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Hitzeflimmern

Hitzeflimmern

Titel: Hitzeflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthea Bischof
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Bezugspersonen brauchten. So brachte Christelle die Kleinen an den Flughafen, wo am vereinbarten Ort die von Karl dringlich auf Korrektheit getrimmte Zoya wartete.
    Christelle fand sich einer grossgewachsenen schlanken Person mit hohen Wangenknochen und schmalen Augen gegenüber. Ihr Gesicht hatte etwas höchst Abweisendes und der dunkle Rollkragen liess sie noch distanzierter wirken. Fast wortlos überreichte sie dieser ihre Kinder und Leandra begann zu weinen. Christelle tröstete ihre Tochter und versicherte sie, dass ihr Vater sie bald in Empfang nehmen würde. Schnupfend und ständig zu ihrer Mutter zurücksehend liess sich das Mädchen von Bastian an der Hand zum Gate ziehen, während Zoya das Schlusslicht des Trüppchens bildete und die Spielsachen der Kinder trug.
    Als Karl nach Hause kam, fand er Leandra weinend, Bastian schmollend und Zoya beim Fernsehen.
    „Was ist denn hier los?“ fragte er entgeistert. „Ich dachte, du kannst auf Kinder aufpassen!“
    „Die sind unmöglich“, schnaubte Zoya und ging zum Kühlschrank.
    „Papi, ich habe Hunger“, krähte Leandra und als sie sich an seinen Hals hängte, kam auch Bastian hinzu, der offensichtlich nicht weniger hungrig war. Karl warf einen vernichtenden Blick auf Zoya und bedeutete ihr zu gehen. Sie zuckte die Schultern und liess die Tür hinter sich ins Schloss knallen.
    „Was ist denn los?“ fragte Karl, als er sich mit den beiden gesetzt hatte.
    „Wir haben Hunger“, erklärte Bastian und es klang, als seien die beiden nie weg gewesen.
    Es schien ein dringliches Problem zu sein und Karl ging zum Kühlschrank. Die Haushälterin hatte die Anweisung, immer ausreichend einzukaufen. Was zu viel war, hatten sie vereinbart, konnte sie mit nach Hause nehmen. Er fand allerlei Schinken und Käse und bastelte daraus nach Kräften eine kalte Mahlzeit.
    Bastian beäugte das Ergebnis misstrauisch und meinte dann: „Papa, das sieht aber komisch aus.“
    „Hm, es schmeckt sicher nicht schlecht, probier doch mal“, ermunterte ihn sein Vater und Leandra begann zu knabbern. Sie ass immer unglaublich langsam, liess sich aber kaum ablenken. Bastian biss misstrauisch in ein Eckchen des Brotes und liess sich erst zum Beenden der Mahlzeit überreden, als Karl ihnen das Recht zugestand, vor dem Fernseher zu essen.
    Es war offensichtlich, sie waren erschöpft und verwirrt von der Reise und der neuen Person, die sie beaufsichtigte. Dennoch war Karl überaus froh, sie bei sich zu haben und seit Wochen hatte er zum ersten Mal wieder den Eindruck, Teil einer Familie zu sein.
    Deshalb tat Karl während der fünf Tage, da die Geschwisterchen bei ihm waren, sein Bestes, sich kurze Arbeitszeiten einzurichten. Zoyas Bemühen, den beiden ein Gefühl des Daheimseins zu vermitteln, war gering und ihr Talent noch schmaler. Sie setzte sie vor den Fernseher mit Cartoons und wenn sich Leandra erschreckte, was nicht selten der Fall war, kam sie zu Karl, der ihr die Angst nehmen musste und ihr erklären, dass alles gar nicht so schlimm war.
    Leandra schien mit der Situation im Allgemeinen wenig Mühe zu haben. Sie nahm die neuen Verhältnisse mit kindlicher Sachlichkeit als gegeben hin und spielte wie sonst auch. Bastian dagegen wirkte verschlossener und nachdenklich.
    Unvermittelt fragte er: „Papa, warum will Mama jetzt wieder bei Grosi und Opa wohnen?“
    Es war die erste Person, die Karl diese Frage stellte, ganz abgesehen von ihm selbst, und seine erste Intention war eine ziemlich unflätige Bemerkung gegenüber Christelle. Er riss sich zusammen und sagte:
    „Sie hat sich einfach so entschieden. Sie dachte, dass sie das glücklicher macht. Glaube ich.“
    Keine grossartige Leistung, aber immerhin keine, die Bastian erschrecken würde. Zufrieden gab sich der Junge aber nicht damit, denn er fragte weiter: „Warum ist die Mama glücklicher bei Grosi und Opa?“
    „Sie hatte Heimweh. Weisst du, sie ist ja dort geboren und hat lange dort gelebt. Drum wollte sie wieder nach Zug“, erklärte ihm Karl.
    Bastian dachte nach und stützte das Kinn in die Hände. Dann lief er davon und spielte mit seiner kleinen Spielkonsole, denn bei seinem Vater gab es für deren Gebrauch keine Regeln. Später fragte er jedoch: „Papa, will man immer dort leben, wo man geboren ist?“
    „Hm, nicht unbedingt, wieso?“
    „Weil dann Leandra einmal zu dir hier zieht, weil sie hier geboren ist. Und ich nach Zug zu Mama, weil ich dort geboren bin. Oder?“ führte Bastian seine Gedanken aus.
    Karl rieb

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