Hitzeflimmern
eine ukrainische Firma und CAi AG kann doch nicht nur ausländische Lieferanten haben. Was haben Sie dagegen, einmal die hiesige Wirtschaft zu unterstützen?“ fragte der Fertigungsmanager. Er war, soweit Karl wusste, Russe. Aber wer blickte hier schon durch.
„Ich habe nichts gegen einheimische Firmen, wenn sie gut produzieren. Aber dieses So-tun-als-ob und irgendwelche halben Sachen liefern, das geht nicht. Ich habe schliesslich eine Verantwortung hier“, sagte er deshalb abwehrend.
„Ihr Verantwortungsgefühl gründet sich auf Vorurteile“, beharrte Anton.
„Beweisen Sie’s“, sagte Karl leichthin und liess jenen stehen.
Für das Befüllen der Tanks und Fässer mussten neue Maschinen angeschafft werden. Entgegen Antons Ansicht war Karl durchaus willens, eine einheimische Firma in Betracht zu ziehen, denn eine Maschine, die sowohl ein Vakuum erzeugen als auch Flüssigkeiten verschiedener Viskosität pumpen konnte, wollte nicht unbedingt transportiert werden. Zwei Anbieter wurden angefragt und er wartete auf deren Angebote.
Es ging um den Ausbau der Produktion bei CAi AG, denn das Eine waren die tiefen Herstellungskosten in der Ukraine. Ein Anderes war der landeseigene Markt. Derzeit lag eine Prüfung vor, die aufzeigte, ob sich die Erschliessung des Binnenmarktes lohnte. Karl rühmte sich entgegen Antons Vorwurf, dass seine strategischen Überlegungen seinen persönlichen Zielen stets vorgingen. Deshalb wartete er gespannt auf die beiden Angebote. Der Ausblick war im Führungsgremium bereits angeregt diskutiert worden.
Er las die Marktstudie sorgfältig durch, strich Fragen heraus und machte sich Notizen. Aus Erfahrung wusste Karl, dass Sorgfalt in diesem Stadium eine Menge Geldes sparen konnte und entsprechend ging er vor. Auf einer soliden Grundlage konnte man visionär sein, grossräumig denken und handeln, doch eine Planung ging nie in grossen Schritten. Weil er das beachtete, war er gut.
Er arbeitete systematisch und konzentriert. Er dachte in Ergebnissen, nicht in kleinen Erfolgserlebnissen, damit konnten sich Leute wie Georg schmeicheln, die ihr Leben lang im Einkauf herumdümpelten und ihr höchstes Glück bei den Messebesuchen fanden.
Während eines Augenblicks fragte sich Karl, ob deren ambitionslose Existenz am Ende glücklicher war.
Zoya hatte die Kleinen wieder zu ihrer Mutter gebracht. Der Flug war anscheinend turbulent gewesen, so dass Leandra wegen schmerzender Ohren geweint und Bastian regelmässig gebrochen hatte. Karl bekam postwendend einen unfreundlichen Anruf von Christelle, was er sich denke, ihre Kinder derart verwildern zu lassen. Ständig höre sie ‚bei Papi haben wir das aber gedurft‘. Und wer überhaupt diese Person sei, diese Au-pair. Sie war überaus aufgebracht und Karl musste sich mit einem Blick auf seine unberingte Hand versichern, dass die Ehe hinter ihm lag.
„Es war ihr erster Besuch, ich werde es das nächste Mal besser organisieren“, meinte er beschwichtigend.
„Ich bin mir grade nicht sicher, ob es ein nächstes Mal gibt“, sagte Christelle kühl.
„Ich kann dich versichern, dass es ein nächstes Mal gibt“, sagte er und überdachte seine alles andere als optimale Au-pair-Lösung.
Sie schnaubte und in die entstehende Pause hinein fragte er: „Wer ist denn dein Neuer?“
„Ähm.“
Sie war offenbar überrumpelt und er freute sich im Stillen.
„Nun sag schon, ich bin neugierig“, beharrte er.
„Ich wüsste nicht, was wir da zu besprechen hätten. Wir sind nur ein paarmal essen gegangen.“
Er konnte ihrer Stimme anhören, dass sie den Kopf zurückwarf. Es war erstaunlich, wie gut man jemanden nach so langer Zeit kannte. Und doch wieder nicht, denn es wäre ihm nicht im Traum in den Sinn gekommen, dass sie mit einem anderen durchbrennen könnte.
„Na und wie heisst der Kauz?“ fragte er weiter.
„Er ist überhaupt kein Kauz und er heisst Enzo“, sagte sie schnell.
Hatte es ihm zuvor noch Spass gemacht, sie aufzuziehen, war ihm nun nicht mehr darum. In dem Moment, da er einen Namen hörte, ergriff ihn wieder die Eifersucht und er ärgerte sich. Vor ihm entstand das unattraktive Bild eines dicklichen, mediterranen Typs, der fettiges schwarzes Haar und Seidenhemden trug. Wie er auch immer auf so etwas kommen mochte.
In ihrer Hinsicht war es ihm noch umso unverständlicher, denn Christelle war eine überzeugte Gesundheitsfanatikerin, die ihre schlanke Linie und ihre Haut mit Hingabe pflegte.
„Schön“, sagte er mit bitterem
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