Hochzeit nach Plan B (German Edition)
da sein würde, wenn die Baumgartners mich in den nächsten Minuten mit Schimpf und Schande aus dem Trauzimmer jagen würden.
Ben ließ mich die ganze Zeit über nicht eine Sekunde aus den Augen. Er sagte nichts und stellte auch keine Zwischenfragen. Erst als ich mit meiner Geschichte am Ende war, lehnte er sich zurück, sah mich aber weiterhin an.
»Warum?«, fragte er mit versteinerter Miene.
Ich blickte Hilfe suchend umher, aber leider gab es keine gute Fee, die mir zur Seite stand. Also versuchte ich, meine Beweggründe selbst zu erklären.
»Zuerst war es wie gesagt nur ein Missverständnis. Ich dachte die ganze Zeit, es würde sich gleich aufklären. Dann war ich froh, überhaupt ein Dach über dem Kopf zu haben.« Ich sah die Baumgartners an, die wie paralysiert an meinen Lippen hingen.
»Ich habe mich bei euch von Anfang an so wohl gefühlt. Ihr habt euch so unglaublich lieb und wie selbstverständlich um mich gekümmert. Nach dem, was ich mit Thomas durchgemacht hatte, war es einfach toll, die Geborgenheit einer Familie zu haben, auch wenn ich sie nur durch Betrug ergattert habe.«
Tatsächlich ließ sich Evelyn zu einem kleinen Lächeln hinreißen, während Erwin die Stirn runzelte. Vermutlich suchte er nach einem passenden Sprichwort. Als ich allerdings sah, dass ausgerechnet Eberhard Tränen in den Augen hatte, verlor ich tatsächlich für einen winzigen Moment die Fassung.
Glücklicherweise fing ich mich schnell wieder.
»Gleich am nächsten Morgen, als ich wieder einigermaßen denken konnte, wollte ich euch allen die Wahrheit sagen«, fuhr ich mit meiner Erklärung fort. »Aber dann habe ich euer Gespräch mit angehört, dass Ben sich auf keinen Fall aufregen dürfe. Also habe ich beschlossen, das Spiel noch ein paar Tage weiterzuspielen, bis es ihm wieder etwas besser ginge.«
»Und dann?«, fragte Ben kühl.
Obwohl ich ihn in der Zwischenzeit gut kennengelernt hatte, konnte ich überhaupt nicht einschätzen, was in ihm vorging. Als ich weitersprach, waren meine Worte nur an ihn gerichtet.
»Irgendwann ist mir dann klar geworden, dass ich nicht mehr nur so getan habe, als wäre ich in dich verliebt. Es ist einfach so passiert. Ich wollte mit dir zusammen sein, verstehst du?« Ungeachtet meines Lippenstifts biss ich mir auf die Unterlippe und wartete nervös auf seine Reaktion.
Doch statt Ben meldete sich Evelyn von hinten zu Wort.
»Heißt das, du hast dich wirklich in meinen Sohn verliebt?«, fragte sie.
Ich nickte wortlos.
»Na, dann steht einer Hochzeit doch jetzt eigentlich nichts mehr im Wege«, sagte sie, als wäre es ganz selbstverständlich. »Soll ich den Standesbeamten wieder hereinholen?«
Diesmal war ich an der Reihe, die Kinnlade nach unten fallen zu lassen. Auch Ben starrte seine Mutter fassungslos an. Seltsamerweise schien seine Familie weit weniger von meinem Geständnis geschockt zu sein, als ich erwartet hatte.
Ben kniff die Augen zusammen. »Ihr wusstet es!«, stieß er hervor, und es klang eher wie eine Feststellung als eine Frage. »Ihr wusstet, dass Hannah nicht meine richtige Verlobte ist.«
Ungläubig blickte ich in eine Reihe schuldbewusst grinsender Gesichter. Diesmal war es Erwin, der sich als Erster äußerte.
»Naja, es war schon ein bisschen merkwürdig, wie Hannah sich benommen hat. Am Anfang haben wir ja noch Einiges auf ihre Kopfverletzung geschoben, aber irgendwann waren ihre Patzer einfach zu auffällig. Und als sie dann deinen richtigen Namen nicht kannte, haben wir ein bisschen nachgeforscht.« Er wandte sich an mich. »Chrissie hat im Internet recherchiert und ziemlich schnell herausgefunden, dass deine Geschichte nicht stimmt. Sie ist da recht geschickt.«
»Und ihr habt mir nichts davon gesagt?« fuhr Ben entrüstet auf.
»Nö. Wieso denn auch?«, erwiderte Chrissie trotzig. »Damit du die erste Frau in den Wind schießt, mit der man endlich mal was anfangen kann? Deine Freundinnen vorher waren ja alle ziemlich daneben.«
»Ein Griff ins Klo«, knurrte Ben. »Ja, ich weiß. Du hast es oft genug erwähnt.«
»Genau. Und die nächste wäre es wahrscheinlich auch wieder gewesen«, nickte Chrissie ungerührt.
Evelyn schaltete sich ein, bevor der Streit unter den Geschwistern eskalieren konnte. »Sieh mal, Ben, ihr beide habt zusammen so glücklich gewirkt. Wir hatten zwar keine Ahnung, warum Hannah das gemacht hat, aber wir wollten euer Glück nicht zerstören. Wir hatten wirklich das Gefühl, dass ihr gut zueinander passt.«
Ich hatte
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