Historical Weihnachten Band 6
jeden Stein umgedreht hatten, stießen er und Egan auf den Tunnel.
Sie waren nicht sicher, wohin er führte, aber als sie ihm folgten, stießen sie auf das alte Paar, das gerade die letzten Eicheln aufgesammelt hatte.
„Sie sagten uns, dass das hier Edin wäre und wie weit es bis zum Pass im Süden sei.“
Duncan nickte. Wenn diese beiden es geschafft hatten, den Tunnel zu finden, dann würden es auch andere schaffen. In Gedanken entwarf er bereits Pläne und Gegenpläne. Zuallererst musste er seinen Gefangenen fesseln. Duncan warf einen schnellen Blick auf die Frau. Sie glättete ihre Röcke und drängte sich an die am weitesten entfernte Wand. „Wie nennt man dich, Frau?“
„Ma… Mairi.“
„Ich bin Duncan MacLellan.“
„Karas Ritter?“ Ihre Vorsicht schwand ein wenig.
„ Aye. Ich muss weiter, aber ich kann dieses Ungeziefer nicht frei herumlaufen lassen. Hast du ein Seil, mit dem ich ihn festbinden kann?“
Sie nickte und verschwand in einer dunklen Ecke, um kurz darauf mit einem Hanfseil zurückzukehren. Ihr schmales Gesicht war vom Schmerz gezeichnet, doch ihre Hände waren ruhig, als sie Sims Arme und dann die Beine verschnürte. „Was werdet Ihr mit ihm tun, Duncan?“
„Ich …“
Draußen erklang das Klappern von Hufen, und aufgeregt rufende Stimmen kündigten die Ankunft mehrerer Besucher an. Ein riesiger Mann stürmte in die Hütte. Er blickte sich suchend um, wie ein Bär auf der Jagd, und knurrte dann etwas in Duncans Richtung.
„ Nay , John!“ Mairi schluchzte und hielt den Neuankömmling zurück. „Das ist Karas Duncan. Er hat mich vor diesem Bastard gerettet.“
Langsam stand Duncan auf. Gerade als er wieder stand, rannte jemand herein und klammerte sich an ihm fest.
„Duncan!“, rief Kara. „Als ich den toten Mann gesehen habe, fürchtete ich schon …“
„Ganz ruhig.“ Er streichelte ihr über den Rücken, ihr Körper nah an seinem. Im Stillen dankte er Gott, dass sie nicht bei ihm gewesen war, als er sich der Hütte genähert hatte. „Du solltest doch in Stratheas bleiben.“
„Ich konnte nicht.“ Sie sah zu ihm auf, und in ihren langen Wimpern glitzerten Tränen. Liebevoll erwiderte sie seinen Blick.
„Versuch, Mairi zu beruhigen, ja? Ich muss so schnell wie möglich zu Fergie und mit ihm besprechen, was wir tun müssen.“
„Hast du etwas herausgefunden?“ Als er nickte, wischte sie sich die Tränen von den Wangen. „Sag mir, was es ist.“
Duncan zögerte. „Krieg ist das Handwerk der Männer, Kara.“
„Überleben ist das Handwerk eines jeden.“ Sie blickte zu den anderen, die sich in der Hütte versammelt hatten. Die Frauen kümmerten sich um Mairi und ihre Kinder. Die Männer hatten den MacGory in den Hof gezerrt und befragten ihn nun auf nicht allzu freundliche Weise. Mit gesenkter Stimme fügte sie hinzu: „Fergie ist nicht so stark, wie er einmal war.“
„Dann werde ich mit Eoin sprechen.“
„Sobald wir verheiratet sind, werden die Männer des Clans Gleanedin dir folgen, aber bis dahin bin immer noch ich Fergies Erbe.“
Finster sah Duncan sie an. „Ich werde dir sagen, was ich herausgefunden habe, aber du wirst nicht in den Kampf reiten. Auf gar keinen Fall.“
„In den Kampf? Und was ist mit dem Abkommen, das du mit ihnen schließen wolltest?“
Duncan sah hinüber zu Mairi. Trotz des Zwielichts in der Hütte waren ihre aufgeplatzte Lippe und die blauen Flecken auf ihrer Kehle deutlich zu erkennen. Schlimmer als die Verletzungen war aber das Grauen, das sich noch immer deutlich auf ihrem Gesicht und dem ihrer Tochter abzeichnete. „Die MacGorys haben weniger Ehre im Leib als die Ungläubigen. Außerdem glaube ich nicht, dass Männer, die alte Leute foltern und Kinder vergewaltigen, ihr Wort halten würden“, murmelte er.
„Ich bin froh, dass du so denkst, aber wie sollen wir sie aufhalten?“
„Ich bin mir noch nicht sicher.“
„Aber du hast einen Plan.“
„Eine Idee.“
Raffiniert und teuflisch zugleich. Ein Kreuzritter von Ehre würde sich mit so etwas niemals abgeben, aber Duncan wusste, dass es Dinge gab, die über die Ehre hinausgingen. Er hoffte nur, dass Gott verstehen würde, warum er dies tun musste.
Am nächsten Morgen stand Kara auf dem Pass und sah dabei zu, wie die Sonne über den Bergen aufging. Ihre langen goldenen Strahlen huschten über die Ebene und tanzten auf den Wellen des Flusses. Der Schnee war bereits geschmolzen, doch in der Nacht hatte Frost die Landschaft überzogen und ließ sie
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