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Historical Weihnachtsband 1990

Titel: Historical Weihnachtsband 1990 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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gebracht. Haben Sie hier gewartet? Ich habe Sie nicht läuten hören."
    „Weil ich nicht geklingelt habe. Ich bin zum Frühstücken heruntergekommen und habe, da der Tisch gcdeckt war, Ihre Gastfreundschaft mißbraucht und mich einfach bedient. Würden Sie mir Gesellschaft leisten?" Er deutete auf den Platz, der ihm gegenüber am Tisch gedeckt war.
    „Nein, vielen Dank", antwortete Mary. „Bitte setzen Sie sich. Ich kann mir nicht vorstellen, was mit Mutter ist. Gewöhnlich bleibt sie eine Weile."
    „Vielleicht hat sie sich gerufen gefühlt", meinte er mit einem so freundlichen Lächeln, daß Mary nicht gekränkt sein konnte. An diesem Tag trug er ein anthrazitfarbenes Jackett sowie eine perlgraue Weste und Hose. Sie hatten eine ähnliche Farbe wie das Licht, das vom schneebedeckten Hof ins Zimmer fiel. Mary freute sich plötzlich darüber, daß er bei Tag genauso aussah, wie er am Vorabend gewirkt hatte.
    „Ja, möglicherweise", stimmte sie zu. „Vermutlich hat Gray Ihnen von der Eigenart meiner Mutter erzählt. Seit Vaters Tod ist das ihr einziges Interesse. Manche halten es für töricht, meine Schwester Sophia zum Beispiel. Sie hält den Austausch mit Geistern für nichts weiter als Hokuspokus. Vielleicht hat sie recht, das kann ich nicht genau sagen. Aber ich denke, daß man häufig das mit Vorbehalt aufnimmt, was man selbst nicht glaubt. Und wenn es sie glücklich macht. .." Sie brach ab und schüttelte den Kopf vor Erstaunen darüber, wie sie darauflosplapperte über etwas, das Gates sicherlich überhaupt nicht interessierte. Ganz zu schweigen davon, daß sie ihn damit vom Essen abhielt. „Aber ich habe Sie beim Frühstücken unterbrochen. Die Brötchen müssen kalt sein. Ich werde Sie Ihnen warm machen. Und was möchten Sie dazu?
    Schinken und Eier oder Steak? Was Ihnen lieber ist."
    Jack Gates winkte lächelnd ab. Er war von ihrer Ernsthaftigkeit gerührt. „Vielen Dank für Ihre Freundlichkeit, doch die Brötchen genügen mir", sagte er. „Und was die Interessen Ihrer Mutter betrifft, was auch immer ihr den Willen gibt, unter den Lebenden zu bleiben, sollte man achten."
    Sein ernster Ton und direkter Blick brachten Mary in Verwirrung. Dann verlor sie den Mut und schaute auf Jacks schlanke und kräftige Hand, die er auf das blütenweiße Tischtuch gelegt hatte. Obwohl sie wußte, daß sie Gates in Ruhe lassen sollte, wäre
    sie gern geblieben. Auf der anderen Seite der Platte war die Tischdecke zusammengeschoben, als wäre jemand mit einem ausladenden Rock daran vorbeigestreift. Unwillkürlich strich Mary sie glatt. Dabei fühlte sie den Blick von Gates auf sich gerichtet.
    „Lebt Ihre Mutter noch?" erkundigte sie sich.
    „Nein", antwortete er und bemerkte, daß Mary die Verbitterung in seiner Stimme herausgehört hatte. Ihre hastigen Bewegungen, ihre Schüchternheit und ihre braunen Augen erinnerten ihn an ein überraschtes Reh. Als Junge war er einmal im Wald auf eine Rehgeiß gestoßen. Er war auf der Jagd gewesen und hätte sie töten können, doch er hatte nicht geschossen, sondern gewartet, bis sie im Buschwerk verschwunden war. Nun hob Miss Hillyer den Kopf auf ähnliche Art wie das Reh.
    „Das — das tut mir leid. Ist sie erst kürzlich gestorben?"
    „Nein, schon Vorjahren, als ich noch ein kleiner Junge war. Außerdem ist es sicher nichts, an das man an einem so schönen Tag denken sollte", meinte er und warf ihr ein Lächeln zu, das seinen Zweck erfüllte, indem Mary es erwiderte. Als sie näher kam, wurde ihm klar, daß sie in der Küche geholfen haben mußte, Süßigkeiten zuzubereiten, denn das Aroma haftete ihr an. „Verraten Sie mir, was Sie gekocht haben?" fragte er und sog den Duft ein.
    „Oh!" Wieder warf sie ihm einen raschen Blick zu. „Sahnebonbons und Pfefferminzdrops zum Verschenken. Sie brauchen mich eigentlich nicht", sie deutete mit dem Kopf zur Tür, „aber es bereitet mir großen Spaß. Besonders gern mache ich Sahnebonbons. Mögen Sie Sahnebonbons, Mr. Gates?"
    „Mehr als alles andere", antwortete er. „Als ich noch ein Kind war, hat meine Mutter zur Weihnachtszeit Töpfe voll davon gekocht. Dann hat sie uns aus der Küche verbannt, damit wir nicht naschten. Aber wir konnten sie immer überzeugen, eine gütigere Haltung einzunehmen. Sagen Sie, Miss Hillyer, nehmen Sie eine gütige Haltung ein?"
    „Ich?" entgegnete sie und erschauerte angenehm beim vertraulichen Klang seiner Stimme. „Meine Schwestern würden es vermutlich behaupten, denn sie beklagen, ich

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