen ernsthaften Grund für diese Scharade geben. Außerdem glaube ich, dass sie älter ist, als ich zunächst annahm. Möglicherweise ist sie bereits einundzwanzig, auch wenn sie viel jünger erscheint.“
Er schwieg einen Moment und trank einen Schluck Wein. „Sie ist eine ebenso bezaubernde wie intelligente junge Frau, Charles. Sie wird selbst einsehen, dass sie nicht auf Dauer mit ihrem Versteckspiel fortfahren kann. Das ergibt sich aus der Natur der Dinge. Wenn sie jeden Monat ein paar Tage auf dem Zimmer bleiben muss, werden die anderen Bediensteten rasch Verdacht schöpfen. Allerdings hoffe ich, dass sie dieser Verlegenheit entgehen kann, indem sie sich mir rechtzeitig anvertraut. Sollte ich nicht länger in der Lage sein, sie wie ein unschuldiges Mädchen zu behandeln, das sie ganz gewiss ist, werde ich meine Schwägerin um Hilfe bitten.“ Bei diesem Gedanken musste er lächeln. „Eleanor wird natürlich schockiert sein. Aber sie hat mich gern und
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