Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur
Chasts Plan gewesen war. Er wollte sich Sardins entledigen, um danach selbst an die Macht zu gelangen. Er aber konnte ihn nicht töten, dazu war nur ich in der Lage. Mit der Jambala, dem magischen Schwert. Deshalb benutzte er mich für seine Pläne.«
Waldo nickte langsam. »Und ... dieser Chast war der, der Alina entführt hatte? Dann muss es ja mit dieser Alina etwas auf sich haben!«
»Ja. Alina war sein Geheimnis«, erklärte Leandra. »Nur er wusste, dass sie in Wahrheit eine leibliche Tochter des Shabibs war. Nach Limloras - und Sardins - Tod war sie die einzig verbleibende Thronerbin. Durch sie wollte er auf den Shabibsthron gelangen.«
Hellami schluckte. »Alina ist eine Tochter des Shabibs?«
»Ja. Aus erster, geschiedener Ehe. Sie kam auf die Welt, als der Shabib bereits mit einer anderen vermählt war. In der Thronfolge steht sie nur an hinterster Stelle. Aber nachdem alle anderen ermordet waren, hätte der Thron ihr gehört.«
Waldo und Hellami schwiegen betroffen.
»Wenn Alina tatsächlich noch lebt«, fuhr Leandra fort, »wenn sie also aus dem Inferno von Unifar entkam - und Azrani sie in Begleitung eines Mönches sah, dann kann das nur eines bedeuten!«
»Ja«, folgerte Waldo - und die Pause, die er machte, verdichtete die Luft im Raum zu einer finsteren Drohung.
»Es bedeutet«, fuhr er fort, »dass dieser dunkle Mönch Chast sein muss und dass sie beide aus Unifar entkamen!« Nach einer Weile fragte er: »Könnte es denn sein, dass Alina nun auf seiner Seite steht?«
Sowohl Hellami als auch Leandra schüttelten auf der Stelle heftig den Kopf.
»Auf gar keinen Fall!«, sagte Hellami. »Sie muss sich in seiner Gewalt befinden!«
Leandra sah sie zweifelnd an. »Ist es denn sicher, dass Azrani sich nicht getäuscht hat?«, fragte sie. »Ich meine ... ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie die Katakomben einstürzten! Ich wurde aus dem Raum geschleudert, aber tausende von Tonnen Fels brachen über ihnen zusammen. Munuel starb; ich wüsste nicht, wie Chast und Alina von dort hätten entkommen sollen!«
Hellami hob die Schultern. »Mehr kann ich nicht sagen. Azrani jedenfalls klang überzeugt. Na ja - es wäre möglich, dass sie sich irrt. Aber sie sah Alina und den Mönch. Und sie schrieb, sie hätte sie zweimal gesehen - in der Stadt.«
Leandra schnaubte.
»Passt nicht schlecht«, sagte Waldo trocken. »Wenn dieser Chast tatsächlich noch lebt und dabei ist, seine Pläne mit Hilfe dieses Mädchens zu verwirklichen, so würde das erklären, warum wir noch immer keinen neuen Shabib haben. Vorausgesetzt, er hat Einfluss auf den Hierokratischen Rat. Aber die Vermutung liegt nahe. Ich wüsste keinen anderen Grund, warum der Rat seit über einem halben Jahr zögert, einen neuen Shabib - oder eine Shaba - auszurufen.« Hellami nickte.
Leandra holte Luft. Sie sah ihren Vater an. »Wenn das stimmt ... dann müssen wir nach Savalgor!«
3 ♦ Fremde
Leandra saß auf ihrem Bett, hatte sich angelehnt und las in einem Buch.
Hellami schloss leise die Tür, trat zum Bett und setzte sich auf die Kante. Sie sah Leandra ernst an. »Deine Mutter ist völlig verzweifelt«, sagte sie. »Auch deinen Vater lässt sie nicht mehr an sich heran. Sie hat schreckliche Angst, dass du wieder fort gehst.« Sie lächelte bitter. »Sie will sogar mich nicht mehr gehen lassen!«
Leandra seufzte schwer. »Ja, ich weiß. Aber sag doch - was sollen wir tun? Hier sitzen bleiben und warten, bis Chast endgültig die Macht erlangt hat? Nun - vielleicht ist das sogar schon längst geschehen.«
Hellami schüttelte den Kopf. »Dazu hätte er Alina heiraten müssen. Und sie müsste offiziell Anspruch auf den Thron erhoben haben. Nein, davon hätten wir gehört. Die Bevölkerung hätte unterrichtet werden müssen. Wochen im Voraus.«
»Na also!«, sagte Leandra und klappte das Buch zu. »Das bedeutet, dass es noch nicht zu spät ist und dass wir etwas unternehmen können. Können und müssen! Und zwar sofort.«
»Aber wie willst du von hier fortkommen? Der Garnisonskommandant würde deine Abwesenheit sehr schnell bemerken. Hier gibt es doch sicher auch Appelle, oder? Und wenn du weg bist, dann wird deine Familie ziemlichen Ärger bekommen. Man wüsste, dass du unerlaubt verschwunden bist, und würde nach dir suchen. Nach uns suchen!«
»Dann müssen wir uns eben etwas einfallen lassen.«
»Und was?«
Leandra schwang die Beine aus dem Bett und erhob sich. »Weiß ich auch noch nicht. Aber irgendwas muss geschehen. So gern
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