Hoehepunkte der Antike
und Kleinplastiken. Gefunden wurden bei ihm zahlreiche Metallbeschläge und -griffe, dreißig Werkzeuge aus Bronze,
darunter ein Lötkolben. Unwillkürlich denkt man an die kunstvoll gearbeitete Liege im Haus des Sabinus. Sicher ist es auch
kein Zufall, dass in der unmittelbaren Nachbarschaft (
regio
I,
insula
7, Eingang 18) ein Bronzewarenhändler tätig war. In seinem
tablinum
fand man viele Bronzevasen, -möbel und -geräte. Er könnte von Juvencus beliefert worden sein. Ähnliches gilt für den Besitzer
von
insula
3,25–26, den Nachbarn um die Ecke. In seinem Haus fand man 303 Bronzevasen. Wenn man an weitere Werkstätten dieser Art z.
B. am Vesuvtor denkt, wird deutlich, dass Pompeji seinen Bedarf an anspruchsvolleren Metallarbeiten selbst decken konnte und
nicht auf Produkte aus Capua angewiesen war.
|201| Die Weberei (
textrina
) wurde durch 53 Webgewichte und die inschriftlich vermerkten Weber/innen Rarus, Rufus, Quietus, Onesimus, Primigenius und
Savilla identifiziert. Die These, dass Pompeji ein Zentrum der Wollverarbeitung mit einer gildenähnlichen Organisation gewesen
sei, hat sich nicht durchgesetzt. Auch in diesem Gewerbezweig wird weitgehend nur für den städtischen Bedarf gearbeitet worden
sein. Andere textilverarbeitende Betriebe wie Tuchwalker (
fullones
) und Färber (
tinctores
) sind ebenfalls in dieser Region angesiedelt.
Benachbart dem Eingang X liegt eine Bäckerei (
insula
3,27), auf die noch ein Blick geworfen werden muss. Anders als heute wurde das Mehl in diesen Backstuben immer ganz frisch
gemahlen und dann zu Brot verarbeitet. Die Mühlen wurden mit Eseln betrieben. Dementsprechend ist die Ausstattung: vier Mühlen,
ein Backofen, vier Wannen zum Teigkneten, ein
praefurnium
und hinten ein Stall mit Tränke und Raufen. Solche Betriebe sind verhältnismäßig gleichmäßig über die ganze Stadt verteilt.
Kleine Backstuben ohne Mühlen finden sich primär im Altstadtkern, vermutlich weil hier die Bevölkerungsdichte und damit der
Bedarf höher waren.
Obwohl unser Betrachtungsradius sich nur auf ein eng begrenztes Viertel der
regio
I bezog, konnte mit Hilfe der Funde ein lebendiges Bild vom Leben und Arbeiten seiner Bewohner entworfen werden. Diese Eindrücke
müssen durch zahlreiche Graffti, Wahlinschriften und Ankündigungen ergänzt werden, denn sie zeugen von den unmittelbaren Anliegen
der Pompejaner. Es sind zeitlos gewordene Aufrufe, Nachrichten und Gefühle, die in ihrer Menschlichkeit anrühren und in ihrer
Boshaftigkeit zum Schmunzeln veranlassen. Am Türpfosten der
caupona
(VI) liest man den Wortwechsel zweier Rivalen: „Der Weber Successus liebt die Magd der
caupona
namens Iris, die aber nichts von ihm wissen will. Er fleht um Erbarmen. Das hat der Rivale geschrieben.“ Darauf antwortet
Successus: „Du Neidhammel! Mögest Du platzen. Verfolge nicht einen, der eine gute Figur macht, ein Teufelskerl und schön ist.“
Severus erwidert: „Ich hab’ es gesagt, ich hab’ es geschrieben. Du liebst die Iris, die sich nicht um dich kümmert. Severus
an Successus.“ (Inschriften CIL IV 8258–59)
Am 11. März 1787 schrieb Goethe in seiner
Italienischen Reise
über den Vesuvausbruch 79 n. Chr.: „Es ist viel Unheil in der Welt geschehen, aber wenig, das den Nachkommen so viel Freude
gemacht hätte.“
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|202| Die Sieben Hügel am Goldenen Horn: Konstantin der Große
KAREN PIEPENBRINK
Konstantin der Große zählt ohne jeden Zweifel zu den bedeutendsten römischen Kaisern. Seine Regentschaft wird seit langem
so intensiv erforscht wie kontrovers diskutiert. Ihre Wirkung ist bis heute spürbar; am sichtbarsten sind die zahlreichen
monumentalen Bauwerke, die der Kaiser in Auftrag gegeben hat, etwa in Trier, in Rom und natürlich in Konstantinopel, der Stadt,
die er als neue Metropole des römischen Reiches – gleich der alten auf sieben Hügeln gelegen – gegründet hat.
Der politische Werdegang Konstantins begann allerdings an keiner dieser Stätten, sondern in Britannien, in York, das zu seiner
Zeit Eboracum hieß. Hier wurde er im Jahr 306 von den Truppen seines verstorbenen Vaters Constantius Chlorus zum Kaiser ausgerufen.
Sein Vater war zunächst Mitkaiser,
Caesar
, und wurde dann selbst Kaiser,
Augustus
. Er gehörte der Tetrarchie, einem System aus zwei Kaisern und zwei Mitkaisern, an, das ab 284 in unterschiedlicher personeller
Besetzung das römische Reich lenkte. Die Tetrarchie kannte kein dynastisches
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