Hochzeit mit Hindernissen
Stunden seit seiner Ankunft bereits genutzt, um Erkundigungen über seine neue Verkaufsrepräsentantin einzuholen.
“Ehrlich gesagt hatte ich gehofft, du würdest dich freuen, mich wiederzusehen.” Erst als der Direktor sich abwandte, um beim Barkeeper Cocktails zu bestellen, bemerkte Renato Heathers erzürnten Gesichtsausdruck.
“Wenn du nur gekommen bist, um mich zu kontrollieren, dann muss ich dich enttäuschen”, erwiderte sie barsch.
“Du darfst nicht denken …”
“Red dich nicht raus”, unterbrach sie ihn. “Aber ich mache dir keinen Vorwurf. Du kannst eben nicht aus deiner Haut.”
Trotz ihrer Enttäuschung war sie gespannt auf Renatos Reaktion, als sie ihm nach dem Abendessen in ihrer Suite die Auftragsbücher präsentierte. Doch die Miene, mit der er den Erfolg ihrer Arbeit musterte, blieb undurchdringlich.
“Bist du zufrieden mit mir?”, fragte sie unsicher.
Renato blickte auf, als wäre er mit seinen Gedanken ganz woanders gewesen. Doch dann nahm er sie in die Arme und zog sie an sich. “Selbstverständlich”, sagte er zärtlich und strich ihr die Träger des Kleides von den Schultern. “Und das in jeder Hinsicht.”
In den verbleibenden Tagen hatte Heather noch mehrere Termine. Zu ihrer Freude beließ es Renato dabei, ihr im Vorfeld einige Tipps und Hinweise zu geben, ohne sich in die eigentlichen Verhandlungen einzumischen.
Und weil er sich auch sonst überaus rücksichts-, wenn nicht gar liebevoll verhielt, sah Heather dem letzten Abend mit gemischten Gefühlen entgegen. Einerseits freute sie sich auf Sizilien, andererseits befürchtete sie, dass sie dort der Alltag schnell eingeholt haben und die Aussicht, dass Renato seine Reserviertheit ablegte, rapide abnehmen würde.
Als sie spät am Abend eng umschlungen und vom Liebesakt erschöpft im Bett lagen, fasste sie sich ein Herz. “Hast du eigentlich schon mal darüber nachgedacht, was aus uns geworden wäre, wenn ich den Vorschlag deiner Mutter abgelehnt hätte?”
“Das hätte die Angelegenheit unnötig verkompliziert”, erwiderte Renato bestimmt, “aber geheiratet hätte ich dich trotzdem. Spätestens seit unserem Bootsausflug war mir das klar. Nur konnte ich dir das damals schlecht sagen. Schließlich warst du mit meinem kleinen Bruder verlobt.”
Unwillkürlich fiel Heather die prickelnde Erotik ein, die in der Luft gelegen hatte, als er ihr auf dem Sonnendeck der
Santa Maria
den Rücken eingecremt hatte. Vor allem aber das Gespräch am Strand, bei dem er zum ersten und bisher einzigen Mal offen über seine Gefühle gesprochen hatte, hatte sie nicht vergessen.
So gesehen wunderte es sie nicht, dass er schon damals entschlossen gewesen war, sie zur Frau zu nehmen. Was allerdings die Frage aufwarf, warum es erst des energischen Eingreifens seiner Mutter bedurft hatte, um ihn dazu zu bewegen.
Plötzlich kam ihr ein ungeheurer Verdacht. “Hast du Baptista etwa nur vorgeschickt?”
“Auf mich wolltest du ja nicht hören”, erwiderte Renato ausweichend und doch unmissverständlich. “Und da ich wusste, wie gern sie dich hat, brauchte ich sie nicht lange zu überreden.”
Ungläubig sah Heather ihn an. Bei diesem Mann war man vor Überraschungen nie sicher – vor angenehmen so wenig wie vor unangenehmen. “Jetzt weiß ich auch, warum du nicht bei der Direktion des
Gossways
angerufen hast”, hielt sie ihm vor.
Sein schalkhaftes Lächeln machte ihr schlagartig klar, dass sie ihn wieder einmal unterschätzt hatte. “Du hast angerufen, stimmt’s?”, fragte sie. “Aber nicht, um ihnen auszurichten, worum ich dich gebeten habe, sondern um ihnen zu drohen, falls sie mich wieder einstellen!”
Renatos selbstsicherer Gesichtsausdruck sprach eine deutliche Sprache. Einen Moment lang war Heather versucht, ihn mit der Möglichkeit zu konfrontieren, von der Männer in solchen Fällen üblicherweise Gebrauch machten. Warum hatte er sie nicht einfach gefragt, ob sie seine Frau werden wollte?
Im Wissen um die Antwort verwarf sie den Gedanken. Renato hätte es nie gewagt, sie direkt zu fragen, weil er sich dafür zu seinen Gefühlen hätte bekennen müssen. Und nichts war unwahrscheinlicher als das.
Umso mehr Grund für sie, sich davor zu hüten, ihm offen zu zeigen, was sie für ihn empfand. Von einem Mann, der sein Herz selbst vor seiner Ehefrau verschloss, war nicht zu erwarten, dass er ihr dieses Vertrauen danken würde. Eher schon das Gegenteil.
Ein neues Jahr hatte begonnen, und mit jedem Tag, der ins Land ging,
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