Historical Weihnachten Band 01: Das Geschenk der heiligen Nacht / Die Winterbraut / Licht der Hoffnung
gebe ich vor, du zu sein.“
„Das wird nicht funktionieren. Deine Mutter war beim letzten Mal schrecklich um mich besorgt.“
„Du wirst ihr klarmachen, dass du nicht umsorgt werden willst. Zudem wird sie mit dem Fest so viel zu tun haben, dass ihr gar keine Zeit für etwas anderes bleiben wird.
Ich ziehe unterdessen die Bettdecke über den Kopf und stöhne, falls jemand hereinkommt, um nach mir zu sehen.“
„Ich kann mir hundert Möglichkeiten vorstellen, wie das misslingen kann.“
„Ich auch, aber wir müssen es versuchen. Bitte, Joan. Ich werde kein Sakrileg begehen.“
Letztlich erklärte sich Joan seufzend mit dem Vorschlag einverstanden. „Aber es ändert nichts an deinem Problem, Nicolette. Was wirst du machen?“
Einen Moment lang glaubte sie schon, ihre Cousine würde nicht antworten, doch dann flüsterte die: „Ich stehe mit
ihm
in Verbindung. Ich habe ihm von dem Kind erzählt, und er wird einen Weg finden.“
Eine Lösung kam ihr in den Sinn, doch es fiel ihr schwer, diese auszusprechen. „Willst du weglaufen? Deine Familie verlassen?“
„Mir bleibt keine andere Wahl.“
„Oh, Nicolette!“ Joan beugte sich vor und nahm sie in die Arme, während ihr die Tränen kamen. Es war verlockend gewesen, ihr abermals vorzuhalten, welche Folge von Dummheiten zu diesem Elend geführt hatte, aber ihrer Cousine war zweifellos jeder einzelne Fehler bewusst. Und nun war sie selbst auch noch Teil dieser verheerenden Situation. Es würde schwer genug sein, die Wachen zu umgehen, die Nicolette behüteten, und sie aus der Burg zu bringen. Doch dann würde Nicolette für immer von ihrer Familie getrennt sein, während jeder in Woldingham von Gram erfüllt war. Und wofür das alles? Für jenes Trugbild namens Liebe, für jene Wildheit, genannt Lust.
Joan konnte nur beten und hoffen, Lord Henry würde angesichts dieser schrecklichen Situation einlenken und zu der Einsicht gelangen, dass es besser war, einen unwürdigen Ehemann zu akzeptieren, anstatt seine Tochter zu verlieren. Doch nach nunmehr einem Monat auf der Burg begann Joan zu zweifeln, es könnte je so kommen. Lord Henry war zwar ein gerechter, aber auch ein unerbittlicher Mann.
Wer unschuldig war, der wurde nicht bestraft, doch wer schuldig war, durfte nicht auf Nachsicht hoffen. Jedes Zögern und jede Form von großzügiger Auslegung schien dieser Mann wie eine todbringende Seuche zu meiden.
Und sie selbst, die nun von den Armen des Feindes umschlossen war, hatte sich der Täuschung und vielleicht sogar eines Sakrilegs schuldig gemacht. Schlimmer noch war indes, dass Nicolette in der Burg festsaß, wo sie sich vermutlich nach wie vor unter der Bettdecke versteckte und kläglich stöhnte. Das Schauspiel und das Fest waren beide zunichtegemacht worden, und die de Montelans folgten wutentbrannt und zum Morden bereit der Fährte der de Graves’.
2. KAPITEL
Das Pferd blieb stehen, und Joan warf dem Mann einen wütenden Blick zu. „Ihr habt eine unglaubliche Bescherung angerichtet!“, sagte sie vorwurfsvoll.
„Ich habe gar nichts angerichtet“, gab er knapp zurück und saß ab, dann umfasste er Joan und hob sie ohne Mühe vom Pferd. Augenblicklich wurde sie daran erinnert, dass sie die Gefangene eines sehr starken und unbarmherzigen Mannes war, der womöglich böse Absichten hegte.
„Kommt mit ins Warme.“ Er führte sie zu einer unheilvoll wirkenden Öffnung im Hügel. „Vielleicht wird sich dann Eure Laune bessern.“
Ein Vorhang hing vor dem Höhleneingang, vermutlich um zu verhindern, dass Licht nach draußen fiel, denn das Innere wurde von drei tellerförmigen Öllampen erhellt.
Es musste einen Schacht nach oben geben, denn der Rauch sammelte sich nicht in der Höhle, in der es nur wenig wärmer war als draußen.
Für das Pferd standen Heu und Wasser bereit, und es war auch sein Reittier, um das er sich als Erstes kümmerte. Joan war bis zu diesem Moment nicht bewusst gewesen, wie viel Wärme der Mann ihr während des Ritts mit seinem Körper gespendet hatte, doch nun begann sie zu schaudern. Aber womöglich war ihre Angst mit ein Grund für die Kälte, die sie nun verspürte.
Holz für ein Lagerfeuer war vorbereitet worden, das sie mit der Flamme einer der Öllampen entzündete, damit sie ihre Hände wärmen konnte. Als sie sich umsah, entdeckte sie zwei edle Holztruhen, drei Krüge und dicke Felle, die über einem Felsvorsprung ausgebreitet waren.
Vielleicht ein Bett? Sie musste schlucken, gleichzeitig überlegte sie, ob es
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