HISTORICAL WEIHNACHTEN Band 02
ein Kloster in Betracht ziehen. Frauen wie sie taten das oft. Doch ohne Mitgift war ihr auch dieses Leben verschlossen. Gott sei Dank.
Jemand berührte sie an der Schulter, und sie wirbelte herum, um zu sehen, wer es wagte, sie anzufassen. Erleichtert atmete sie auf und machte einen Knicks. „Lady Honoria, habt Ihr mich erschreckt!“
„So in Gedanken verloren, Juliana! Du wirst noch Runzeln um die Augen bekommen. Und wenn du darauf bestehst, mich wie die Gattin des großen Lehnsherrn anzusprechen, werde ich mich so benehmen und dir ein Ohrfeige verpassen.“
Juliana musste gegen ihren Willen lachen. Die Frau ihres Cousins bezauberte jeden, mit dem sie zusammentraf, mit ihrem bereitwilligen Lächeln und ihrem schnellen Witz. Vielleicht würde Honoria ihren Wünschen Glauben schenken, wenn sie ihr die Wahrheit sagte. Zumindest den Teil davon, über den man reden sollte.
„Können wir offen sprechen?“, fragte sie die Frau ihres Cousins.
„Besser, als Unsinn zu plappern. Was stimmt nicht?“ Honoria nahm einen der kleinen Kuchen vom Tisch, brach ihn sorgfältig in zwei Teile und bot Juliana eine Hälfte an.
Juliana nahm ihn mit den Fingerspitzen und lächelte dankend. „Euer Gast ist hübsch, aber ich will ihn nicht zum Ehemann.“
Honoria lachte und biss in das Gebäck. Ihre grauen Augen funkelten, während sie kaute. „Er wäre eine Plage, unser Ian!“
„Ich meine es wirklich ernst, Honoria!“, erklärte Juliana. „Du und mein Cousin wollt mich loswerden, das weiß ich, aber …“
„Dich loswerden?“ Bestürzt schnappte Honoria nach Luft und schluckte dann schwer, um nicht husten zu müssen. „Was hat dich auf diesen Gedanken gebracht? Alan und ich sind sehr glücklich, dich bei uns zu haben, musst du wissen.“
Juliana schüttelte ärgerlich den Kopf. „Nun, ich weiß, wie ihr mir gegenüber empfindet … und meiner Art, wie ich …“
„Wie du meine Truppen befehligst?“, fragte Honoria und lachte fröhlich, während sie sich den klebrigen Finger ableckte und einen Blick auf das Küchenvolk um sie herum warf. „Wirklich, es stört mich nicht.“
Honoria verschwieg, dass Byeloughs Bedienstete vielleicht nicht der gleichen Meinung waren. Juliana wusste, dass sie es ihr übel nahmen, wie sie sich immer einmischte. Sie war überzeugt, dass auch Honoria und Alan so empfanden, aber zu freundlich waren, es zu sagen. Stattdessen würden sie sie nur zum Problem eines anderen machen. Zu Ian Grays Problem, wenn sie es zuließ.
Als Honoria zu der langen Bank an der Wand schlenderte und sich setzte, gesellte Juliana sich zu ihr in der Hoffnung, ihr alles erklären zu können. „Weißt du, ich war im Haushalt meines Onkels Adam mit so vielem betraut. Als er und seine Gattin schließlich nach Gloucester zurückkehrten, besaß sie keinerlei Erfahrung in der Führung eines Ritterguts von dieser Größe. Sie musste sich auch um ihr kleines Kind kümmern.“
Honoria nickte und lächelte, um zu zeigen, dass sie verstand, und Juliana fuhr fort: „Schon zwei Jahre zuvor stand eigentlich ich dem Haushalt des Landsitzes vor. Mein Vater zeigte sich nicht allzu begabt, was Zahlen und Buchführung anging. Seine Arbeit als Majordomus wurde die meine, und ich gewöhnte mich daran.“
Sie zögerte nur einen Augenblick, dann fügte sie hinzu: „Ich brauche eine solche Aufgabe, Honoria. Lieber trage ich meinen Anteil an allem hier bei, als eure Barmherzigkeit in Anspruch zu nehmen.“ Sie stockte kurz. „Vielleicht bemühe ich mich zu sehr. Ich könnte das ändern.“
Honoria nahm ihre Hand. „Heirate, und du wirst dein eigenes Heim haben, im dem du befehlen kannst. Warum ziehst du Ian nicht in Betracht? Er ist ein feiner Mann und braucht eine ruhige, beständige Frau, wie du eine wärst.“
Juliana stand auf und wich zurück, denn sie wollte nichts davon hören. „Ich bin fünfundzwanzig Jahre, zu alt, um mich zu ändern. Ein starker Mann wie er würde von einer Frau Unterwürfigkeit verlangen, äußerste Fügsamkeit und Gehorsam.“ Und ein gewisses Maß an Reichtum, der anzeigte, dass sie etwas wert war , aber das sagte Juliana nicht laut. „Ich kann ihm nicht geben, was er sich wünscht. Bitte, sage das deinem Gatten.“
Damit eilte sie aus der Küche, ohne noch einmal zurückzublicken.
Für den Rest des Nachmittags zog Juliana sich in ihre kleine Kammer zurück und arbeitete emsig an einer Altardecke für die Kapelle von Byelough, die noch im Bau war. Jedes Mal, wenn sie glaubte, dass sie sich als
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