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Höhlenangst

Höhlenangst

Titel: Höhlenangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Lehmann
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regionale Firmen ansiedelt.«
    »Aber liegen da nicht Blindgänger und so?«
    »Wovon du ausgehen kannst. Aber das Finanzministerium hat schon abgewinkt. Denen ist das Gutachten zu teuer. Fünf Millionen würde es kosten.«
    »Das heißt, man schickt die Schäfer vor und schaut, wo die Schafe in die Luft fliegen.«
    Janette verzog keine Miene. »Schafe weiden dort schon immer. Es ist ein einmaliges Biotop. Da hat niemals eine Flurbereinigung stattgefunden. Es gibt seltene Tiere wie Steinschmätzer, Ameisenbläuling – ein Falter, der sich in Ameisennestern verpuppt – und die Kreuzkrö te. Der Naturforschende Verein Schwäbische Alb fordert deshalb die Ausweisung eines Naturschutzgebiets, in das man auch gleich die Uracher Spinne einbeziehen könnte.«
    »Igitt!«
    Wieder blickte Janette mich tadelnd an, aber auch schon ein wenig mütterlich. »Das ist ein Hang- und Schluchtwald im Albtrauf, Lisa, nordwestlich des Truppenübungsplatzes.«
    »Also Deckel drauf, Minen drum herum, Wanderer raus und alle Biker abschießen, damit der Ameisenbläuling überlebt.«
    »Der Zug ist leider längst abgefahren.« Janette löffelte den erkalteten Cappuccino aus ihrer eigentlich leeren Tasse. Ein Schäumchen blieb auf ihrer Oberlippe. »Der Alte hat nämlich dem Königsmörder noch ein Ei ins Nest gelegt.«
    »Der alte Ministerpräsident dem neuen?«
    Janette nickte. »Er, also der Alte, hat kurz vor der Stabübergabe an den Jungen noch schnell eine GmbH ins Leben gerufen, die sich um die Erschließung des Truppenübungsplatzes kümmern soll. Zum Geschäftsführer hat er seinen ehemaligen persönlichen Referenten bestimmt. Erich Schorstel.«
    Kannte ich nicht.
    »Der Königsmörder hatte keine andere Wahl, als ein Biosphärenprojekt zu verkünden: Die Natra, so heißt die GmbH, soll eine Mischung aus Schafbeweidung, mäßigem Tourismus und kleineren Betriebsansiedlungen ausloten und Investoren an Land ziehen.«
    Ich spaltete den Rand der Herrentorte. »Und wo ist da der Skandal?«
    Janette drückte mit lackierten Fingernägeln ihre lippenstiftgetränkte Kippe aus. »Beispielsweise bekommt Erich Schorstel ein Jahresgehalt von 305.000 Euro.«
    »Das ist doch nicht viel! Und krimineller, als Politik üblicherweise ist, auch nicht. Deshalb fährt kein leitender Oberstaatsanwalt der Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Wirtschaftsstrafsachen beim Landgericht Stuttgart auf die Alb.«
    »Mehr kann ich euch Stuttgartern leider nicht bieten«, spitzte Janette.
    »Wo sitzt denn die Natra?«, erkundigte ich mich friedlich.
    Da dudelte das Handy los, das vor Janette auf dem Tisch lag. Mein unmusikalisches Gehör erkannte Miss Marple. Janette klebte es sich ans Ohr und krauste die Nasenwurzel. »Ja … Mhm … Oh! … So? … Keine Ah nung … Hoffentlich nicht! Danke, Frau Kerner. Ja … Ja.« Janette beendete das Gespräch und tippt sich ins nächste weiter. »Florian, ich bin’s. Du, Laura ist daheim, oder? … Dann schau doch mal bitte … Ja, ich warte.« Janette drehte hektisch die schwarz gefärbte Strähne vor ihrem Ohr zu einer Locke. »Ah, Gott sei Dank! … Nein … Weiß ich nicht.« Sie klappte das Handy zusammen. »Sorry, Lisa, aber aus unserem Wiedersehenskaffeeklatsch wird nun doch nichts. Ich muss weg. Ich habe dir ja gesagt, dass ich Bereitschaft habe.«
    »Was ist denn?«
    »Scheint’s ist ein Kind in einer Höhle. Julian, ein Klassenkamera d von Laura. Die Klassenlehrerin hat gerade angerufen, Frau Kerner. Der langen Rede kurzer Sinn: Man hat Julian, Laura, Gerrit und Volker zusammen nach Steinhilben radeln sehen. Aber Laura ist zu Hause.«
    »Und die anderen?«
    »Das kläre ich jetzt. Verdammt, wo bleibt denn die Kellnerin? Ich kann nicht länger warten. Zahlst du für mich?«
    Sie stand schon, die Handtasche unter den Arm geklemmt.
    Ich kippte den Kaffee, schob einen viel zu großen Schein unter die Kaffeetasse und lief ihr hinterher.
     

2
     
    Der Polizeiposten Trochtelfingen als Außenstelle des Engstinger Polizeipostens Alb war eine Straße weiter in einem Haus neben dem üppigen Fachwerkgebäude eines Optikergeschäfts untergebracht. Drei Hanseln taten hier nach der Verwaltungsreform des Alten noch Dienst. Ei ner davon war Polizeihauptmeister Heinz Rehle.
    »Hallo, Heinz«, sagte Janette. »Dein Volker ist daheim, ja? Ruf doch mal schnell die Gudrun an. Julian ist nämlich nicht nach Hause gekommen, und es heißt, er sei mit deinem Volker und Gerrit zur Mondscheinhöhle.«
    Der PHM griff zum Telefon, strich sich

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