Hochzeit mit Hindernissen
bitte Sie allerdings zu verstehen, dass ich mir Gewissheit verschaffen musste. Schließlich ist Lorenzo kein armer Mann …”
“Halten Sie mich etwa für eine Mitgiftjägerin?”, schnitt Heather ihm empört das Wort ab.
“Ich muss gestehen, dass ich zunächst den Verdacht hatte”, gab Renato unumwunden zu. “Die Entschiedenheit, mit der Sie mein Angebot zurückgewiesen haben, hat mich eines Besseren belehrt.”
Bislang war Heather der Meinung gewesen, dass auf ihre Menschenkenntnis halbwegs Verlass wäre. Doch dieser Mann stellte sie vor ein Rätsel. Offensichtlich ging er davon aus, dass aus seinem Mund selbst die größte Beleidigung wie ein Kompliment klang.
Vielleicht lag es daran, dass sie sich auf ein ähnlich gewagtes Spiel mit ihm einließ wie schon bei ihrer ersten Begegnung. “Und wenn ich akzeptiert hätte?”
“Dann wären Sie um zwanzigtausend Pfund reicher – und um eine wundervolle Erfahrung.”
Seine Antwort passte genau zu der maßlosen Selbstsicherheit, die er ausstrahlte. Auch dass er ohne Skrupel mit der Freundin seines Bruders schlafen würde, wenn die es zuließe, überraschte Heather nicht sonderlich. Das gehörte anscheinend zu dem Verständnis seiner Rolle als Familienoberhaupt.
“Haben Sie eigentlich schon mal darüber nachgedacht, wie Lorenzo reagieren würde, wenn er von Ihrem Angebot wüsste?” Auch wenn sie die Antwort bereits zu kennen glaubte, wollte sie Renato die Frage nicht ersparen.
“Da Sie es abgelehnt haben, kann er es ruhig erfahren”, erwiderte er gelassen. “Andernfalls hätte ich ihm einen Gefallen getan – was er sicherlich eingesehen hätte.”
Heather bezweifelte nicht im Geringsten, dass ihm notfalls die entsprechenden Argumente eingefallen wären. Wie er überhaupt davon auszugehen schien, dass die Welt so etwas wie ein Schachspiel war, in dem er die Figuren bewegte – ganz egal ob sie Lorenzo, Elena, Minetta, Julia oder sonst wie hießen.
Sicherlich zählt er mich auch dazu, dachte Heather unwillkürlich. Um ihm zu beweisen, dass sie sich von niemandem zu einer Spielfigur degradieren lassen würde, wagte sie das Äußerste und riskierte einen Zug, mit dem er nicht rechnen konnte.
“Wenn Sie so edle Motive haben, sollten Sie Ihr Angebot vielleicht noch einmal überdenken.” Um ihn mit seinen eigenen Waffen zu schlagen, griff sie sein stärkstes – und beleidigendstes – Argument auf. “Ein erfahrener Mann wie Sie müsste doch wissen, dass manche Frauen aus gewissen Gründen nicht so leicht zu haben sind wie andere.”
Der Erfolg gab ihr recht, denn Renato war einen Moment sprachlos. “Ich beginne zu begreifen”, sagte er schließlich, und seine Stimme verriet fast etwas wie Vorfreude. “An was hatten Sie denn so gedacht?”
“Das kann ich Ihnen genau sagen.” Aufreizend langsam beugte sich Heather zu Renato, bis sich ihre Wangen beinahe berührten. “Dass Sie und Ihr Geld mir ein für alle Mal gestohlen bleiben können”, flüsterte sie ihm ins Ohr und richtete sich augenblicklich wieder auf.
Es dauerte erstaunlich lange, bis Renato die Fassung wiedererlangte. “Ich bewundere Ihren Mut”, sagte er endlich, und jegliche Selbstherrlichkeit war aus seinem Blick verschwunden.
“Mit Mut hat das nichts zu tun”, erwiderte Heather bestimmt. “Glücklicherweise bin ich nicht auf Ihr Wohlwollen angewiesen.”
“Mit einer Ausnahme.” Renato genoss es offensichtlich, ihr widersprechen zu können. “Jedenfalls wenn Sie beabsichtigen sollten, Lorenzo zu heiraten. Und in der Frage, wen ich in die Familie aufnehme, bin ich überaus …”
“Dann habe ich eine gute Nachricht für Sie”, unterbrach Heather ihn und sah ihn wutentbrannt an. “Lorenzo wird Sie nicht in die Verlegenheit bringen, eine Entscheidung treffen zu müssen. Bis jetzt weiß ich ohnehin nur von Ihnen, dass er um meine Hand anhalten will. Sollte er mich jedoch tatsächlich fragen, werde ich mit Nein antworten. Was er einzig und allein Ihnen zu verdanken hat.”
“Heather!” Lorenzos bestürzte Stimme machte ihr schlagartig klar, dass er die letzten Worte gehört haben musste.
Sie stand auf und drehte sich zu ihm um. “Es tut mir leid, dass du es auf diese Weise erfahren musst. Wir hatten eine wunderschöne Zeit, aber ich befürchte, es ist besser, wenn wir uns nicht mehr sehen.”
“Aber ich liebe dich doch!” Lorenzo klang verzweifelt, und um Heather daran zu hindern, wegzulaufen, hielt er sie am Arm fest.
“Ich dich auch”, gestand sie zum ersten
Weitere Kostenlose Bücher