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Hochzeit nach Plan B (German Edition)

Hochzeit nach Plan B (German Edition)

Titel: Hochzeit nach Plan B (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milena Mayfeldt
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überreichte ihn mir mit einem anzüglichen Grinsen. Fehlte nur noch, dass er anbot, mich ins Bett zu bringen.
    »Die Treppe hoch und dann rechts«, wies er mir stattdessen den Weg und ich wandte mich zum Gehen, ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen.
    Es dauerte allerdings nicht lange, bis ich meinen Entschluss bitter bereute. Dass es in dem Hotel keinen Aufzug gab und ich meinen Koffer die Treppe hochschleppen musste, war ja gerade noch hinnehmbar. Aber als ich mich endlich dazu durchgerungen hatte, die undefinierbaren Flecken in der Bettwäsche zu ignorieren, ging im Nachbarzimmer das Spektakel los.
    Das laute Stöhnen eines Mannes wechselte sich mit dem hohen Kieksen und »Oh ja!«-Schreien einer Frau ab. Zudem schien das Bett nicht allzu stabil zu sein, denn es polterte immer wieder rhythmisch gegen die Wand.
    Es war nicht auszuhalten.
    »Ruhe!«, brüllte ich aufgebracht. »Es gibt hier schließlich auch Leute, die einfach nur schlafen wollen!«
    Doch die beiden schienen wenig beeindruckt. Zumindest ging der Lärm unvermindert weiter.
    Ich richtete mich auf und hämmerte mit der Faust gegen die Wand, aber auch das hatte keinen Erfolg.
    Als dann noch eine zweite Frauenstimme in das Gestöhn einfiel, resignierte ich endgültig. Ich wickelte mir das Kopfkissen um den Hinterkopf und presste es mit beiden Händen gegen meine Ohren.
    Irgendwie musste ich diese Nacht überstehen.
     

Kapitel 3
     
    Als ich am nächsten Morgen vor dem Spiegel des winzigen Badezimmers stand, das zu meinem Hotelzimmer gehörte, fühlte ich mich so schlecht wie noch nie zuvor in meinem Leben. Und das war mir leider auch deutlich anzusehen.
    Ich war blass wie die Vampire in den Filmen (nur dass man bei mir leider den Glitzereffekt vergessen hatte), und die tiefen Ringe unter meinen Augen ließen mich wie einen Profiboxer nach einem verlorenen Kampf aussehen.
    Eine frühere Klassenkameradin von mir hatte mal behauptet, dass sie die Aura jedes Menschen sehen konnte, die in einer bestimmten Farbe leuchtete. Ich konnte das nicht, und in diesem Moment war ich auch ganz froh darüber. Meine Aura war momentan bestimmt giftgrün – oder eitergelb. Ich schüttelte mich und versuchte, den Gedanken aus meinem Hirn zu verbannen. Jetzt ging es erst mal darum, zumindest die Fassade zu wahren.
    Mit einem tiefen Seufzer griff ich in meine Kosmetiktasche und machte mich an die Arbeit. Mit der Akribie eines Restaurators legte ich ein kunstvolles Make-up auf, sodass ich fast aussah, als wäre nichts geschehen.
    Aber genau das war das Problem. Es war eine Menge passiert, und ich konnte und wollte nicht so weitermachen wie bisher.
    Eigentlich war ich mit meinen haselnussbraunen Augen, dem schmalen Gesicht und den langen, dunkelbraunen Haaren immer ganz zufrieden gewesen, aber jetzt störte mich so ziemlich alles an mir. Gut, an den Augen konnte ich nicht viel ändern, und auch die Gesichtsform würde ich wohl nur breiter bekommen, wenn ich mir mindestens 50 Kilo anfutterte. Und das kam ja nun gar nicht infrage. Ich würde Thomas kaum die Genugtuung gönnen, dass ich mir seinetwegen noch Kummerspeck angefressen hatte.
    Aber mit den Haaren konnte ich sofort etwas anstellen. Etwas total Verrücktes, nahm ich mir vor, eine Glatze vielleicht oder einen knallroten Stoppelschnitt.
    Entschlossen und mit neuer Energie packte ich meine Sachen zusammen. Auf dem Weg zum Ausgang wurde ich noch einmal in meiner Entscheidung bekräftigt, nie wieder in so einem Hotel zu übernachten. Wahrscheinlich sahen die derzeitigen Insassen der Ausnüchterungszelle in der Davidwache auf St. Pauli wesentlich gesünder und erholter aus als die Leute, die mir im Flur und auf der Treppe begegneten. Und weniger kriminell, dachte ich im Stillen.
    Ich war froh, als ich mein Koffer-Monstrum wieder auf dem Beifahrersitz angeschnallt hatte und losfahren konnte.
    Nachdem ich mein Auto in einem Parkhaus in der Innenstadt abgestellt hatte, ging ich in den ersten Friseursalon rein, den ich finden konnte. Dass ich meine Stammfriseurin Kathrin niemals davon hätte überzeugen können, meine Haare abzuschneiden, war mir schon vorher klar. Deshalb probierte ich es gar nicht erst.
    Ohne zu fragen, ob ich sofort einen Termin bekommen könnte, marschierte ich schnurstracks durch den Laden und ließ mich auf einen freien Frisiersessel fallen. Die drei Mädchen, von denen zwei gerade Kunden bedienten, wechselten vielsagende Blicke.
    Vorsicht, unangenehme Kundin im Anmarsch, las ich in ihren Gesichtern.

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