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Hoehepunkte der Antike

Titel: Hoehepunkte der Antike Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Brodersen
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und leistete sich einigen Luxus. Neben seiner Arbeit als Verwalter betrieb
     er einen Weinverkauf und eine Garküche in zwei
offcinae
in der
insula
(30 und 31). Man beobachtet eine Fülle von solchen Garküchen in Pompeji, alle ausgestattet mit einer Theke, in die große Tongefäße
     eingelassen waren. Sie nahmen heißes Wasser auf und hielten dann Suppen und Breis warm. Da viele Mietwohnungen nicht über
     eine Küche verfügten, waren ihre Bewohner auf solche
thermopolia
für eine warme Mahlzeit angewiesen.
    Noch nicht zugeordnet sind die beiden geschmückten Frauen mit |199| dem Kind. In diesem Zusammenhang muss von der Treppe bei Eingang II gesprochen werden. Sie führte in das schon erwähnte
cenaculum
, eine ,Einliegerwohnung‘. Die Mieter solcher Wohnungen waren oft Freigelassene, die sich selbständig gemacht hatten oder
     Zugezogene ohne Grundbesitz. In unserem Fall hatte Sabinus die Wohnung an von ihm freigelassene Frauen vergeben, die hier
     ein Bordell betrieben. Dafür sprechen erotische Inschriften mit Mädchennamen wie Primilla und Januaria und Besuchernamen wie
     Crescens, Tencres und Lindorus. Wegen des Besitzers wurde dies bezweifelt. Man muss aber bedenken, dass wir uns in einem Viertel
     mit insgesamt acht Bordellen befinden. Dafür spricht auch eine Inschrift an Eingang V, die übersetzt lautet:
     
    Man soll in Nocera bei der Porta Romana im Venusviertel nach Novellia Primigenia fragen.
    (Inschrift CIL IV 8356)
     
    Man war im Haus also mit dem Milieu vertraut, auch wenn man die Konkurrenz empfiehlt. Wie aber geht das mit dem reichen und
     gebildeten Hausherrn zusammen? Sabinus war in Pompeij nicht der Einzige, der an den zwar unstandesgemäßen, aber einträglichen
     Gewerben teilhatte. Bei den Prostituierten wird es sich, wie schon gesagt, um seine eigenen freigelassenen Frauen handeln,
     die mit Gewinnbeteiligung arbeiteten.
    Der Prokurator könnte entlohnt worden sein. Denkbar wäre aber auch, dass er als
institutor
eingesetzt war, d. h. auf eigene Rechnung arbeitete und der Patron nur am Gewinn beteiligt wurde. Die Tatsache, dass nach
     62 n. Chr. die Zahl der von Wohnungen unabhängigen
tabernae
stieg, spricht dafür, dass diese Form der Geschäftsbeteiligung bei der Oberschicht ebenfalls zunahm. Immerhin standen 144
     integrierte
tabernae
252 vermietbaren
tabernae
gegenüber. Man schätzt, dass 87 Prozent der vermietbaren Läden von der lokalen Elite kontrolliert wurden.
     
     
    Berufe im Viertel
     
    Zur Bezahlung ihrer politischen Aktivitäten war die Oberschicht auf flüssiges Kapital angewiesen. Ein Angehöriger des Dekurionenstandes,
     d. h. ein Mitglied des Stadtrates, musste 100   000 Sesterzen besitzen. Das Kapital war in der Regel in Landbesitz gebunden. Wollte man aber gewählt werden, musste man, wie
     schon gezeigt wurde, etwas für die Stadtbevölkerung |200| tun. Für solche Aktivitäten aber brauchte man Bargeld. Dies konnte nicht vom Landbesitz abgeschöpft werden. So waren die zusätzlichen
     Gewinne aus dem Kleinhandel oder anderen Gewerben sehr willkommen. Als weit verbreitete Praxis bestand keine Notwendigkeit,
     die wirtschaftlichen Beteiligungen im Kleinhandel zu verstecken. Es wundert also nicht, mit welchem Selbstbewusstsein Quintus
     Poppaeus Sabinus seine Immobilie einschließlich der Weinhandlung, des Thermopoliums, der Marmorwerkstatt und des Lupanars
     als seinen Besitz durch die Frontgestaltung nach außen kennzeichnete. Die Klientel, d. h. die Läden an den Straßenfronten,
     war zugleich Symbol des politischen Einflusses führender Familien.
    Offen bleiben muss, ob die anderen in dieser
insula
vertretenen Berufe selbständig waren oder auch auf Sabinus’ Rechnung arbeiteten. Dazu gehört eine weitere Schänke (
caupona
) mit Wohnung (VI und VII), die Werkstatt und Wohnung eines Bronzehandwerkers (VIII), eines Webers (IX), zwei unbestimmbare
offcinae
und ein Edelbordell im so genannten Haus der Liebenden.
    Arbeitsplatz und Wohnung waren in vorindustrieller Zeit selten getrennt. Die Produktion lag häufig in der Hand des Mannes,
     der Verkauf in der der Hausfrau. Oft standen ihnen wie z. B. bei Eingang (XI) nur ein Raum zur Verfügung, in den man eine
     Decke einzog, also ein Zwischengeschoss (
pergola
) schuf und dort schlief.
    In unserem Viertel arbeiteten sich die Handwerker auch gegenseitig zu, z. B. der
marmorarius
und der Bronzehandwerker Marcus Volusius Juvencus. Der eine stellte die steinerne Ausstattung von Häusern her, der andere
     die Möbel

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