Hochzeitsstrudel und Zwetschgenglück: Roman (German Edition)
unsicher herum.
»Sag es einfach frei heraus, Tante Luise.«
»Also die Frauen von heute, die … die lassen sich doch oft ziemlich lange Zeit mit einer Heirat. Und viele heiraten gar nicht mehr. Und vielleicht wollte meine Mutter, also deine Oma einfach nur, dass du einen Mann an deiner Seite hast, der sich um dich kümmert.«
»Du meinst, sie wollte, dass ich schnellstmöglich unter der Haube bin, damit ich nicht übrig bleibe?«, fragte ich verdutzt.
»Wenn du es so sagst, hört sich das so negativ an. Was spricht denn dagegen, zu heiraten und eine Familie zu gründen?«
»Dagegen ist gar nichts zu sagen. Solange man das aus freien Stücken und ohne Zeitdruck tun darf.« Ich versuchte, freundlich zu bleiben. Das gelang mir nur, weil ich Tante Luise sehr gerne mochte und wusste, dass hinter ihren etwas antiquierten Ansichten keine Boshaftigkeit steckte.
»Bitte Hanna, sei nicht böse auf deine Oma. Ich glaube wirklich, sie wollte nur das Beste für dich.«
Arme Tante Luise. Sie machte sich selbst etwas vor. Aber es war sicherlich nicht leicht, wenn die eigene Mutter sich mit einem dermaßen unmöglichen Vermächtnis aus dieser Welt verabschiedet hatte und man nicht mehr mit ihr darüber reden konnte. Womöglich würde ich auch nach einer freundlichen Erklärung suchen, wenn sie meine Mutter gewesen wäre.
»Vielleicht hat sie es ja wirklich gut gemeint«, lenkte ich deswegen ein, auch wenn ich nicht ihrer Meinung war.
»Ich glaube daran, dass du den passenden Mann findest und in drei Monaten glücklich sein wirst.« Sie lächelte mich an.
Meine Tante schien mir das Erbe wirklich zu gönnen. In Anbetracht der Tatsache, dass bei meinem Scheitern ihr Sohn alles bekommen sollte, fand ich das etwas verwunderlich.
»Warum versuchst du nicht, mir das Erbe auszureden?«
Sie spielte mit den restlichen Kuchenbröseln auf ihrem Teller, dann schaute sie mich an.
»Dein Vater hat dich vom ersten Tag an vergöttert Hanna. Er würde wollen, dass du den Hof bekommst«, sagte sie und wischte sich verstohlen eine Träne aus dem Gesicht.
»Max sieht das aber ganz anders.«
»Er will das Beste für den Hof«, sagte sie seufzend. Tja, und das Beste für den Hof war eben nicht ich.
»Kuuuchen!« Pauline kam angesaust, gefolgt von ihrem Schatten Fanny. »Krieg ich bitte auch was?«
Tante Luise schien erleichtert über die Unterbrechung des Gespräches zu sein und lächelte meine Schwester an.
»Freilich! Du kannst haben, so viel du möchtest.« Sie schnitt ein großes Stück ab und reichte ihr den Teller.
»Danke!« Pauline langte sofort ordentlich zu und bedachte auch den Hund mit einem kleinen Stück.
Ich sparte es mir, sie dafür zu schimpfen. Heute war ihr letzter Tag auf dem Hof. Meine Mutter würde sie später abholen.
Der Abschied war tränenreich. Und wir konnten Pauline nur von Fanny losreißen, weil wir versprachen, dass sie bald wieder an einem Wochenende kommen durfte.
»Tja Fanny. Jetzt musst du wieder mit mir alleine vorliebnehmen!«, sagte ich, als der Wagen vom Hof fuhr. Der Hund drehte sich um und verschwand im Haus.
Kapitel 9
Ich saß mit meinem Laptop auf der Bank vor dem Haus und machte in einer Video-Konferenz mit Daniela eine Vorschlagsliste für Bettina Cornelius. In drei Tagen sollte ich mich mit ihrem Mann in München treffen und ihm eine Tendenz vorlegen.
»Und wenn wir sie auf eine Warteliste für Weltraumreisen setzen?«, schlug Daniela vor.
»Mit einer Million können wir sie mehrmals ins Weltall schicken. Aber gut, ich notier es mir mal.«
Wir brauchten ein paar wirklich gute Vorschläge. Warum fiel es mir in diesem Fall so schwer, mir etwas auszudenken? Sonst kamen mir die Ideen doch immer so schnell!
»Sollen wir das Liz-Taylor-Armband mit dem Rubin jetzt auch auf die Liste setzen?«, fragte Daniela.
»Bist du sicher, dass das wieder zum Verkauf steht?«
Daniela nickte. »Ja.«
»Na gut. Und dann schlagen wir noch das Rennpferd vor.«
»Ich recherchiere noch weiter und schick dir meine Ideen, wenn mir noch was einfällt.«
»Danke, Daniela!«
»Wie läuft es eigentlich in Sachen Hochzeit? Hast du dich schon nach passenden Single-Männern umgeschaut?«, fragte sie neugierig.
»Irgendwie komm ich hier zu gar nichts.« Bisher wusste ich nur sicher, dass mein Jugendfreund Stefan, der Wirt, nicht liiert war. Er hatte zwar keinen richtigen Hof, aber zum Wirtshaus gehörte
ein kleines Sacherl, das er im Nebenerwerb bewirtschaftete. Das würde wohl im strengen Sinne als
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