HISTORICAL WEIHNACHTEN Band 01
roten Kopf zu bekommen, jedoch nicht vor Wut. Beim heiligen Vincent, wie konnte er nur so undankbar sein, das zu vergessen. „Doch.“
„Ich halte nichts davon, an Weihnachten Geschenke zu verteilen“, erläuterte sie dem Priester. „Sir Rafes Pferd war jedoch krank, und als gute Christin gab ich ihm aus Nächstenliebe Bergminze, damit er einen Trank mischen konnte, um die Lungen des Tiers wieder freizubekommen. Wie es scheint, hat das Mittel gewirkt.“
„Das höre ich gern“, entgegnete Pater Coll und setzte eine so ernste Miene auf, wie sie keiner von ihnen bislang bei ihm gesehen hatte. „Geschenke zu geben, ohne dabei zu erwarten, dass man selbst beschenkt wird, ist ein wahrer Akt christlicher Nächstenliebe.“
„Manchmal können Menschen es sich nicht leisten, ein Geschenk zu machen, auch wenn sie das gern tun würden“, warf Rafe mit einem leicht trotzigen Tonfall ein.
„Die bedeutendsten Geschenke sind niemals die, für die man Geld ausgeben muss“, erklärte der Priester. „Und wenn jemand daran zweifeln sollte“, fügte er hinzu und richtete seinen mit einem Mal verschlagenen Blick auf den Ritter, „dann muss er sich nur vor Augen halten, welche Geschenke unser Herr am allerersten Weihnachtsfest erhielt.“
„Aber die drei Weisen brachten ihm sehr teure Geschenke“, wandte Rafe ein. „Gold, Weihrauch und Myrrhe.“
Der Priester lächelte ihn an und schob seinen Teller zur Seite. „Es stimmt. Diese Dinge brachten sie ihm, aber für mich ist das Wichtigste an der Geschichte von der Geburt unseres Herrn nicht das, was sie in den Händen hielten. Das andere Geschenk ist viel wertvoller, denn diese Männer kamen zu einem Stall, um einem Säugling zu huldigen. Sie bekundeten ihm gegenüber ihren Respekt, und Respekt könnte man sich nicht mal kaufen, wenn man alles Geld der Welt besitzen würde.
Und wir dürfen darüber auch nicht die Hirten vergessen, einfache Männer, die gekommen waren, um den Messias zu sehen, den man ihnen versprochen hatte.
Stellt Euch vor, wie es gewesen sein muss, nicht einen Prinzen in einem Palast vorzufinden, sondern ein in simple Tücher gehülltes Neugeborenes, das in einem bescheidenen Stall in einem Futtertrog lag. Doch sie glaubten an ihre Vision, und während auch sie ihm ihren Respekt bekundeten, waren sie fest davon überzeugt, ihren zukünftigen König vor sich zu haben. Respekt, Vertrauen und Glaube sind wundervolle und kostbare Geschenke“, beendete Pater Coll seine Ausführungen, „denn sie sind die Grundlage für die Liebe.“
Versonnen strich Rafe über den Fuß seines Kelchs, dann warf er Katherine einen langen Seitenblick zu. „Würdet Ihr dem zustimmen, Mylady? Würdet Ihr sagen, Respekt, Vertrauen und Glaube sind wunderbare Geschenke?“
„Respekt auf jeden Fall“, antwortete sie.
„Und was ist mit Vertrauen?“
Sie erhob sich von ihrem Platz. „Man kann sein Vertrauen in den Falschen setzen und es sein Leben lang bereuen. Ich danke Euch, Pater, für Eure sehr interessanten und ungewöhnlichen Überlegungen. Es ist schon spät, und ich möchte Euch und Sir Rafe eine gute Nacht wünschen.“
Die beiden Männer sahen ihr nach, wie sie die Treppe hinaufging, die zu ihrem Schlafgemach führte.
„Ich fürchte“, sagte der Priester seufzend, „ein Mann hat irgendwann in ihrem Leben ihr Vertrauen missbraucht.“
Rafe nickte. „Ja, sie klang sehr verbittert.“
Pater Coll betrachtete ihn listig. „Sie ist aber nicht die Einzige, die hier verbittert klingt.“
„Meint Ihr etwa mich? Das muss am Wein liegen“, antwortete Rafe. „Ich werde rührselig, wenn ich genug getrunken habe.“
„Nein, ich glaube, daran liegt es nicht.“
„Ich versichere Euch, mehr ist da nicht.“
„Würdet Ihr dann auch sagen, dass zu viel Wein auch Lady Katherines Problem war?“
„Nein, ich denke, Eure Vermutung ist genau richtig. Ein Mann hat irgendwann ihr Vertrauen ausgenutzt.“
„Und sie tut Euch deshalb leid?“
„Nein, damit hat das nichts zu tun. Ich bedaure, dass es geschehen ist, aber ihre Vergangenheit bedeutet mir kaum etwas.“
Der Priester legte den Kopf schräg. „Glaubt Ihr, Ihr könnt mich zum Narren halten, Sir Rafe?“
Rafe wünschte, er hätte seine Worte umsichtiger gewählt, und wurde rot, doch dann hob er trotzig das Kinn. „Warum sollte mir ihre Vergangenheit etwas bedeuten?“
„Weil Ihr sie liebt.“
„Wie bitte?“, rief er und sah sich rasch um, ob einer der Diener die erschreckende Äußerung des
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