Hochzeit nach Plan B (German Edition)
hätten uns ja ruhig erzählen können, dass es Ihre Verlobte war, die Ihnen das Leben gerettet hat. Ich finde das ja so romantisch.«
Sie packte mich an beiden Armen und schob mich ganz nah an das Bett heran. Ich war so perplex, dass ich mich nicht wehrte.
Eigentlich hatte ich mich ja nur selbst davon überzeugen wollen, dass es dem Typ einigermaßen gut ging. Natürlich sollte er nichts davon erfahren, dass ich mich als seine Verlobte ausgegeben hatte. Aber da hatte ich natürlich die Rechnung ohne Schwester Petra gemacht.
»Na, mal nicht so schüchtern«, grinste sie. »Meinetwegen brauchen Sie beide sich nicht zurückzuhalten. Eine Begrüßung unter Verliebten sieht wohl anders aus.«
Auffordernd blickte sie zwischen uns hin und her.
Oh nein, jetzt war alles aus. Ich merkte, wie meine Wangen zu glühen begannen, während die Augen unter dem Kopfverband mich kritisch musterten. Gleich würde meine Lüge auffliegen und Schwester Petra würde mich mit lautem Getöse aus dem Krankenhaus werfen. Ich warf ihr einen kurzen Seitenblick zu. Sie war von unserer ach so romantischen Geschichte dermaßen hingerissen, dass ich ihr durchaus zutraue, dass sie mich direkt aus dem Fenster entsorgte, wenn sie die Wahrheit erfuhr.
Ich überlegte, ob ich einen Sturz aus dem dritten Stock überleben würde. Naja, wenn nicht, hätten die Gäste auf meiner Trauerfeier zumindest etwas zu lachen.
Ich schloss die Augen und wartete auf die Richtigstellung durch meinen angeblichen Zukünftigen.
»Meine Verlobte?«, hörte ich ihn hilflos fragen.
Ich öffnete schon den Mund, um alles zu erklären und doch noch mit dem Leben davonzukommen, aber Petra kam mir zuvor.
»Oh nein!«, rief sie bestürzt und schlug theatralisch eine Hand vor den Mund. »Ich habe es befürchtet. Sie erinnern sich nicht an sie.
Schwester Petra seufzte so laut, dass der Mann gequält das Gesicht verzog. Doch sie missverstand das Ganze als Reaktion auf das Nichterkennen und tätschelte tröstend seine Hand. »Dr. Hartmann hat Ihnen ja gesagt, dass nach einer solchen Kopfverletzung Erinnerungslücken ganz normal sind. Aber keine Angst, das wird schon wieder.«
Sie packte meine Hand mit einem so festen Griff, dass ich beinahe laut aufgeschrien hätte, und legte sie unnachgiebig auf seine. Panik flackerte in seinen Augen auf, und ich hatte das Gefühl, dass er am liebsten geflüchtet wäre.
Ich übrigens auch.
Aber Petra kannte keine Gnade. »Nun, Herr Baumgartner, das ist Ihre Verlobte, Frau ...« Sie blickte mich fragend an.
»Hannah Winkler«, brachte ich mühsam hervor.
»Genau«, nickte Petra strahlend. »Frau Winkler war es ja auch, die Sie vor dem LKW weggezogen hat. Sie sollten sich also ganz lieb bei ihr bedanken.«
Dann stand sie auf. »Gut, dann lasse ich Sie jetzt mal allein, damit Sie sich in Ruhe beschnuppern können.«
Sie lief zur Tür. Als sie die Klinke in schon in der Hand hatte, drehte sie sich noch einmal zu uns um.
»Ist das nicht romantisch?«, flötete sie mal wieder. »Welches Paar bekommt schon die Gelegenheit, sich zweimal ganz frisch ineinander zu verlieben. Kosten Sie es aus, Herzchen. Kosten Sie es aus.«
Nachdem sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte, schloss mein Gegenüber für einen Moment erleichtert die Augen. Auch ich selbst war froh, ihrer Fuchtel eine Weile entkommen zu sein.
»Schwester Petra ist wirklich ein Original«, bemerkte ich, um das peinliche Schweigen zu beenden, das sich zwischen uns aufzubauen begann.
»Allerdings«, stimmte der Mann seufzend zu. »Aber ich bin mir nicht sicher, wie lange ich ihre Art noch ertragen kann. Hoffentlich komme ich hier bald raus.«
Ihm gelang ein gequältes Lächeln.
Dabei fiel mir auf, dass seine Augen eine ganz eigentümliche Farbe hatten. Sie erinnerte mich an das Meer. Es war nicht das strahlende Türkis der Karibik und auch nicht das tiefe Blau des Pazifiks, sondern eher ein Grau-Grün-Blau wie die Farbe der Ostsee. Unter dem Kopfverband lugten außerdem ein paar hellbraune Haarsträhnen hervor.
Ich musste mir eingestehen, dass mir sein Anblick trotz der Schwellung im Gesicht durchaus gefiel. Er sah nicht so blendend aus wie Thomas, aber durchaus attraktiv. Seltsam, als er mich vorher beinahe umgerannt hatte, war mir das gar nicht aufgefallen.
»Ihr – äh – ich meine dein Kopf hat ganz schön was abbekommen, oder?«, erkundigte ich mich vorsichtig. Beinahe hätte ich meinen angeblichen Verlobten gesiezt. Zum Glück schien er es nicht bemerkt zu
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