Hochzeit nach Plan B (German Edition)
ich gerührt zu Chrissie. Dabei machte ich eine Handbewegung, die den ganzen Raum mit einschloss. »Ich weiß gar nicht, wie ich mich bei euch bedanken kann.«
Chrissie winkte lässig ab. »Lass mal, das geht schon in Ordnung so. Ich sehe das einfach als Übung für unseren Catering-Service.«
Ich biss in das Kanapee, das ich mir von einem der Tabletts gefischt hatte, und verdrehte genießerisch die Augen. »Ich fürchte, die Leute werden euch die Bude einrennen, wenn sie euch erst mal kennengelernt haben.«
Chrissie grinste selbstbewusst. »Na, das wollen wir doch hoffen.«
In diesem Moment klopfte Ben mit seiner Gabel gegen sein Glas.
»Alle mal herhören«, rief er gut gelaunt. »Ich möchte meine obligatorische Rede hinter mich bringen.«
Sofort verstummten alle Gespräche und sämtliche Blicke wandten sich ihm zu.
»Also, zuerst möchte ich euch danken, dass ihr hergekommen seid. Okay, ich weiß, das ist keine besonders große Sache, weil ja mehr als zwei Drittel von euch sowieso hier wohnen, aber immerhin seid ihr zu diesem Anlass nicht geflüchtet. Und das ist ja auch schon was.«
»Jetzt komm mal zum Punkt, sonst flüchten wir gleich doch noch«, rief Daniel dazwischen, was Ben mit einem breiten Grinsen quittierte.
»Meine geliebte Ehefrau« – er warf mir ein Lächeln zu, das meine Knie ganz weich werden ließ – »hat es tatsächlich geschafft, mir schon am ersten Tag unserer Ehe einen Strich durch die Rechnung zu machen.«
Alle Gesichter wandten sich mir zu. Ich spürte, dass meine Wangen zu glühen anfingen, doch ich zuckte die Achseln und setzte meinen unschuldigsten Dackelblick auf.
»Sie hat mir nämlich, sozusagen als erste Amtshandlung, meine schön einstudierte Hochzeitsrede versaut«, fuhr er ungerührt fort. »Ich hatte mir genau überlegt, was ich alles sagen wollte. Vor allem wollte ich natürlich hervorheben, dass es mich ohne diese Frau heute gar nicht mehr geben würde. Aber da ich ja jetzt erfahren habe, dass meine ganze Rettung nur ein Versehen war, weiß ich nicht, ob ich das noch als besondere Leistung würdigen kann.«
Diesmal kam der Zwischenruf von Evelyn. »Doch, das kannst du. Und an deiner Stelle würde ich deine Frau auf Händen dafür tragen.«
»Keine Angst, das werde ich«, gab Ben mit einem vielsagenden Lächeln zurück. »Nun ja, wie gesagt wollte ich euch jede Menge über Hannah erzählen. Aber Tatsache ist, dass wir uns eigentlich kaum kennen.«
Er machte eine kurze Pause und sprach dann direkt mich an.
»Da uns unser normales Kennenlernen ja sozusagen abhanden gekommen ist, weiß ich relativ wenig über dich. Ich weiß kaum etwas über deine Familie, über deine Schulzeit, über deine berufliche Laufbahn oder deine früheren Beziehungen.«
Ich schluckte. Irgendwie hörte sich das gar nicht gut an. Als ich mich kurz umsah, stellte ich fest, dass auch unsere Gäste weit weniger ausgelassen waren als noch zum Beginn der Ansprache.
»Trotzdem gibt es eine Menge über dich, die ich weiß«, redete Ben weiter. »Du bist liebevoll, treu, loyal, mitfühlend, leidenschaftlich« – in diesem Moment kam von Christian ein anerkennendes uuuhhh – »und letztendlich auch ehrlich. Ich bin jedenfalls sehr froh, dass du mir noch die Wahrheit gesagt hast, bevor du mir das Jawort gegeben hast.«
Mir wurde gleichzeitig heiß und kalt und ich musste mir eine Träne aus dem Augenwinkel tupfen, um mein kunstvolles Hochzeits-Make-up nicht zu ruinieren. Dabei sah ich, dass es Evelyn genauso ging wir mir. Und sogar Eberhard hatte verdächtig feucht schimmernde Augen bekommen.
»Nun, lange Rede, kurzer Sinn«, schloss Ben, »da wir heute die unglaubliche Kombination aus einem genervten Standesbeamten, einer ausrastenden Exfreundin und gleich drei Geständnissen einigermaßen unbeschadet überstanden haben, bin ich der Meinung, dass wir auch alles andere gemeinsam hinkriegen werden.«
Unter dem Applaus der anderen trat er auf mich zu, zog mich zu sich heran und nahm mich in den Arm.
»Ich liebe dich«, flüsterte er leise in mein Ohr, bevor er mir einen langen Kuss gab, der den im Standesamt noch in den Schatten stellte.
Beim anschließenden Festessen war die Stimmung dann wieder ausgesprochen fröhlich. Und je länger wir zusammensaßen, umso ausgelassener wurde es.
Eberhard gab seine besten Klobrillengeschichten zum Besten. Erwin fand zu jeder passenden und unpassenden Gelegenheit das falsche Sprichwort. Mareike fachsimpelte mit Chrissie über den geplanten
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