Historical Saison Band 18
Verantwortung für Sie.“
„Ich bin eine Schwindlerin!“, hielt sie ihm vor Augen. „Ich habe vorgegeben, mit Ihnen verheiratet zu sein. Sie sind mir gegenüber in keiner Weise verpflichtet, Sir James. Bitte, lassen Sie mich einfach gehen.“
„Begreifen Sie nicht, dass ich Sie beschützen möchte?“, fragte er ruhig.
Nein, das konnte sie nicht glauben. Bittere Erfahrung hatte sie gelehrt, welcher Art der Schutz war, den Männer ihr für gewöhnlich anboten. Aber vielleicht gehörte er tatsächlich zu jener seltenen Gattung echter Gentlemen? Als sie sich damals während einer Hausparty bei gemeinsamen Freunden zum ersten Mal begegnet waren, hatte er jedenfalls bewiesen, dass er einer war. Er hatte genauso zu ihren Bewunderern gehört wie die anderen Männer, mit ihr geflirtet und um sie geworben, oft mit diesem köstlich sündigen Blick, der ihm eigen war. Damals hatte sie auch das Schamlose Frauenzimmer in ihrem Innern entdeckt, das jedes Mal, wenn er in der Nähe war, wie von Sinnen geflüstert hatte: Ich will ihn, will ihn, will ihn!
Doch als Pompeia in den Ställen gegen ihn gestolpert war, hatte er die Situation nicht ausgenutzt. Dem Freund ihres Bruders, den er dabei erwischte, wie er sie im dämmrigen Korridor zu betatschen versuchte, hatte er in einem Wutanfall die Nase gebrochen und sie anschließend sicher zu ihrem Zimmer eskortiert.
Aber als sie ihm am nächsten Tag einen Kuss zur Belohnung angeboten hatte, war er weiß wie die Wand geworden und hatte abgelehnt mit den Worten: „Das ist sehr nett von Ihnen, aber Sie sind nicht für mich bestimmt.“ Um ihre Kränkung zu überspielen, hatte sie den Kopf hochmütig in den Nacken geworfen und ihn stehen lassen. Dann war er nach London abgereist, und sie hatte ihn nie wiedergesehen.
Im Gegensatz zu seinem Freund Belfort, der ein paar Monate später noch einmal zu Besuch gekommen war. Mr Belfort hatte nicht nur um ihre geheimen Sehnsüchte gewusst, er hatte ihr auch klargemacht, wie sie sie stillen konnte: mit ihm natürlich. Er war ein attraktiver sinnlicher Mann, James’ Bruder Simon nicht unähnlich, wenn auch eher blond als rothaarig. Ihre Eltern wollten sie mit einem langweiligen Baron verheiraten, doch ihr Verlangen war erwacht, und so hatte sie nachgegeben. An Mr Belforts erotischer Erfahrung war nichts auszusetzen gewesen, er hatte sein Versprechen, sie in die Freuden der Liebe einzuführen, gehalten. Danach war jedoch die Hölle losgebrochen. Belfort hatte mit seiner Eroberung angegeben, und seine Prahlerei war ihrem Bruder und schließlich ihren Eltern zu Ohren gekommen.
Und als sei das alles nicht schon schlimm genug gewesen, hatte sie mit ihrem unbekümmerten Eingeständnis, dass es ihr gefallen hatte, die schlimmste aller denkbaren Sünden auf sich geladen.
Mit diesem hier würde es dir noch besser gefallen. Unverhohlen bewundernd musterte das Schamlose Frauenzimmer Sir James’ breite Schultern sowie seine schmalen Hüften und sann genießerisch über seine männliche Ausstattung in den staubbedeckten ledernen Hosen nach, bis es Pompeia endlich gelang, ihren Blick von den eng anliegenden Beinkleidern loszureißen. Hastig fuhr sie fort, das Kleid zusammenzulegen, verstaute es im Koffer und wollte eben beginnen, das zweite zu falten, als ihr einfiel, dass das modische Musselinkleid, das sie trug, der jüngeren Lady Carling gehörte. Sie konnte es unmöglich anbehalten, aber sie konnte es auch nicht ausziehen, solange Sir James im Zimmer war.
Das Schamlose Frauenzimmer war anderer Meinung und gaukelte ihr berückende Bilder vor, um seinen lasterhaften Standpunkt zu verdeutlichen. Wütend schob Pompeia die unanständigen Vorstellungen beiseite. Sie wollte Carling Manor mit einem Rest Selbstachtung verlassen. „Wären Sie so freundlich, mich ein paar Minuten allein zu lassen, damit ich mich umziehen kann?“ Sie hielt den Blick fest auf ihren Koffer gerichtet. „Das Kleid, das ich trage, gehört Ihrer Mutter, und ich möchte nicht in den Verdacht geraten, zu stehlen.“
Mit zwei großen Schritten war er bei ihr. Sie wich vor ihm zurück, knickte um und wäre gestürzt, hätte er sie nicht gehalten. „Ich verdächtige Sie nicht, eine Diebin zu sein.“ Er packte sie bei den Schultern. „Sehen Sie mich an, bitte! Sagen Sie mir, was Sie hergeführt hat.“
Er gab sie frei und trat zurück, genau wie damals.
Die Wut war aus seiner Miene gewichen, stattdessen malte sich solch offenkundige Sorge in seinen Zügen ab, dass eine Woge von
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