Hochzeit nach Plan B (German Edition)
plötzlich den Eindruck, dass alles um mich herum sich zu drehen begann. Ich musste da raus!
Ich trat einen Schritt vor, ließ meine sichere Stuhllehne los und taumelte. Sofort fing Ben mich auf. Er wollte mich auf den Stuhl drücken, aber ich schüttelte entschlossen den Kopf.
»Ich denke, das reicht jetzt. Es tut mir alles so leid. Das Letzte, was ich wollte, war, Zwist innerhalb eurer Familie zu provozieren. Ihr solltet euch einfach darauf einigen, dass ich ein blödes Miststück bin, das euch die ganze Zeit belogen und betrogen hat.«
Ich unterdrückte ein Schluchzen, indem ich fest die Hand auf meinen Mund presste. Als ich mich ein wenig gefangen hatte, wandte ich mich an Mareike. »Ich glaube, wir sollten jetzt gehen.«
Mareike nickte und stand ebenfalls auf, doch Ben hielt mich entschlossen am Arm zurück.
»Noch nicht«, sagte er mit heiserer Stimme. »Ich habe dir vorher auch noch etwas zu sagen.«
Ich ließ mich wieder auf meinen Stuhl fallen und versuchte, das Zittern meiner Knie einigermaßen unter Kontrolle zu bekommen. Während sich alle Blicke gespannt auf Ben richteten, holte er einmal tief Luft.
»Also, ehrlich gesagt«, begann er zögernd, »wusste ich schon länger, dass du nicht die bist, die du vorgegeben hast zu sein.«
Ich starrte ihn verständnislos an. Mein Hirn arbeitete auf Hochtouren, aber mein Sprachzentrum war anscheinend eingenickt – oder, was wahrscheinlicher war, in Ohnmacht gefallen. Jedenfalls verstand ich den Sinn seiner Worte nicht.
»W-was?«, stotterte ich.
Ben presste die Lippen aufeinander. »Erinnerst du dich noch an die Bestätigung des Hotels für die Saalreservierung?«
Ich nickte stumm. Natürlich. Der Saal für zweihundertsiebzig Leute. Wie hätte ich den vergessen können?
»Dir ist es wahrscheinlich gar nicht aufgefallen«, fuhr Ben fort. »Aber auf der Reservierung standen zwei Namen, meiner und der von einer Verena Meyer. Zuerst dachte ich, das Hotel hätte einfach einen Fehler gemacht. Doch irgendwie kam mir der Name Verena so bekannt vor. Also habe ich in den nächsten Tagen ein bisschen in meinen Sachen geforscht. Und als ich in meinem Handy dann tatsächlich Fotos von mir mit einer anderen Frau entdeckt habe, ist meine Erinnerung ganz langsam wiedergekommen.«
Ich schnappte nach Luft. Hatte ich das richtig verstanden? Ben hatte den Spieß klammheimlich umgedreht und mich von einem Fettnäpfchen ins andere stolpern lassen, obwohl er längst die Wahrheit kannte? Ich wusste zwar, dass ich absolut kein Recht dazu hatte, aber Zorn stieg in mir auf.
»Soll das heißen, du hast mir alles nur vorgespielt? Hast du dich insgeheim darüber kaputtgelacht, dass ich mich so bescheuert angestellt habe?«
»Hannah, nein ...«, begann Ben, aber ich ließ ihn gar nicht zu Wort kommen.
»Oh ja, das war bestimmt sehr lustig, mich dabei zu beobachten, wie ich mich jeden Tag zum Affen gemacht habe, oder?«
Ben packte mich energisch an beiden Armen und zog mich zu sich hin, sodass mir gar nichts anderes übrig blieb, als ihn direkt anzusehen.
»Hannah, jetzt hör mir mal zu«, sagte er eindringlich. »Der Grund dafür, dass ich nichts gesagt habe, war einfach der, dass ich mich auch in dich verliebt habe. Ich wollte dich nicht verlieren. Und deshalb habe ich es ertragen, dass du mich anlügst, okay?«
»Jaja, jetzt kannst du dich einfach herausreden«, gab ich aufgebracht zurück, doch plötzlich stockte ich. Mir kam erst jetzt wieder in den Sinn, wo wir uns befanden. Wir waren im Standesamt, um zu heiraten. Und Ben hatte bereits ja gesagt. Ich war diejenige gewesen, die einen Rückzieher gemacht hatte.
»Wirklich?«, fragte ich unsicher. »Du hast dich wirklich in mich verliebt und bist nicht nur aus Pflichtgefühl mit mir zusammen?«
Ben zog die Augenbrauen hoch. Dann grinste er süffisant. »Hattest du den Eindruck, dass irgendetwas zwischen uns aus Pflichtgefühl passiert ist?«
Ich warf einen kurzen Seitenblick zu Mareike, deren Grinsen immer breiter – und immer vielsagender – geworden war. Dann schüttelte ich lächelnd den Kopf.
Während Ben mich zu sich heranzog und küsste, sprang Daniel hinter uns auf.
»Dann wäre jetzt ja alles geklärt. Ich hole den Standesbeamten. Ich habe nämlich einen Riesenhunger.«
Ben sah mich fragend an. »Wenn du willst, können wir auch noch ein bisschen warten, bis wir uns besser kennen«, schlug er vor.
Diesmal fühlte ich mich richtig gut, als ich den Kopf schüttelte.
»Ich glaube, das ist nicht nötig«,
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