Hochzeit zu verschenken
brauche nach meinem transatlantischen Flug ganz dringend Energie.) Luke hat sich Arbeit mitgebracht und die meiste Zeit in der Bibliothek verbracht, aber das macht mir ausnahmsweise mal gar nichts aus. Es war so schön, endlich mal wieder mit Suze zusammen zu sein. Sie hat mir alles über die Wohnung erzählt, die sie und Tarquin in London kaufen werden, und ich habe Fotos von dem Traumhotel in Antigua gesehen, in dem sie und Tarquin die Flitterwochen verbringen werden, und ich habe fast alle ihre neuen Klamotten anprobiert.
Im Haus herrscht reger Betrieb, die Floristen und Caterer und Verwandten geben sich förmlich die Klinke in die Hand. Komisch nur, dass diese Unruhe anscheinend niemanden aus der Familie besonders kratzt. Suzes Mutter war die zwei Tage, die ich hier bin, auf der Jagd, und ihr Vater in seinem Arbeitszimmer. Mrs. Gearing, die Haushälterin, hat die Sache mit dem Festzelt und die Blumen und alles andere organisiert - und selbst sie wirkt völlig entspannt. Als ich Suze darauf ansprach, zuckte sie bloß mit den Schultern und sagte: »Wir sind wahrscheinlich einfach daran gewöhnt, große Partys zu schmeißen.«
Gestern Abend fand eine richtig vornehme Cocktailparty statt, zu der ziemlich viele von Suzes und Tarquins Verwandten aus Schottland angereist kamen, und ich hatte eigentlich erwartet, dass da dann zumindest über die Hochzeit geredet würde. Aber jedes Mal, wenn ich mit jemandem meine Aufregung über die tollen Blumen teilen wollte oder erwähnte, wie romantisch ich das alles fand, erntete ich nur verständnislose Blicke. Erst, als Suze erwähnte, dass Tarquin ihr zur Hochzeit ein Pferd schenken würde, kam plötzlich Leben in die Gesellschaft, und es wurde über verschiedene Züchter gesprochen, die man kannte, und über Pferde, die man gekauft hatte, und über einen guten Freund, der eine sehr schöne kastanienbraune Stute hat, die vielleicht was für Suze wäre.
Also, hören Sie mal. Nicht ein Mensch hat sich danach erkundigt, was ich für ein Kleid tragen würde!
Aber das ist mir auch völlig egal, weil es nämlich wunderschön ist. Wir sehen beide wunderschön aus. Wir sind beide von einer echten Visagistin geschminkt worden und tragen das Haar in aalglatten Chignons. Der Fotograf hat einige »ganz natürlich wirkende« Bilder davon gemacht, wie ich Suzes Kleid zuknöpfe (wir mussten das Ganze dreimal durchexerzieren, mir sind zum Schluss fast die Arme abgefallen!). Und jetzt versucht Suze sich zu entscheiden, welches der sechs Diademe aus Familienbesitz ihr Haupt schmücken soll, während ich mich am Champagner festhalte. Nur, damit die Nervosität mich nicht vollkommen übermannt.
»Was ist mit Ihrer Mutter?«, fragt die Friseurin, während sie ein paar ganz feine blonde Locken um das Gesicht herum zurechtzupft. »Möchte die auch frisiert werden?«
»Glaube ich kaum«, sagt Suze und verzieht das Gesicht. »Das ist nicht so ganz ihre Welt.«
»Was zieht sie denn an?«, frage ich.
»Keine Ahnung«, sagt Suze. »Wahrscheinlich das, was ihr als Erstes zwischen die Finger kommt.« Sie sieht mir in die Augen, und ich bedenke sie mit einem mitleidigen Blick. Gestern Abend kam Suzes Mutter auch auf einen Drink herunter, und zwar in einem Dirndlrock und einem gemusterten Wollpullover mit einer riesigen Diamantbrosche auf der Brust. Aber was soll ich sagen - Tarquins Mutter sah noch schlimmer aus. Ich weiß wirklich nicht, wo Suze ihren guten Geschmack herhat.
»Bex, könntest du nicht mal eben zu ihr gehen und zumindest dafür sorgen, dass sie nicht irgendein hässliches, olles Gartenkleid anzieht?«, bittet Suze mich. »Auf dich hört sie bestimmt.«
»Na ja... okay.« Ich habe da so meine Zweifel. »Ich werd‘s versuchen.«
Als ich zur Tür herauskomme, sehe ich Luke in seinem Cut den Flur entlang auf mich zukommen.
»Du bist wunderschön«, sagt er und lächelt.
»Wirklich?« Ich drehe mich einmal um die eigene Achse. »Ein tolles Kleid, stimmt‘s? Und es passt mir so gut -«
»Ich meinte nicht das Kleid«, sagt Luke. Er sieht mir schelmisch in die Augen, und sofort habe ich dieses wohlige Kribbeln im Bauch. »Ist Suze angezogen?«, fragt er. »Ich wollte ihr gern alles Gute wünschen.«
»Ja, ja«, sage ich. »Kannst ruhig reingehen. Hey, Luke, weißt du schon das Neueste?«
Die letzten beiden Tage bin ich fast gestorben vor Luke-nichts-von-Suzes-Baby-Erzählen, und jetzt sprudeln die Worte nur so aus mir hervor.
»Was?«
»Sie ist...« Oh, Gott, nein, ich kann es ihm
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