Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur
war nicht ganz so leicht zufrieden zu stellen.
»Hellami?«, fragte sie.
»Ja, Mam. Eine gute Freundin. Sie ist nicht von hier.«
Mutter beschloss offenbar, erst einmal nicht weiter zu fragen, und setzte sich auch. Ihrem Gesicht war jedoch eine gewisse Beunruhigung abzulesen.
»Sie ist meine Freundin!«, behauptete Cathryn und kletterte auf ihren Stuhl. »Ich habe sie schließlich gefunden!«
Leandra holte noch einen Stuhl herbei und schob ihn zwischen ihren und Cathryns Platz. Dort stand bereits ein Frühstücksgedeck. Während sich Hellami mit unsicheren Blicken hinsetzte, goss Leandra die Eier ab und holte den Marmeladentopf.
»Wir haben uns in Savalgor kennen gelernt«, erklärte Leandra. »Damals, nachdem ich mit Munuel von hier fortgegangen war. Wir ...« Sie unterbrach sich und sah Hellami unschlüssig an. »Nun ja, wir haben einiges miteinander durchgemacht.«
Mutter deutete auf Hellami. »Ist sie eines der Mädchen, mit denen du damals ... eingesperrt warst?«
Leandra setzte sich und hantierte geschäftig auf dem Tisch herum. »Stimmt, Mam. Sie ist eine davon.«
»Dann muss sie ja ...«, sagte Mutter und sah Hellami verwundert an, »von weit her gekommen sein!«
Hellami nickte und Leandra sagte: »Ja, Mam, gestern Nacht. Janina hat mich aus dem Bett geholt. Hellami hat wohl ... keine Reiseerlaubnis?« Damit sah sie Hellami fragend an, die bestätigend den Kopf schüttelte.
Mutter atmete tief ein, bewahrte aber die Fassung. Sie blickte zu ihrem Mann.
»Nun, sie wird uns sicher erklären können«, ertönte der warme Bass von Vaters Stimme, »warum sie die Gefahr auf sich genommen hat, hierher zu kommen. Es muss irgendetwas Wichtiges vorgefallen sein, oder?«
Leandra atmete auf. Sie wusste, dass sie ihre rebellische Ader wohl eher von Vater geerbt hatte, und sie sah ihm schon an, dass Hellami gute Aussichten auf sein Wohlwollen hatte - wenn ihre Gründe, hierher zu kommen, nur einigermaßen ehrenhaft waren. Leute, die sich nicht dem Druck der Soldaten beugten, genossen seinen Respekt. Mutter seufzte leise, und er legte seine mächtige Hand auf die ihre, um sie zu beruhigen.
Er nickte Hellami aufmunternd zu. »Ich heiße Waldo. Und meine Frau ...«, damit blickte er freundlich zu ihr, »heißt Miram. Du musst keine Angst haben, Hellami. Bei uns bist du in Sicherheit.«
Hellami sah ihn dankbar an, blickte dann aber unsicher zu Leandra.
Leandra nickte ihr zu. »Erzähl nur. Ich habe keine Geheimnisse vor meiner Familie.«
Hellami nickte. »Es ist ... wegen eines Briefes«, sagte Hellami leise.
»Ein Brief?«, fragte Leandra.
Hellami nickte. »Ja. Ich habe einen Brief bekommen. Von Azrani.«
Leandra zog die Augenbrauen hoch. Azrani! An Azrani hatte sie lange nicht mehr gedacht.
»Wer ist Azrani?«, fragte Cathryn neugierig.
»Sie ist noch eine von denen, die damals ... zusammen mit uns entführt wurden.«
Für Augenblicke stand dieses ungewöhnliche Wort zum Greifen über dem Tisch im Raum. »Du bist ... entführt worden?«, rief Cathryn. »Aber ...«
Waldo maß sie mit einem strengen Blick. »Sei lieb, Trinchen, und unterbrich uns nicht.« Er blickte wieder zu Hellami. »Und dieser Brief hat dich bewogen, zu uns zu kommen?«
Hellami nickte. »Ja. Durch ihn erfuhr ich erst, dass Leandra noch lebt.« Sie tastete unter dem Tisch nach der Hand ihrer Freundin.
Leandra verstand und nickte ihr zu. »Ja, jetzt verstehe ich. Du dachtest die ganze Zeit, ich wäre tot.«
»Das stimmt. Die Gerüchte, die damals durchs Land gingen, besagten, dass es einen furchtbaren Kampf irgendwo bei Tharul gegeben hätte. Einen Kampf, bei dem Limlora, die Thronfolgerin des Shabibs, getötet wurde. Von dir. Und dass du dabei selbst getötet wurdest.«
Leandra stieß einen Luftschwall hervor. Ihr Vater hatte sich aufgerichtet.
Cathryn konnte sich nicht beherrschen. »Wer ist denn Limlora?«, rief sie aufgeregt. »Und warum hast du sie getötet?«
Mutter stand auf und ging zu Cathryn. »Leandra hat niemanden getötet, Trinchen. Komm, wir gehen in dein Zimmer und spielen ein bisschen!«
»Aber Mama!«, protestierte Cathryn. »Ich will doch ...«
Ein weiterer strenger Blick von Vater folgte. »Geh mit Mam!«, befahl er seiner jüngeren Tochter. »Das hier ist nichts für dich!«
Er besaß zweifellos Autorität, bemerkte Hellami, denn Cathryn schlug die Augen nieder und gehorchte. Mutter ging mit ihr hinaus und schloss die Tür hinter sich.
Waldo verschränkte die Arme vor der breiten Brust. Vom Frühstück
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