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Höhlenangst

Höhlenangst

Titel: Höhlenangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Lehmann
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überschaubaren Handlungen, die wiederum die Basis für die natürliche Interaktion in der Gruppe darstellen.«
    »Ah«, versuchte ich mich wachzurütteln, »nach dem Prinzip: Treffen sich zwei Jäger … Beide tot.«
    »Bitte?«
    Laura lachte heftig und erlitt einen Bewegungssturm, der sich darin entlud, dass sie die Schachtel Monopoly anschleppte und auf den Couchtisch knallte.
    »Nicht jetzt, Laura«, sagte Florian, hatte aber schon aufgegeben, ehe er das sagte.
    »Du hast es versprochen!«, schrie Laura. »Wenn Ma ma da ist, spielen wir Monopoly. Mama ist jetzt da.«
    Konnte es sein, dass sie mich mit ihrer Mutter verwechselte? Oder war es einerlei, wer die Strafe abkriegte für die ständigen Bestechungsversprechen der Erwachsenen? Laura würfelte sich stracks auf die Schlossallee und die Parkstraße, baute Häuser und sahnte ab, während ich umgehend im Gefängnis landete. Danach versuchte ich, durch waghalsiges Geschäftsgebaren so schnell wie möglich Pleite zu gehen, aber so etwas gelingt einem nur im richtigen Leben.
    Beim Geldraffen fiel mir eine Uhr an meinem Handge lenk auf. Normalerweise trug ich keine. Richtig, ich hatte sie am Knick in der Höhle gefunden. Während Laura würfelte, wischte ich angetrockneten Schlamm vom Glas. Das Zifferblatt war weiß und trug die Aufschrift: Patek Philip pe Geneve. Das Gehäuse bestand aus Rotgold, das Armband sah nach Krokoleder aus. Dem Format nach hatte sie am Arm eines Herrn gesessen. Vermutlich hätte ich sie Poli zei hauptmeister Rehle zusammen mit der Eröffnung überge ben müssen, dass ich einen Toten gesehen hatte.
    Als das Teil kurz vor zehn zeigte, erschien Janette in Hausschlappen mit einem Glas Rotwein. »Julian geht es gut«, teilte sie mit. »Sie behalten ihn zwar noch die Nacht im Krankenhaus, aber er hat sich nicht einmal etwas gebrochen.«
    »Kinder sind wie Katzen«, bemerkte Florian würfelnd.
    »Und du hast Lisa ja gar kein Glas Wein angeboten, Florian! Was bist du nur für ein Gastgeber!«
    Ich winkte ab.
    »Du musst mitspielen, Mama!«, rief Laura und drückte ihr ein gelbes Figürchen in die Hand. »Ich schenk dir den Nord- und den Westbahnhof! Und du darfst zweimal würfeln!«
    »Weißt du eigentlich, wie spät es ist, Laura?«, mutterte Janette. »Die halbe Stunde ist längst um. Hatten wir nicht abgemacht, dass du dann im Bett liegen solltest?«
    »Aber es sind doch Feeerien, und wir sind noch gar nicht fertig!«
    »Monopoly ist nie fertig.«
    »Noch eine Runde. Bitte, Mama, bitte, bitte!«
    »Nur, wenn du zugibst, dass du heute mit Volker, Ger rit und Julian an der Höhle warst.«
    Laura knallte das Plastikmännchen aufs Spielfeld, sprang auf und riss dabei das Brett hoch. Häuser und Ereigniskarten hüpften über den Teppich, und Spielgeldscheine flatterten.
    »Laura!«, donnerte die Mutter, bückte sich aber schon, um die Scheine einzufangen. »Was soll denn Lisa von dir denken?«
    »Das ist mir scheißegal, was diese Scheiß-Lisa für Scheiße von mir denkt!«, kreischte das Mädchen, dass es im Trommelfell klirrte, und rannte hinaus. Florian erhob sich bedächtig und ging dem Kind hinterher. Seufzend ließ Janette sich gegen die Rückenlehne des Sessels fallen.
    »Florian hat sicher wieder den ganzen Tag am Computer gesessen und sich Laura vom Hals gehalten, indem er sie zum Eisessen in den Ort geschickt hat. Mich schimpft er immer überbehütend!«
    Ich begann, die Karten und Spielgeldscheine in die Schachtel zurückzuordnen.
    »Wer der Tote wohl ist?«, fragte sich Janette laut. »Es wird niemand vermisst hier in der Gegend, sagt Heinz.«
    »Vielleicht ist Florian beim letzten Teamgeistseminar ein Manager aus Hamburg abhanden gekommen.«
    Janette spitzte ihre Mundwinkel an. Kindisch!, lautete die Zensur, die ihr mir Blick erteilte. »Dann schon eher ein Tourist aus Stuttgart, der wieder nirgends Bescheid gesagt hat. Jetzt wird man die Mondscheinhöhle wohl endlich dichtmachen.«
    »Wieso hat man das nicht schon längst getan?«
    »Wer kennt sie schon? Sie steht in keinem Höhlenfüh rer.« Janette leerte mit einem Schluck fast das halbe Glas Wein.
    »Und wie käme ein Ortsfremder in eine Höhle, die keiner kennt? Außer natürlich der Naturforschende Ver ein Schwäbische Alb mit seinem Vorsitzenden Hark Fauth, Florian und ein halbes Dutzend Schulkinder.«
    »Gerrit wird herumgeprahlt haben mit seinen Höhlenkenntnissen. Was hat er denn sonst? Er ist ein Außenseiter.«
    Ich ordnete die Häuser und Hotels in die Fächer.
    »Na,

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