letzte Freunde waren eher ein Reinfall gewesen. Aber das war wahrscheinlich ein klassisches Vorurteil von Vätern, selbst wenn sie nur Ersatzväter waren. Dann würde eben der Schiffsmakler mit ihm feiern müssen. Immerhin kassierte der ja auch eine ordentliche Provision, wenn die Besichtigung der Henri Murger überzeugend verlief. Achtzigtausend Euro, das war ziemlich günstig für ein neunzig Jahre altes, ausgebautes Binnenschiff von knapp dreiundzwanzig Metern Länge, selbst wenn Robert im kommenden Frühjahr noch einiges an der alten Dame würde tun müssen.
Es war nach Abzug seiner Schulden bei der Bank ein immer noch leicht zu zahlender Betrag. Denn Robert hatte soeben sein geliebtes Hinterhofhäuschen an Alex verkauft. Ehe er seinem Arzt und Nachbarn dieses Angebot unterbreiten konnte, musste Robert erst beherzt eine Menge Zweifel, Sorgen und Sentimentalitäten beiseitewischen. Aber es war an der Zeit, noch einen Schritt weiter zu gehen.
Micky, die inzwischen als Roeder – Sicherheitschefin ein Häuschen in Aachen bezogen hatte, hatte etwas von Midlife-Crisis gebrummt, als er ihr erzählte, im Frühjahr nach Paris oder Amsterdam umzuziehen, je nachdem, wohin ihn Restaurierungsaufträge und die Henri Murger führten. Aber wenn die Einsicht, für die Erfüllung seiner Wünsche und Pläne nur dieses eine Leben zu haben, wirklich Ausdruck einer Krise sein sollte, müsste man diese Krise dann nicht jedem wünschen?, hatte er gefragt.
Nach einer Weile des Schweigens hatte Micky verschnupft wissen wollen, ob er wenigstens seine E-Mail-Adresse behalten würde. Er hatte nur gelacht. Aber spät in der Nacht schickte er ihr eine Mail mit einer Einladung zum ›Dinner an Deck‹ im kommenden Sommer. Antwort erbeten unter der neuen Adresse
[email protected]. Robert musste lächeln, als er jetzt daran dachte.
Er steckte sich die Kopfhörer in die Ohrmuscheln, scrollte durch die Titelliste seines Players und entschied sich noch einmal für Lalo Schifrins On the way to San Mateo. Man musste seinem Schicksal eben manchmal eine zweite Chance geben, das Leben passend zur Schönheit der ausgesuchten Musik zu gestalten. Robert sah aus dem Fenster und genoss, wie sich die zunehmende Reisegeschwindigkeit des Zuges mit dem Swing des Songs verband und die Landschaft an ihm vorüberflog.
Er freute sich auf alles, was ihn nun erwartete.
Danksagung
Und wieder haben uns in den zwei Jahren, in denen wir dieses Buch schrieben, Menschen mit ihrem Wissen weitergeholfen, so zum Beispiel Jürgen Klüners, Peter Pichier, Michael Elvenich, Jesse van den Kieboom und Ottmar Korbmacher. Roland Meesters war so freundlich, uns in die Geheimnisse jener Betäubungsmittel einzuweihen, die in der Veterinärmedizin gebraucht werden, aber auch bei Menschen funktionieren. Martin Hohls sorgte dafür, dass Robert Patati das richtige Schmerzmittel erhielt, um erstaunliche Dinge sehen zu können. Und KHK Ernst Schöller vom Dezernat Kunst und Antiquitäten des LKA Stuttgart hat uns das Wissen der Daktyloskopen um die fachgemäße Sicherung von Fingerabdrücken auf Gemälden vermittelt.
Bei der Rettung der Scheherazade durfte sich Robert Patati erneut auf die umfassende Beratung durch Cornelia Weyer und ihre KollegInnen im Restaurierungszentrum der Landeshauptstadt Düsseldorf stützen. Auch Mia Vandekerckhove half diesbezüglich in einem informativen Telefonat weiter. In Maastricht schließlich öffneten René Hoppenbrouwers und seine Kollegin Bascha Stabik Robert gastfreundlich die Türen zur Stichting Restauratie Atelier Limburg .
Ihnen allen gilt unser herzlicher Dank!