Hitzeflimmern
unsere primäre Auflage, denn im internationalen Vergleich haben wir immer noch aufzuholen“, sagte Karl bestimmt.
„Deswegen haben wir auf die Alucontainer verzichten müssen. Die sind super, aber brauchen können wir sie nicht“, sagte Georg teilnahmevoll.
„Was haben wir sonst noch im Angebot?“ fragte Karl.
„Wir wollten noch versuchen, die Luft aus den Fässern zu saugen, bevor wir das Öl einfüllen. Aber die Kosten sind da auch ein Faktor“, erzählte der Projektleiter. Er führte weiter aus, dass die Fässer in diesem Fall in einem luftfreien Raum sein müssten, was sich bisher als zu aufwendig erwies. Dennoch entsprach die Idee Karls Vorstellungen am besten.
„Was ist mit den Leichtmetallen von dem Symposium von kürzlich?“ fragte Georg unvermittelt.
„Was für Leichtmetalle?“ fragte der Techniker interessiert und Georg gab im Streiflicht die Informationen der Vorträge wieder.
„Die sind aus meiner Sicht nichts wert“, sagte Karl abwehrend.
„Klingt aber doch nicht schlecht. Leichtmetalle sind besser als Kunststoff und Blech“, meinte der Techniker.
„Sie sind zu wenig resistent, wenn du mich fragst. Viel zu schlecht gefertigt“, beharrte Karl.
„Die will ich mir trotzdem anschauen“, sagte der Projektleiter und der Techniker nickte. Karl war überstimmt.
„Ich habe Ihnen ein paar Kontakte herausgelegt“, sagte Anna.
Er betrachtete die Au-pair Bewerbungen. Sie umfassten eine Reihe kinderfreundlicher Mädchen, aber ihn fesselte besonders ein Anblick. Sie war die einzige, die ein Foto beigelegt hatte. Sie schien zu wissen, dass es sich lohnte.
Sie hatte etwas Freches. Ihre schmalen Augen waren stark geschminkt und ihre Lippen aufsässig aufgeworfen. Im Gegensatz zu den anderen Bewerberinnen hatte sie die denkbar schlechtesten Qualifikationen, denn sie hatte keine Erfahrung mit Kindern, ausser Babysitten bei Verwandten. Des Weiteren hatte sie zwei abgebrochene Ausbildungen und ein paar Jobs als ungelernte Hilfskraft vorzuweisen. Das einzige, was sie gegenüber den anderen Bewerberinnen auf sachlichem Gebiet auswies, war ihre Sprachkenntnis. Sie konnte, so hiess es, anständig Englisch. Karl wählte drei Bewerberinnen aus und liess sie alle von Anna einladen.
Während er sich zum Schein mit jeder der Bewerberinnen eingehend unterhielt und sein mangelhaftes Ukrainisch zum Besten gab, war seine Entscheidung längst gefallen.
Zoya konnte wirklich ein wenig Englisch. Hauptsächlich aber trug sie einen sehr kurzen Rock und kniehohe Netzstrümpfe. Sie kaute ohne Zurückhaltung an einem penetrant riechenden Erdbeerkaugummi und spielte mit ihrem Haar.
„Trauen Sie sich zu, auf zwei Kinder von sechs und drei Jahren aufzupassen, während ich arbeite?“ fragte Karl.
Zoya schlug die Beine so übereinander, dass es ihm nicht möglich war, ihre Schenkel nicht anzusehen.
„Ja“, antwortete sie.
„Haben Sie ausreichend Erfahrung mit dem Beaufsichtigen von Kindern?“ fragte er weiter.
Sie sah ihn gebannt an und setzte sich ein wenig vor.
„Welche Erfahrungen haben Sie mit dem Beaufsichtigen von Kindern?“ widerholte er.
„Ich verstehe nicht ganz“, sagte sie zögerlich.
Karl gab sich alle Mühe, seine Frage in ihre Muttersprache zu übersetzen und schliesslich liess Zoya verlauten, sie habe schon oft auf die Kinder ihrer Schwester aufgepasst. Sie spielte mit den Bändern an ihrem Oberteil und sah ihn von unten her an. Er ahnte bereits, dass er sich mit dem Engagieren Zoyas weit mehr Probleme als Vorteile verschaffte. Sie war die denkbar schlechteste Wahl. Einen kurzen Augenblick dachte er an die Blicke seiner heimischen Verwandten, wenn dieses Mädchen seine Kinder in Empfang nahm. Sie legte den Kopf schräg und sah ihn erwartungsvoll an, mit dem roten Kaugummi zwischen ihren Lippen spielend, indem sie die Zungenspitze vorschob.
Er fragte: „Wann können Sie anfangen?“
„Jetzt“, sagte sie und sie einigten sich über ihren Lohn.
Als sie ging, blickte sie über die hochgezogene Schulter zurück und hauchte: „Bis bald.“
Dann war sie wie die beiden anderen Bewerberinnen aus der Tür.
Karl machte sich eilends daran, mit seinen Schwiegereltern einen Besuch für Bastian und Leandra zu vereinbaren.
Wie zu erwarten war Christelle nicht davon angetan, ihre Kinder einer Wildfremden mitzugeben. Doch Roland hatte dies als eine unvermeidliche Vereinbarung des Besuchsrechts definiert und darauf gepocht, dass Kinder für ein gutes Aufwachsen beide Eltern als
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