HISTORICAL WEIHNACHTEN Band 02
genauso wie jetzt. Ginge es in dieser Sache nur nach ihm, er hätte sich Juliana sofort geschnappt. Und irgendwie musste er sie davon überzeugen, dass ihm auch ihre Persönlichkeit gefiel und nicht nur ihre Mitgift.
Dunniegray Keep war dem Verfall nahe, obwohl es auch in keinem viel besseren Zustand gewesen war, als Bruce es ihm übergeben hatte. Nach sintflutartigen Regenfällen im Frühjahr waren seine paar Hektar Ackerland zu nass zum Bepflanzen gewesen.
Alles Geld, das er besaß, hatte er bereits ausgegeben, um für die, die unter seinem Schutz standen, Lebensmittel zu kaufen. Die Beute, die er nach der Schlacht von Bannockburn nach Hause gebracht hatte, war längst verkauft, um die paar Reparaturen auszuführen, die er sich noch leisten konnte.
Wenn sein Unterfangen misslang, würde er entlang der Grenze Essbares stehlen müssen. Entweder das, oder er musste Dunniegray loswerden und sein Schwert in den Dienst eines anderen stellen.
Ians Wiedersehen mit Sir Andrew, dem Onkel seines Vaters, hatte dazu geführt, dass er Robert Bruce diente. Während Andrew beträchtliche Ländereien in Carse of Gowrie gewann, weil er dem König half, erhielt Ian die Ritterwürde und den namenlosen Steinhaufen, den er liebevoll Dunniegray nannte.
Es war alles, was er besaß, sein erstes richtiges Heim, und Ian liebte es. Er würde alles tun, um es zu behalten. Und das Einzige, was ihm anscheinend noch zu tun übrig blieb, war eine reiche Frau zu heiraten. Seit Jahren begab er sich nun schon auf die Suche, denn reiche Frauen waren in Schottland so selten wie ein Pfau.
Juliana war das Kind eines jüngeren Sohns, nicht des Barons selbst. Deshalb mochte ihre Mitgift bescheiden sein. Doch für einen mittellosen Vater war sie viel zu reich gekleidet.
Einen Augenblick lang überlegte Ian, ob er nicht fragen sollte, wie viel Juliana in die Ehe mitbrachte. Doch dann widerstand er der Versuchung. Jeder hier kannte genauso gut wie Ian den Zustand von Dunniegray und wusste, was dort getan werden musste. Und Alan, ehrlich wie er war, würde nie ein Abkommen anbieten, bei dem nicht beide Teile ihren Nutzen hätten. Daher entschied Ian sich gegen diese Verletzung der Sitten, denn Alan hätte eine solche direkte Frage als eine glatte Beleidigung auffassen können. Erst kurz vor der Verlobung würden sie über die Bedingungen sprechen.
Ian lächelte in sich hinein und trank mit einem großen Schluck den Rest seines Bieres aus. „Ein Bad und trockene Kleider könnten uns bei unserem Unternehmen helfen, Strode“, schlug er vor und stellte seinen Humpen auf den Tisch. „Durchwühle doch einmal deine ansehnliche Kleidertruhe und sieh nach, ob du mir zu einem zivilisierten Aussehen verhelfen kannst. Ich habe vor, schnellstens damit zu beginnen, Juliana den Hof zu machen.“
Juliana war fest entschlossen, nicht lange über das Zusammentreffen mit dem Mann im Saal nachzugrübeln. Seine funkelnden Augen waren ein sicheres Anzeichen von wenig Verstand. Er lachte so viel, dass es ihr auf die Nerven ging. Und dazu auch noch auf ihre Kosten. Aber was konnte man auch schon anderes von einem Schotten erwarten? Sie würde nicht mehr an ihn denken. All ihre Aufmerksamkeit wurde in der Küche benötigt.
„Willst du wohl damit aufhören?“, forderte sie den Jungen auf, der den Bratenspieß drehte und sich gerade selbst bedienen wollte. Der kleine Wicht musste anscheinend dringend etwas zu essen bekommen. „Wir können doch nicht zulassen, dass du Stücke aus den Spanferkeln reißt! Was sollen wir denn dann beim morgigen Fest auftragen?“ Ein wenig besänftigend klopfte Juliana ihm schließlich auf die Schulter und deutete auf die kleinen Kuchen, die zum Auskühlen auf dem Arbeitstisch standen. „Aber nur einen, hörst du!“
„Pass auf, Ethyl!“, ermahnte sie das neue Mädchen. Offensichtlich war es nicht daran gewöhnt, Teig zu kneten, und hatte den Boden um sich herum mit genug Mehl bestäubt, dass es noch für ein weiteres Brot gereicht hätte.
„Raus mit dir!“ Entschieden stampfte Juliana mit dem Fuß auf und wedelte mit den Röcken, um einen herumschnüffelnden Hund zur offenen Tür hinauszujagen. Die Heftigkeit, mit der sie das tat, befriedigte ihr Bedürfnis, nach etwas zu schlagen. Nach allem.
Wie gerne würde sie diesen Mann, diesen Gray, auf ähnliche Weise vertreiben! Würde dieses tiefe, kehlige Lachen in gellende Schreie verwandeln und zusehen, wie er davonrannte. Aber sie wusste Besseres mit ihrer Zeit anzufangen.
Weil die
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