Hochzeit zu verschenken
vor ihr niedergekniet ist und dass dann, als er wieder aufstand, kleine Kiessteinchen an seiner Hose klebten. Das ist so typisch Tarquin.) Rechts ist ein alter Tennisplatz und dahinter eine Wiese, die sich bis zu einer Hecke erstreckt, hinter der die Dorfkirche samt Friedhof liegt. Als ich jetzt aus dem Fenster schaue, sehe ich, wie sich am anderen Ende des Hauses ein riesiges Festzelt aufbläht und wie ein Weg, der sich am Tennisplatz vorbei und quer über die Wiese bis zum Friedhofstor schlängelt, mit Zeltplanen überdacht wird.
»Du willst doch nicht etwa zur Kirche laufen?«, frage ich in plötzlicher Sorge um Suzes Emma-Hope-Schuhe.
»Ach, Quatsch, nein! Ich fahre mit der Kutsche. Aber die Gäste können ja alle zu Fuß hierher zurückkommen. Auf dem Weg wird heißer Whisky ausgeschenkt.«
»Mann, das wird wirklich sagenhaft!« Ich beobachte einen Mann in Jeans dabei, wie er einen Pfosten in den Boden hämmert. Ich kann mir nicht helfen, aber auf einmal verspüre ich tatsächlich einen Anflug von Neid. Ich habe schon immer von so einer Mega-Hochzeit geträumt, mit Pferdekutsche und dem ganzen Brimborium.
»Ja, nicht? Glaubst du nicht auch, dass es klasse wird?« Suze strahlt mich glücklich an. »So, jetzt muss ich mir mal eben die Zähne putzen...«
Sie verschwindet ins Badezimmer, und ich schlendere hinüber zu ihrer Frisierkommode, an deren Spiegel die Bekanntgabe der Verlobung klemmt. Baronesse Susan Cleath-Stuart und Baron Tarquin Cleath-Stuart. Mannomann. Ich vergesse immer wieder, wie vornehm Suze ist.
»Ich will auch einen Titel«, sage ich, als Suze mit einer Haarbürste in der Hand aus dem Bad kommt. »Ich fühle mich ausgeschlossen. Wie bekommt man so was?«
»Ach, so ein Quatsch, Bex!« Suze rümpft die Nase. »Titel sind totaler Mist. Ständig bekommt man Briefe, in denen man mit >Verehrte Baronesse< angeschrieben wird.«
»Trotzdem. Das wäre doch cool. Was könnte ich sein?«
»Ahm...« Suze zieht an einer Haarsträhne. »Freifrau Becky Bloomwood? Aber jetzt komm endlich, ich will dein Kleid sehen!«
»Okay!« Ich wuchte meinen Koffer aufs Bett, öffne ihn und ziehe äußerst vorsichtig Dannys Kreation daraus hervor. »Na, was sagst du?« Stolz halte ich mir das Kleid an und wirbele mit der goldenen Seide herum. »Ganz schön cool, was?«
»Das ist ja der Hammer!« Suze starrt das Kleid mit weit aufgerissenen Augen an. »So etwas habe ich ja noch nie gesehen!« Sie berührt die Pailletten auf der Schulter. »Wo hast du das her? Ist das von Barneys?«
»Nein, von Danny. Ich hatte dir doch erzählt, dass er mein Kleid machen würde.«
»Ach, ja, stimmt.« Dann guckt sie mich angestrengt an. »Wer war noch mal Danny?«
»Mein Nachbar von oben drüber«, helfe ich ihr auf die Sprünge. »Der Designer. Der, den wir damals auf der Treppe getroffen haben.«
»Ach, ja.« Suze nickt. »Jetzt weiß ich wieder.«
Aber an der Art, wie sie das sagt, kann ich ablesen, dass sie sich nicht erinnern kann.
Ich mache ihr keinen Vorwurf - ihre Begegnung mit Danny dauerte ungefähr zwei Minuten. Er war auf dem Weg zu seinen Eltern in Connecticut, sie steckte mitten im Jetlag, und sie wechselten kaum ein Wort miteinander. Aber trotzdem. Schon komisch, dass Suze Danny gar nicht richtig kennt, und dass er sie gar nicht richtig kennt, obwohl mir beide so wahnsinnig wichtig sind. Es ist, als hätte ich zwei komplett voneinander unabhängige Leben, und je länger ich in New York lebe, desto größer wird die Kluft zwischen ihnen.
»So, und hier ist meins«, verkündet Suze aufgeregt.
Sie öffnet den Schrank, macht den Reißverschluss an einem Kaliko-Kleidersack auf - und enthüllt ein absolut atemberaubendes Kleid, ganz in Weiß, aus massenweise Samt und Seide, mit langen Ärmeln und einer richtig langen Schleppe.
»Oh, Gott, Suze«, keuche ich. Es schnürt mir die Kehle zu. »Du wirst so wunderschön aussehen. Ich kann immer noch nicht glauben, dass du wirklich heiratest! >Mrs. Cleath-Stuart.<«
»Puuuh, hör bloß auf, mich so zu nennen!«, sagt Suze und rümpft die Nase. »Das hört sich ja an wie meine Mutter. Obwohl es ja ziemlich praktisch ist, jemanden aus der Verwandtschaft zu heiraten«, fügt sie hinzu, als sie den Schrank wieder schließt. »Ich meine, ich kann meinen Nachnamen behalten und gleichzeitig seinen annehmen. Und ich kann auf meinen Rahmen weiter die Initialien S C-S benutzen.« Sie fasst in einen Karton und holt einen wunderschönen Glasrahmen heraus, der mit lauter verschiedenen
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