Hochzeit auf Sizilianisch
heraus.
Renato fühlte sich, als wäre er zwischen zwei Mühlsteine geraten, die ihn zu zermalmen drohten. Erst als er es ausgesprochen hatte, war er sich der ganzen Konsequenz seines Verdachtes bewusst geworden. Und wenn er insgeheim gehofft haben sollte, dass Heather die Anschuldigung weit von sich weisen würde, so war er jetzt mit der unfasslichen Wahrheit konfrontiert.
Denn die Untreue einer Ehefrau war nun einmal keine Lappalie - und auf Sizilien schon gar nicht. Hier konnte sie eine blutige Fehde auslösen, die sich mitunter über Generationen erstreckte. Doch anstatt wie ein Sizilianer zu reagieren, war Renato drauf und dran, Heather anzuflehen, ihm endlich zu sagen, dass er sich geirrt habe und ihr vorbehaltlos vertrauen könne.
Die Erkenntnis, dass das reines Wunschdenken war, traf ihn mit voller Wucht.
"Bist du dir eigentlich im Klaren darüber, was das für uns bedeutet?" fragte er mit rauer Stimme. "Sag nichts", wehrte er ihren Versuch, etwas zu erwidern, ab.
"Vielleicht hätte ich uns das ersparen können, wenn ich damals besser hingehört hätte, als du mir zu verstehen gegeben hast, dass ich ein hoffnungsloser Fall sei.
Doch auf den Rat anderer zu hören war ja noch nie meine Stärke, wie du weißt."
"Renato, bitte komm doch zur Vernunft", wandte Heather verzweifelt ein.
Er antwortete mit einem Lächeln, das seine ganze Bitterkeit verriet. "Dafür ist es eindeutig zu spät. Ich sehe ein, dass ich den Kampf um dich verloren habe.
Und um es uns nicht unnötig schwer zu machen, gebe ich dich frei."
"Was soll das heißen, du gibst mich frei?"
"Dass ich in die Scheidung einwillige, damit du Lorenzo heiraten kannst.
Vielleicht wirst du ja mit ihm glücklich." Er sprach ruhig, beinahe sachlich.
Doch sein gequälter Blick ließ nicht den geringsten Zweifel daran, wie es in ihm wirklich aussah. "So wie ich gehofft hatte, dass wir gemeinsam glücklich werden. Ich habe dich immer geliebt, schon als du noch mit Lorenzo verlobt warst. An jenem Tag auf der Santa Maria stand ich kurz davor, es dir zu sagen.
Ich habe es nicht übers Herz gebracht."
"Hast du denn nicht gemerkt ... dir kann doch nicht entgangen sein ... ?"
"Natürlich habe ich gemerkt, dass du mich begehrst", fiel er Heather ins Wort.
"Doch ich wollte nicht nur deinen Körper, ich wollte auch dein Herz. Du ahnst ja nicht, wie erleichtert ich war, als dein Bräutigam nicht in der Kathedrale erschienen ist. Doch bedrängen wollte ich dich auch nicht, sondern dir Zeit lassen, bis du von selbst bemerkst, was ich für dich empfinde. Inzwischen ist mir klar, wie unsinnig das war. Du konntest es nicht merken, weil du es nicht merken wolltest. Dafür hat dir Lorenzo zu viel bedeutet. "
Langsam hob er den Kopf. Heather erschrak, als sie seinen Blick sah, dem deutlich anzusehen war, wie sehr Renato litt. Schlagartig erinnerte sie sich, woher sie diesen Gesichtsausdruck kannte. Genauso hilflos und schockiert hatte er sie damals in der Kathedrale angesehen, nachdem er ohne ihr Wissen Lorenzos Brief gelesen hatte. Nun wusste sie endlich, warum, und instinktiv streckte sie den Arm nach ihm aus.
Doch Renato wich ebenso instinktiv zurück. "Spätestens als ich euch eng umschlungen auf der Terrasse von Bella Rosaria überrascht habe, hätte mir klar sein müssen, dass du mich niemals lieben wirst“, sagte er traurig. "Ich mache dir keinen Vorwurf, Heather. Trotzdem möchte ich dich bitten, jetzt zu gehen. Sonst verliere ich noch die Beherrschung. Und das würde ich uns beiden gern ersparen."
"Renato ... ! "
"Geh jetzt, verdammt noch mal!" platzte er heraus. Sein Gesicht war kreidebleich, und sämtliche Trauer und Wut, die sich in ihm angestaut hatten, schienen sich mit einem Schlag zu entladen. "Geh, und lass dich nie wieder blicken!"
12. KAPITEL
„Ich gehe nirgendwohin." Heathers Widerspruch war so bestimmt wie unmissverständlich. "Willst du wissen, warum? Weil wir zusammengehören.
Wir sind Mann und Frau, und ich liebe dich mindestens so sehr, wie du mich liebst."
"Ach, darum hast du also mit Lorenzo geschlafen", erwiderte Renato sarkastisch.
"Wie kommst du bloß auf diesen Unsinn?"
"Unsinn?" Er sah sie fassungslos an. "Du hast es doch selbst gesagt!"
"Ich habe gesagt, dass ich in seinem Bett geschlafen habe", verbesserte Heather ihn. "Den Rest hast du dazuerfunden."
"Dafür brauchte es nicht viel Fantasie", sagte er mit schmerzerfüllter Stimme.
Heather konnte ihn unmöglich länger leiden sehen. "Begreifst du denn nicht, Liebling?"
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