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Hochzeit kommt vor dem Fall

Hochzeit kommt vor dem Fall

Titel: Hochzeit kommt vor dem Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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außer Bunter, der ein vollkommener Gastgeber für sich allein ist und mit Hilfe von Leuten aus dem Dorf alles erledigen kann, was sie brauchen. Ich glaube, Harriet hat Angst davor, gleich mit fremdem Personal anzufangen, und Peter möchte sie schonen. Dienstmädchen aus der Stadt sind ja auf dem Lande auch die reinste Plage. Wenn Harriet erst einmal mit Bunter zurechtkommt, wird sie mit Dienstboten keine Scherereien mehr haben!
     
    4. Oktober. – War bei Peter, um ihn bei der Fassung einiger Steine zu beraten, die er aus Italien mitgebracht hat. Während ich dort war, brachte die Post einen eingeschriebenen, großen flachen Umschlag – Harriets Handschrift. Hätte gern gewußt, was sie ihm da lieber schickte, statt es zu bringen (meine Neugier!). Beobachtete Peter beim Öffnen, während ich so tat, als ob ich ein Stück Zirkon untersuchte (so eine wunderhübsche Farbe!). Er errötete auf diese komische Art, die er an sich hat, wenn ihm jemand etwas recht Persönliches sagt, und stand da und starrte das Ding an, bis ich nicht mehr an mich halten konnte und frage: »Was ist es denn?« Er sagte mit sonderbarer Stimme: »Das Geschenk der Braut an den Bräutigam.« Ich hatte mir schon seit einiger Zeit den Kopf darüber zerbrochen, wie sie sich da aus der Affäre ziehen würde, denn man kann einem sehr wohlhabenden Mann ja nun wirklich nicht besonders viel schenken, sofern man nicht selbst ziemlich wohlhabend ist, und das Falsche ist immer schlechter als gar nichts, aber trotzdem hat es niemand gern, wenn ihm freundlich gesagt wird, er könne einem kein schöneres Geschenk machen als seine bezaubernde Person – sehr hübsch, aber so herablassend und gönnerhaft – denn schließlich haben wir alle so unsere menschlichen Triebe, und Schenken ist einer davon. Ich sauste also hin, um es mir anzusehen, und da war es ein Brief, nur ein einziges Blatt, in einer sehr schönen Handschrift aus dem 17. Jahrhundert. Peter sagte: »Das Komische ist, daß mir der Katalog nach Rom nachgesandt wurde und ich gleich ein Telegramm danach losgeschickt und mich sehr geärgert habe, als ich erfuhr, daß es schon verkauft sei.« Ich sagte: »Aber du sammelst doch gar keine Handschriften.« Darauf er: »Nein, aber ich wollte es für Harriet haben.« Und dann drehte er das Blatt um, und ich sah die Unterschrift: »John Donne«, was mir so einiges erklärte, denn für Donne hatte Peter schon immer eine Schwäche gehabt. Es scheint ein sehr schöner Brief von Donne an ein Gemeindemitglied zu sein – eine Lady So-und-so – über göttliche und menschliche Liebe. Ich habe versucht, ihn zu lesen, aber ich komme mit dieser komischen alten Schrift nie zurecht (möchte wissen, was Helen dazu sagen wird – sicher wird sie finden, ein goldenes Feuerzeug sei sehr viel angemessener gewesen) – da merkte ich, daß Peter ans Telefon gegangen war und sagte: »Hör mal, mein Herz« – aber mit einer Stimme, die ich sein Leben lang noch nie an ihm gehört habe. Ich also nichts wie raus aus dem Zimmer und geradewegs Bunter in die Arme, der gerade zur Wohnungstür hereinkam. Ich fürchte, Peter läuft ein wenig aus dem Gleis, denn als er nach dem Telefonat herauskam, meldete Bunter, daß er auftragsgemäß für den Abend des 16. Oktober »das beste Zimmer im Lord Warden gebucht habe, Mylord, sowie Zug- und Schiffspassage nach Menton.« P. fragte, ob die Höllenhunde ihm auf der Spur gewesen seien. B. bejahte – Oberhund habe sich erwartungsgemäß an ihn herangemacht und ihn auszuhorchen versucht. Warum das Lord Warden und nicht das Nachtschiff oder Flugzeug, habe er wissen wollen. B. habe geantwortet, weil Ihre Ladyschaft zu Luft- und Seekrankheit neige. Höllenhund sei zufrieden gewesen und habe B. 10 Shilling geben, die er an die Gesellschaft für Strafgefangenenhilfe weiterzuleiten sich gestatten werde. Ich sagte: »Aber wirklich, Peter!« Da fragte er, warum er einem wohlverdienten Ehepaar nicht mal eine Europareise spendieren dürfe. Damit schickte er die Reservierungen an Miss Climpson zur Weitergabe an einen tuberkulosekranken Buchhalter und seine Frau, die in beschränkten Umständen leben. (Frage: Wie beschränkt man einen Umstand?)
     
    5. Oktober. – Worth hat wunderbar gearbeitet und Kleid geliefert. Wenige erlesene Freunde eingeladen, um Brautaustattung zu besichtigen – einschließlich Miss Climpson, die angesichts des Nerzmantels, den Peter der Braut schenkte, auf wundersame Weise sprachlos war – 950 Guineen sind ja auch

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