Hochzeit nach Plan B (German Edition)
aufgerissenen Augen wich er ein paar Schritte aus.
Während ich weiterging, hörte ich ihn noch etwas von »hysterische Zicke« und »völlig plemplem« murmeln.
Das wirklich Erschreckende daran war, dass er absolut recht hatte.
Ich zog einen Flunsch und lief weiter in Richtung des Parkhauses, wobei ich die neugierigen Blicke der anderen so weit wie möglich zu ignorieren versuchte. Stattdessen machte ich mir Gedanken, wie es nun mit mir weitergehen sollte.
Es war ganz klar, dass ich eine Unterkunft brauchte, und zwar diesmal eine, die man nicht stundenweise buchen konnte. Vielleicht konnte ich kleine nette Pension in einem der Hamburger Vororte finden. Allerdings war mein Konto nicht gerade prall gefüllt. Für mehr als ein paar Übernachtungen würde es kaum reichen. Das bedeutete, dass ich auch noch dringend einen Job brauchte, und zwar so schnell wie möglich.
Plötzlich wurde ich unsanft aus meinen Gedanken gerissen, als ein großer Kerl mich grob anrempelte.
Es war an einer Stelle, an der ein Teil des Gehwegs aufgerissen war und sich alle Leute gedrängt vorbeischieben mussten. Der Typ hatte sein Handy ans Ohr gedrückt und schien sich heftig mit jemandem am anderen Ende der Leitung zu streiten.
»Mach doch, was du willst. Aber ohne mich!«, brüllte er ins Telefon. Und kurz darauf brummte er noch: »Okay, wenn du meinst, dass es so besser ist, dann belassen wir es eben dabei. Vergessen wir es einfach.«
In diesem Moment kam er an mir vorbei. Da er auf das Display seines Telefons sah anstatt nach vorn, übersah er mich. Mit der Gewalt einer Dampframme rannte er mich um. Und als wäre das noch nicht genug gewesen, lief er einfach weiter, ohne sich bei mir zu entschuldigen.
Das war eindeutig zu viel.
Ich fühlte, wie der sprichwörtliche Tropfen in das Fass meiner Geduld fiel. Es begann überzulaufen und platzte schließlich mit einem lauten Knall.
Der Kerl würde nicht ungestraft davonkommen!
Ich machte ein paar schnelle Schritte hinter ihm her, packte ihn am Arm und riss ihn herum. Erstaunt sah er mich an, verlor das Gleichgewicht und taumelte in meine Richtung.
Dann ging alles blitzschnell.
Ich hatte den LKW gar nicht kommen sehen, doch plötzlich schoss er an mir vorbei. Ich konnte nur roten Lack und chromglänzendes Metall erkennen. Er erfasste den Mann, dessen Arm ich immer noch festhielt, seitlich am Oberkörper und schleuderte ihn auf mich drauf.
Ich hörte noch die Schreie der Umstehenden und merkte, wie ich fiel.
Angeblich soll ja noch einmal das gesamte Leben an einem vorbeiziehen, wenn man stirbt. Wobei ich mich immer schon gefragt habe, wer davon berichtet hatte, denn schließlich war man danach ja tot. Aber wie auch immer, ich sah nichts davon. Es wurde einfach nur dunkel um mich.
Kapitel 5
Das Licht blendete mich. Ich kniff die Augen zusammen und versuchte, mich langsam daran zu gewöhnen.
Ich hatte mal gehört, dass Menschen ein Licht sehen und darauf zugehen, wenn sie sterben – schon wieder so eine seltsame Theorie – aber von den unglaublichen Kopfschmerzen, die mich gerade quälten, war dabei nie die Rede gewesen.
Das bedeutete doch eigentlich, dass ich nicht tot sein konnte, oder?
Jedenfalls fühlte sich mein Kopf an, als wäre jemand mit einer Dampfwalze darüber gefahren, hätte dann zurückgesetzt und mich noch einmal überrollt.
Ich tastete vorsichtig an meine Stirn, zog meine Finger aber sofort wieder zurück. Eine beinahe hühnereigroße Beule prangte genau in der Mitte.
Ich musste aussehen wie ein blondiertes Einhorn. Kein Wunder, dass die unzähligen Gesichter, die sich über mich beugten, mich so mitleidig ansahen. Langsam hob ich den Kopf, um ihnen mitzuteilen, dass mit mir alles in Ordnung war. Aber da es sich anfühlte, als würde die Dampfwalze zurückkommen, ließ ich ihn wieder sinken.
»Bleiben Sie einfach liegen, der Notarzt ist schon unterwegs«, sagte eine ältere Frau, die direkt hinter mir kniete, sodass ihr Gesicht für mich aussah, als stehe es auf dem Kopf.
»Nichts lieber als das«, murmelte ich.
Von den nächsten Minuten bekam ich nicht viel mit. Ich hörte nur die verschiedensten Stimmen um mich herum, die unzusammenhängendes Zeug brabbelten.
»Er kommt wieder zu sich«, rief eine tiefe Männerstimme ein paar Meter neben mir, und eine schrille Frauenstimme kiekste: »Haben Sie das gesehen? Sie hat ihm das Leben gerettet.« »Das stimmt, ohne sie wäre er jetzt tot«, fügte eine dritte Stimme hinzu.
Wovon redeten die Leute da?
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