Höhlenwelt-Saga - 08 - Die Magie der Höhlenwelt
fragte sie.
»Für unsere Freiheit.«
Victor sah sie lange an. »Nein, Leandra. Das ist sie nicht. Sie ist
noch nicht tot.«
Leandra seufzte. »Ich weiß, du hoffst auf Sherreshs Wiederkehr.
Aber wer weiß, ob er je kommen wird. Das ganze Sternenreich
dort draußen ist in hellem Aufruhr, niemand weiß, was sich dort
zutragen wird.
Es könnte Jahre dauern, ebenso Ain:Ain’Quas Besuch. Ein so
ungewisses Warten…«
»Ich wünschte, ich könnte selbst etwas unternehmen.«
»Es gibt vielleicht etwas.«
Leandra schüttelte Victors Arme ab und drehte sich herum.
»Wirklich? Wie kommst du darauf?«
»Ich habe dich die letzten Nachtstunden allein gelassen, hast du
das nicht bemerkt?«, fragte er. Leandra sah ihn unschlüssig an.
»Nein, ich…«
Er lächelte. »Du hast endlich tief geschlafen, nachdem du so
lange geweint hattest. Und du hast mir so Leid getan, da habe ich
gedacht, ich müsste einen Hoffnungsfunken für dich auftreiben.
Und ich glaube, ich habe tatsächlich einen entdeckt.« Leandra
machte große Augen. »Wirklich?
Welchen denn?«
Victor nahm Leandra an der Hand und führte sie fort vom Balkon in das alte, hohe Gebäude hinein. Sie durchquerten einen
kleinen Saal und einen quer verlaufenden Gang und traten auf
der anderen Seite wieder hinaus, auf einen anderen Balkon, der
in die Gegenrichtung zeigte – den Flusslauf der Oberen Ishmar
hinauf. Victor deutete auf eine schlanke Form, die in ein paar Meilen Entfernung in den Morgennebel ragte.
»Heute Morgen kann man ihn gut sehen, den Turm.« Leandra
schluckte betroffen, als sie die Ishmar hinaufsah. »Ja«, flüsterte
sie. »Azrani und Marina haben mir schon von ihm erzählt.«
»Ich war heute Morgen mit dort. Tirao hat mich hingebracht.«
Sie drehte sich wieder um und sah Victor an. »Wirklich, und was
war dort?«
Er umarmte sie. »Ich will es kurz machen, Leandra. Man kann
durch diese Bauwerke an andere Orte gelangen. Auf der eigenen
Welt und auch auf ganz fremden – aber das weißt du ja schon.
Ich habe heute Morgen eine kleine Reise gewagt, denn Ulfa hat
mir prophezeit, dass es in der Höhlenwelt noch eine dritte Stadt
geben muss. Eine Stadt der Magie, so wie Caor Maneit, die Drachenstadt hier unter unseren Füßen, und Rhul Mahor, die Stadt
der Alten unter Sardins Turm. Diese dritte Stadt muss die Quelle
der Stygischen Magie sein.«
»Was? Eine Quelle der Stygischen Magie? Hast du die Stadt
entdeckt?«
Ein breites Lächeln entstand auf Victors Gesicht. »Ja, das habe
ich. Es ist ein phantastischer Anblick, glaub mir. Eine gewaltige
Kathedrale aus Fels, die über einem grünen Tal schwebt. Ich war
nur ganz kurz dort und bin gleich wieder zurückgekehrt, weil ich
noch zu Roya musste.«
»Was? Zu Roya? Aber…« Leandra schüttelte verwirrt den Kopf.
»Was hat Roya damit zu tun?«
»Sie beherrscht die Stygische Magie, das weißt du doch. Und
Roya hat sich gestern Cathryn angesehen. Sie glaubte ebenfalls
spüren zu können, dass noch Leben in ihr ist. Stell dir das mal
vor: Roya – sie ist nicht viel mehr als eine Novizin!«
Leandra nickte eifrig. »Richtig, das wissen wir ja. Aber Roya ist
unglaublich geschickt und feinsinnig. Eine kleine Künstlerin in der
Magie. Das passt eigentlich besonders gut zur Stygischen Magie.«
»Genau das war mein Gedanke. Ich dachte mir, dass diese Magieform, da sie ja nicht auf brutale Kraft oder komplizierte Verwebungen baut wie die Rohe Magie oder die Elementarmagie,
sondern auf ganz feine Strukturen – dass sie vielleicht eine Möglichkeit bieten könnte, Cathryn zu helfen. Besonders, weil sogar
eine Novizin wie Roya in der Lage ist, Cathryns Lebensfunken zu
erspüren. Was zum Beispiel Ullrik, dieser grobe Klotz, oder Zerbus nicht können. Deswegen musste ich zu Roya. Ich habe sie
das gefragt.«
Leandra war ganz aufgeregt. »Ob die Stygische Magie meiner
Schwester helfen könnte?«
»Ja. Besonders wenn man ihre Quellen zur Verfügung hat. Ich
meine diese Stadt. Die Stadt, die ich heute Morgen entdeckt habe, als ich das Portal dieses Turms dort oben an der Ishmar
durchschritten habe.« Sie drehten sich wieder um und betrachteten das riesige weiße Bauwerk, das in der Ferne durch den Nebel
schimmerte. »Roya war ganz begierig darauf, die Stadt selbst zu
sehen und herauszufinden, ob sie mit den Quellen der Magie, die
dort zu finden sein müssen, Cathryn helfen kann. Wir werden
bald dorthin aufbrechen.« Leandra, deren verzweifelte Blicke auf
Victors Gesicht geheftet waren, atmete schwer. »Aber
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