Hochzeit nach Plan B (German Edition)
Geburtstag war? , bohrte eine innere Stimme, die ich nicht unterdrücken konnte.
Glücklicherweise beendete das Geräusch des Schlüssels im Schloss unserer Wohnungstür meine ketzerischen Gedanken.
Eilig überprüfte ich zum mindestens zwanzigsten Mal mein Spiegelbild in der Glasscheibe der Mikrowelle, während ich mir die Küchenschürze abstreifte, die mit ihrem verspielten Herzchendesign weder zu meinem schicken schwarzen Kleid noch zur topmodernen Kücheneinrichtung passte. Sie war ein Geschenk meiner Freundin Mareike gewesen und eines der wenigen Relikte aus der Zeit vor meiner Beziehung mit Thomas.
Meine Hochsteckfrisur saß glücklicherweise immer noch vorbildlich, und zum kleinen Schwarzen trug ich eine Kette aus filigranem Weißgold und dazu passende Ohrringe.
Geschenke von Thomas aus der Zeit, als er deinen Geburtstag noch gebührend beachtet hat , meldete sich meine aufsässige innere Stimme wieder zu Wort, aber ich brachte sie mit einem leisen Knurren zum Schweigen.
Schlicht aber elegant, beglückwünschte ich mich zu meinem Spiegelbild, bevor ich mich meinem Schatz zuwandte.
»Du kommst gerade richtig, das Essen ist fertig«, flötete ich.
»Wie? Was?«
Thomas wirkte völlig abwesend. Mit einem Stirnrunzeln starrte er mich an.
Das fing ja gut an. Der Abend hatte eindeutig noch Entwicklungspotential.
»Essen? Geburtstag?«, erinnerte ich ihn mit hochgezogenen Augenbrauen.
Sein Blick fiel auf den Tisch, den ich mit weißer Tischdecke und dunkelroter Tischdeko hergerichtet hatte. Fünf Kerzen in hohen Leuchtern hüllten das Ganze in gemütlich flackerndes Licht. Ansonsten wurde der große Raum nur durch die Halogenstrahler der Dunstabzugshaube in der offenen Küche und die Lichter der Hamburger Innenstadt erhellt, die durch die bodentiefen Fensterscheiben in unser Wohnzimmer fielen.
Ich hatte mir mit dem Decken des Tisches soviel Mühe gegeben und war so stolz auf mein Werk gewesen, dass es mir schwerfiel, mein einstudiertes Hollywood-Lächeln aufrechtzuerhalten.
»Ach so, das Essen«, meinte Thomas wenig begeistert. »Gib mir eine Minute, dann bin ich bei dir.«
Da er sofort im Bad verschwand, entging ihm, wie meine Gesichtszüge entgleisten und mit voller Wucht den Prellbock am Streckenende rammten.
Ich zog einen Schmollmund, der Brigitte Bardot alle Ehre gemacht hätte, und knallte die Schüssel mit den Spaghetti auf den Tisch.
Meine Aktion wäre natürlich viel wirkungsvoller gewesen, wenn die Ursache meiner schlechten Laune dabei im Raum gewesen wäre. Stattdessen kam sie kurz darauf in Jeans und Poloshirt aus dem Bad spaziert und setzte sich an den gedeckten Tisch, als wäre nichts passiert.
Naja, er hatte eben einen harten Tag, rief ich mir ins Gedächtnis. Und als Thomas mir ein unwiderstehliches Lächeln schenkte, war ich schon wieder versöhnt.
Auch nach den dreieinhalb Jahren, in denen wir jetzt ein Paar waren, war es für mich noch immer unfassbar, dass dieser Mr. Perfect ausgerechnet mich auserwählt hatte. Er war intelligent, erfolgreich in seinem Job als Architekt, hatte Geld und sah mit seinem durchtrainierten Körper, den blonden Haaren und den strahlend blauen Augen noch dazu umwerfend aus. Kurzum, er hätte jede haben können, aber ich war die Glückliche, die ihn sich geangelt hatte.
Milde gestimmt schaufelte ich eine große Portion Spaghetti auf seinen Teller und deckte die Soßen-Katastrophe großzügig mit schwarzen Oliven ab. Den Wein hatte ich schon eingeschenkt. Ich hatte mich für einen leckeren Primitivo aus Apulien entschieden, der gut zu den Spaghetti passte.
»Auf einen schönen Abend«, sagte ich lächelnd, während ich mein Glas hob.
Meine Finger zitterten vor Aufregung. Thomas konnte ja nicht ahnen, dass in seinem Weinglas noch eine Überraschung auf ihn wartete. Ich hatte beim Juwelier einen Ring besorgt und ihn im Wein versenkt, wie ich es schon in so vielen Filmen gesehen hatte.
Zugegeben, diese Art des Heiratsantrags war schon ziemlich ausgenudelt, aber ich war nun mal eine hoffnungslose Romantikerin – außerdem hatte es im Film doch eigentlich immer geklappt, und darauf hoffte ich auch jetzt.
Nervös zog ich die Unterlippe zwischen meine Zähne, während Thomas das Glas zum Trinken ansetzte.
Dabei fiel mir siedend heiß ein, dass ich ja den dunkelroten Lippenstift aufgelegt hatte. Meine Zähne mussten also jetzt aussehen wie die eines Vampirs nach erfolgreicher Nahrungsaufnahme. Unauffällig angelte ich mir die Serviette und rieb mir hinter
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