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Hoehepunkte der Antike

Titel: Hoehepunkte der Antike Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Brodersen
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Prinzip, so dass Konstantins Ernennung zum Nachfolger
     seines Vaters nicht systemkonform war. Konstantin war also streng genommen zunächst noch kein Kaiser, sondern ein Usurpator.
     Es gelang ihm jedoch, den legitimen
Augustus
zu motivieren, ihn zumindest als Mitkaiser anzuerkennen. Gleichwohl hatte Konstantin nicht die Absicht, sich mit dieser Position
     zu begnügen.
     
     
    Der Sieg an der Milvischen Brücke
     
    Zunächst kam es im Jahr 312 zum Konflikt mit Maxentius, dem Sohn des früheren Kaisers Maximian. Maxentius beanspruchte für
     sich, nachdem er eine Herrschaft in Italien errichtet hatte, wie Konstantin die Kaiserwürde. Konstantin begehrte Italien ebenfalls,
     da es zum Herrschaftsgebiet seines Vaters gehörte. Als Maxentius Konstantin aufs Empfindlichste |203| provozierte, marschierte Konstantin in Italien ein. Vor der Stadt Rom, an der Milvischen Brücke, kam es zur entscheidenden
     Schlacht: Anstatt auf den Schutz der Stadt zu vertrauen, verließ Maxentius Rom, um den Kontrahenten vor den Toren zu erwarten.
     Ein Orakel soll ihm geweissagt haben, die Feinde Roms würden hier den Tod finden. Berühmt ist besonders das Ende der Schlacht:
     Die Truppen des Maxentius versuchten, vor den heranstürmenden Einheiten Konstantins zurück in die Stadt zu fliehen. Dabei
     entstand ein Tumult, in dem viele der Soldaten in den Tiber stürzten und ertranken, unter ihnen auch Maxentius.
    Der Sieg Konstantins über Maxentius ist nicht allein aus politischer Sicht bedeutsam, sondern auch aus religiöser: Die zeitgenössischen
     christlichen Autoren Laktanz und Eusebius berichten, Konstantin habe vor der Schlacht eine Vision bzw. einen Traum gehabt,
     die ihn veranlasst hätten, seine Soldaten unter einem neuen Zeichen kämpfen zu lassen, dem Christogramm
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(
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), das für die Initialen Christi stehen sollte.
    Ob Konstantin von nun an Christ war, lässt sich nur schwer entscheiden. Die wichtigste Frage, die sich die Forschung in dem
     Zusammenhang stellt, ist die, wie Konstantin den Gott, der sich ihm – wie er auch selbst glaubte – offenbart hat, anfänglich
     begriff. Vieles deutet darauf hin, dass er ihn zunächst nicht als Christengott, sondern als den Sonnengott Sol verstand, den
     bereits sein Vater verehrt hatte und der ihm selbst früher schon erschienen war. Für die Folgezeit haben wir Zeugnisse dafür,
     dass Konstantin den Christengott in synkretistischer Manier mit dem Sonnengott identifizierte, was in seiner Zeit nichts Ungewöhnliches
     war.
    Nach seinem Sieg über Maxentius zog Konstantin in Rom ein. Er verzichtete auf einen Gang zum Kapitol, brachte keine Opfer
     dar und feierte auch keinen Triumph. Dies darf jedoch nicht als Absage an die heidnische Tradition missverstanden werden;
     das Verhalten des Kaisers erklärt sich vielmehr dadurch, dass er mit Maxentius keinen äußeren Gegner überwunden, sondern lediglich
     den Sieg in einem Bürgerkrieg davongetragen hat. Solche Siege wurden auch früher im Normalfall nicht mit einem Triumphzug
     begangen.
    In Rom ließ Konstantin eine ganze Reihe von Bauten errichten, um seine Herrschaft zu repräsentieren und die Akzeptanz der
     Bevölkerung zu gewinnen. Dabei stiftete er bevorzugt Kirchen, so die Laterans- und |204| die Petrus-Basilika, also Vorgängerbauten von S. Giovanni in Laterano und der vatikanischen Peterskirche. Der Senat und das
     Volk von Rom erbauten 315 anlässlich eines Regierungsjubiläums des Kaisers den Konstantinsbogen auf dem Forum Romanum. Die
     Weihinschrift auf dem Bogen lautet:
     
    Für den Imperator Caesar Flavius Constantinus, den größten, frommen, glückbringenden
Augustus
, haben Senat und Volk von Rom diesen durch Triumphe ausgezeichneten Bogen geweiht, weil er durch die Eingebung einer Gottheit
     mit der Größe seines Geistes und seinem Heer den Staat sowohl an dem Tyrannen als auch zugleich an dessen gesamter Anhängerschaft
     mit gerechten Waffen gerächt hat.
    (Inschrift ILS 694)
     
    Konstantins Herrschaft über Italien war jedoch keineswegs unumstritten. Den Regelungen der Tetrarchen zufolge stand das Gebiet,
     das zunächst Maxentius usurpiert hatte und das nun von Konstantin beansprucht wurde, teilweise Licinius, dem rechtmäßigen
Augustus
im Osten des Reiches, zu. Insofern war Konstantin gehalten, sich um eine Einigung mit Letzterem zu bemühen. Er tat das, indem
     er ihm einen Gebietsausgleich anbot.
     
     
    Die Mailänder Vereinbarung
     
    Im Jahr 313 trafen sich Konstantin und Licinius in

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