HISTORICAL WEIHNACHTEN Band 02
Unschuld. Ich dachte, wir wollten ehrlich zueinander sein. Das war es doch, was Ihr sagtet, nicht wahr? Ihr habt Euch entschlossen, mir zu vertrauen, doch leider kam diese Geste zu spät. Ich entdeckte Euer Geheimnis, bevor Ihr Gelegenheit hattet, es mir zu verraten, und jetzt werden wir niemals erfahren, ob Ihr die Wahrheit gesagt habt.“
„Warum sagt Ihr das jetzt? Ich wollte, dass Ihr es erfahrt, ja, aber …“
„Ich frage mich, Olivia, ob irgendetwas von dem, das Ihr mir je erzähltet, wahr ist. Selbst Eure Küsse. Sind sie echt?“
Sie schlang die Arme um sich. Jetzt, wo die Glut des Begehrens langsam schwand, blieb sie frierend zurück, und sein eisiger Blick machte die Sache nicht besser. „Was wollt Ihr damit sagen?“ In ihrer Stimme klang eine Spur des gebieterischen Wesens mit, das von Anfang an ihre adelige Herkunft verraten hatte.
„Euer Opfer ist nicht nötig“, erwiderte er zähneknirschend. „Ich werde mein Versprechen halten. Ihr müsst mich nicht verführen, um sicherzugehen, dass ich Euch beschütze. Wirklich, Olivia, Ihr seid nur allzu leicht zu durchschauen.“
„Ihr glaubt, ich hätte versucht, Euch zu … zu verführen, weil ich mir einen Vorteil verschaffen will?“
„Bedenkt doch einmal die Tatsachen, meine Liebe. Ich bat Euch, meine Bettgenossin zu werden, und Ihr habt abgelehnt. Ich küsste Euch, bis uns beiden fast die Sinne vergingen, und doch trennten wir uns, weil Eure unbeugsame Tugend es so wollte. Und einen Tag, nachdem ich die Wahrheit über Euren Neffen herausgefunden habe, führt Euch Euer Weg wunderbarerweise schnurstracks in mein Bett. Zufall? Oder habt Ihr Eure beträchtlichen Reize aufsparen wollen, um Euch meiner Gunst zu versichern? Ich gestehe, die Aussicht, Euch zu erlauben, mich mit Euren kleinen Zaubereien zu umgarnen, hatte einen gewissen Reiz. Zu unser beider Unglück ziehe ich wahres Verlangen der Verstellung vor. Es ist einfach befriedigender.“
„Ihr denkt wirklich so schlecht von mir, nicht wahr?“
„Bekümmert Euch das?“, knurrte er. „Ich denke, das sollte es nicht. Es handelt sich hier doch nur um die Meinung eines Mannes, den Ihr für fähig haltet, einem Kind Böses anzutun.“
Olivia ließ die Schultern hängen. „Ich habe reagiert, ohne lange nachzudenken. Wenn Ihr wüsstet, was ich schon alles erlebt habe! Clement bedrohte das Baby, und das mehr als einmal. Aus Angst, ihm könnte ein Leid geschehen, bin ich wohl jedem Menschen gegenüber übervorsichtig geworden.“
„ Wenn ich wüsste … . Ich wünschte, ich wüsste wirklich Bescheid über so viele Dinge. Aber ich will mich nicht mit Fragen belasten. Wahrscheinlich würdet Ihr mich doch nur wieder anlügen.“
„Ich bin keine Lügnerin!“
„Ach nein?“, erwiderte er grimmig und herausfordernd.
Olivia presste die Hand an die Schläfen und schüttelte den Kopf. „Ja, ich habe gelogen, aber nicht leichtfertig.“ Sie hob den Kopf und erwiderte offen Wills Blick. „Seid Ihr so von Euch eingenommen, dass Ihr glaubt, ich müsste Euch für einen ehrenhaften Mann halten, nur weil Ihr Will of Thalsbury seid? Hätte ich Euren strahlenden Heiligenschein sehen und wissen sollen, dass ich bei Euch Zuflucht finde?“
„Euer Sarkasmus ist unangebracht.“
„Ich habe Euch getäuscht, weil ich es musste.“ Sie senkte die Stimme. „Aber nicht, als ich Euch küsste.“
Er schnaubte unwillig, und sein Blick passte nicht zu seinem sonst immer so freundlichen Gesicht. „Das war ein ganz klarer Handel. Euren Körper als Gegenleistung für meine Hilfe, meinen Schutz.“
Entsetzt sah Olivia ihn an. „Das würde mich zu einer Hure machen.“
Beide schwiegen. Der Satz schien bedrohlich zwischen ihnen in der Luft zu hängen.
„Wollt Ihr damit sagen, dass ich eine Hure bin?“
„Olivia …“
„Wollt Ihr das sagen?“
Er seufzte tief und rieb sich mit den Handballen die Augen. „So habe ich es nicht gemeint.“
„Wenn Ihr glaubt, ich wollte Euch verführen, um mir Vorteile zu verschaffen, so bedeutet es genau das.“
„Herrje noch einmal, du bringst mich völlig durcheinander, du kleiner Dummkopf. Merkst du denn nicht, dass ich mir nichts anderes wünsche, als dich in die Arme zu nehmen und zu beschützen? Und ja, ich begehre dich, seit ich dich das erste Mal sah. Ich will dich. Aber ich kann es nicht, wenn nicht auch du es dir von Herzen wünschst, Olivia.“
Stumm sah sie ihn an, da ihr keine Antwort einfiel. Sie bemerkte seinen entschlossenen Mund und das Feuer, das
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