Historical Weihnachtsband 1992
und sagte lächelnd: „Es wurde langsam Zeit, Cornelia. Ich fürchtete eine Weile, du würdest die Angelegenheit auf die leichte Schulter nehmen."
Cornelia erwiderte sein Lächeln, bis ihre Aufmerksamkeit abgelenkt wurde. Peter trat einen Schritt vor und bedachte sie mit einem Blick, der Bewunderung, aber auch Verlangen verriet.
„Würden Sie gern tanzen, Cornelia?" fragte er.
Das genügte. Georgette Lowell gewann die Fassung zurück und zischte ihrem Sohn zu: „Das kannst du nicht machen. Wir sind mit dem Empfang der Gäste noch nicht fertig."
Sie hatte recht. Obwohl sich gewiß schon über hundert Personen im Ballsaal aufhielten, Champagner tranken und sich lebhaft unterhielten, warteten noch zahlreiche Gäste auf die Begrüßung oder strömten durch die offenen Türen in die Eingangshalle.
Gleichgültig zuckte Peter mit den Schultern und ergriff Cornelias Hand. „Ich weiß, wer sie sind, und sie wissen, wer ich bin", erwiderte er. „Ich denke, das sollte genügen."
Ohne seiner Mutter Gelegenheit zu dem Einwand zu geben, daß das keinesfalls genügte, führte er Cornelia in die Mitte des Ballsaales.
Durch ein leichtes Kopfnicken gab er dem Dirigenten des Orchesters ein Zeichen.
Sofort richteten sich die Musiker in ihren Stühlen auf. Der Dirigent klopfte kurz mit dem Taktstock auf das Pult, und gleich darauf erfüllten die einschmeichelnden Klänge eines Wiener Walzers den Raum.
„Erlauben Sie", sagte Peter, nahm sie in die Arme, und sie begannen zu tanzen.
Cornelia verlor jeden Sinn für Ort und Zeit. Der Ballsaal und die Leute darin verschwanden im Hintergrund. Es gab nur noch die Musik und Peter. Seine Hand, die auf ihrer Taille lag, war der einzige Halt in einer Welt ohne Zwänge. Sie hatte das wunderbare Gefühl, völlig frei zu sein.
Die anderen Gäste wichen zum Rand der Tanzfläche zurück und beobachteten sie.
Die Lästerzungen setzten sich in Bewegung, man warf sich vielsagende Blicke zu, und in den Ecken des Raumes wurden diskret Wetten abgeschlossen.
Als die Walzermusik verklang, stand das Paar mitten im Saal. Niemand regte sich, nicht das leiseste Geräusch war zu hören. Die Menschen um sie herum schienen den Atem anzuhalten.
Jetzt ergriff Peter Cornelias Arm und führte sie von der Tanzfläche. Die Tragweite dessen, was er getan hatte, war ihm bewußt. Wenn er auf das Dach des Hauses geklettert wäre und von dort verkündet hätte, daß Miss Cornelia ganz allein ihm gehörte, hätte er sich nicht deutlicher ausdrücken können. Hoffentlich hat Cornelia die Botschaft ebenso klar verstanden, dachte er.
Was würde er jedoch tun, wenn das nicht der Fall war? Die drei Tage, in denen er ihr auf gesellschaftlich akzeptable Weise den Hof gemacht hatte, hatten ihn so angespannt, daß er sich fragte, wie lange er noch für seine Handlungen garantieren konnte. Wenn es nicht diese Geschichte mit Luciana Montrachet gegeben hätte, hätte er sich Cornelia schon auf der Schlittenfahrt erklärt.
Die Tatsache jedoch, daß er ihren Stolz verletzt hatte, wenn auch unabsichtlich, hatte ihn dazu bewogen, langsam und behutsam vorzugehen. Aber von nun an nicht mehr. Heute nacht fühlte er sich nicht länger verpflichtet, sich zurückzuhalten. Im Gegenteil, er war entschlossen, ihre wunderbare Sinnlichkeit zu genießen.
Zuerst mußte er versuchen, ihr die Nervosität zu nehmen.
Peter nahm vom Tablett eines Dieners zwei Champagnergläser und reichte ihr eines davon. Wortlos nahm Cornelia es und trank es zu seinem Erstaunen in einem Zug aus.
„Durstig?" fragte er, nahm ihr das leere Glas ab, stellte es wieder auf das Tablett zurück und drückte ihr ein zweites in die Hand.
„Das muß wohl so sein. Es ist sehr warm hier, finden Sie nicht?"
Da Peter eine starke Abneigung gegen überheizte Räume hatte, sorgte er dafür, daß es in seinem Ballsaal verhältnismäßig kühl war. Die Diener hatten Anweisung, stets einige Fenster offenzuhalten, um genügend frische Luft hereinzulassen und eine angenehme Temperatur zu gewährleisten.
Peter nickte nur, ohne ein Wort darüber zu verlieren. Cornelias Wangen waren zauberhaft gerötet, ihre Augen blitzten, und das heftige Heben und Senken ihres Busens zeigte, daß der schnelle Walzer seine Wirkung getan hatte. Peter lächelte.
„Kommen Sie und lernen Sie ein paar Leute kennen."
Es war seine Absicht, Cornelia einigen besonders guten Freunden vorzustellen, Männer, mit denen er viele Abenteuer geteilt hatte. Teddy Roosevelt befand sich irgendwo in der Menge
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