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Hochzeit zu verschenken

Hochzeit zu verschenken

Titel: Hochzeit zu verschenken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
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nicht sagen. Ich kann nicht. Suze bringt mich um. »Sie ist... wirklich aufgeregt wegen der Hochzeit«, biege ich lahm den Hochverrat ab.
    »Na, so was!«, sagt Luke und sieht mich forschend an. »So eine Überraschung aber auch. Na, ich werde mal schnell reinschauen und ein paar Takte mit ihr reden. Bis später.«
    Vorsichtig mache ich mich auf den Weg zum Zimmer von Suzes Mutter und klopfe ganz sachte an.
    »Ja, bitteeee?«, kommt donnernd die Antwort, und fast zeitgleich wird die Tür auch schon von Suzes Mutter Caroline aufgerissen. Sie ist ungefähr einen Meter achtzig groß und hat lange, schlanke Beine. Ihr graues Haar trägt sie zu einem Knoten gebunden, und über ihr wettergegerbtes Gesicht breitet sich sofort ein Lächeln, als sie mich sieht.
    »Rebecca!«, ruft sie und sieht auf die Uhr. »Ist es schon so weit?«
    »Nein, nicht ganz.« Ich wage ein Lächeln und lasse den Blick über ihren Aufzug - ein uraltes, dunkelblaues Sweatshirt, Reithose und Reitstiefel - schweifen. Für ihr Alter hat sie eine Wahnsinnsfigur. Kein Wunder, dass Suze so dünn ist. Mein Blick wandert auf der Suche nach verräterischen Einkaufstüten oder Hutschachteln weiter durch ihr Zimmer. Ich kann keine entdecken.
    »Ja, äh, also Caroline... Ich dachte gerade so darüber nach, was Sie heute wohl anziehen würden. Sie als Brautmutter!«
    »Brautmutter?« Sie starrt mich an. »Grundgütiger, stimmt ja! Ich bin die Brautmutter. So hatte ich das noch gar nicht betrachtet.«
    »Soso. Das heißt... Sie haben sich noch nicht überlegt, was Sie heute anziehen?«
    »Ist doch wohl noch ein bisschen zu früh, um sich umzuziehen, oder?«, sagt Caroline. »Ich zieh bloß eben schnell was anderes über, bevor wir gehen.«
    »Was würden Sie davon halten, wenn ich Ihnen bei der Auswahl helfe?«, schlage ich ziemlich bestimmt vor und mache mich auch schon auf den Weg zum Kleiderschrank. Ich öffne beide Türen, vorbereitet auf das Schlimmste - und bin sprachlos.
    Das fasse ich nicht. Das ist mit Abstand die ausgefallenste Garderobe, die ich je gesehen habe. Reitkleider, Ballkleider und Dreißiger-Jahre-Kostüme hängen dicht an dicht zwischen indischen Saris, mexikanischen Ponchos... und echter afrikanischer Stammesschmuck ist auch noch da.
    »Das ist ja unglaublich!«, keuche ich.
    »Ich weiß.« Caroline sieht abschätzig in den Schrank. »Ein riesiger Haufen alter Mist eigentlich.«
    »Alter Mist? Herrje, wenn diese Sachen in einem dieser Vintage-Läden in New York hängen würden...« Ich ziehe einen blassblauen Satinmantel mit eingefasstem Saum aus dem Schrank. »Der ist der Wahnsinn.«
    »Gefällt er dir?«, fragt Caroline überrascht. »Nimm ihn mit.«
    »Das kann ich nicht!«
    »Meine liebe Rebecca, ich will ihn nicht.«
    »Aber der hat doch sicher irgendeinen ideellen Wert für Sie... Ich meine, sicher verbinden Sie damit irgendwelche Erinnerungen -«
    »Meine Erinnerungen sind hier drin.« Sie tippt sich an die Stirn. »Nicht da.« Sie inspiziert ihren Kleiderbestand und pickt sich dann ein kleines Stück Knochen an einer Lederschnur heraus. »An diesem hier liegt mir aber zum Beispiel was.«
    »An dem?« Es fällt mir schwer, Begeisterung zu zeigen. »Na ja, das ist -«
    »Das war ein Geschenk von einem Massai-Häuptling, ist natürlich schon lange her. Wir waren im Morgengrauen unterwegs, um eine Herde Elefanten aufzuspüren, als wir von einem Häuptling angehalten wurden. Eine der Frauen seines Stammes hatte hohes Fieber, seit sie ein Kind zur Welt gebracht hatte. Wir haben dabei geholfen, das Fieber zu senken, und der Stamm dankte uns mit diversen Geschenken dafür. Warst du schon mal im Nationalpark Massai Mara, Rebecca?«
    »Äh... nein. Ich war überhaupt noch nie in -«
    »Und das hier ist doch auch entzückend.« Plötzlich hat sie eine bestickte Geldbörse in der Hand. »Die habe ich auf einem Straßenmarkt in Konya gekauft. Das heißt, ich habe sie gegen meine letzte Schachtel Zigaretten eingetauscht, bevor wir über den Nemrut Dagi zogen. Warst du schon mal in der Türkei?«
    »Nein, da war ich auch noch nicht«, sage ich und komme mir ziemlich unzulänglich vor. Bin ich wirklich erst so wenig herumgekommen? Ich zermartere mir das Hirn und versuche mich an etwas zu erinnern, womit ich sie beeindrucken könnte - aber die Namen meiner Reiseziele klingen ziemlich fade. Ich war ein paarmal in Frankreich, in Spanien, auf Kreta... und das war‘s dann auch schon. Besonders aufregend ist das nicht. Wieso bin ich eigentlich noch nie

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