Höhlenwelt-Saga - 08 - Die Magie der Höhlenwelt
böses Schicksal
und eine grausige Tyrannei stemmte. Instinktiv glitten ihre Blicke
nach unten, erwarteten dort den Muuni zu sehen… den Pusmoh,
der nun eigentlich hätte versuchen müssen, den LiinQour unter
seine Kontrolle zu zwingen, aber er war nicht da! »Der Wurm!«,
rief Roya. »Der Pusmoh-Wurm! Er ist fort!«
Ötzli warf Roya ein bittersüßes Lächeln zu und nickte in Richtung der linken Seite des Raums. »Da unten ist er. In der Dunkelheit unter dem Instrumentenpult dort drüben. Hat sich verkrochen wie ein Tier.«
Einer der bewaffneten Männer stürzte los, ließ seine Waffe fallen
und zerrte mit rüden Beschimpfungen den Wurm unter dem Pult
hervor. »Der ist nicht schlecht!«, rief er dann herausfordernd.
»Noch einer mehr in unserer Sammlung von Geiseln!«
Royas Interesse an dem Pusmoh hielt nicht lange an. Sie wandte sich mit flehentlichen Blicken dem LiinQour zu. »Wie können
wir Leandra erreichen?«, fragte sie. Der Drakkenoffizier sah kurz
den Doy Amo-Uun an. Es war, als wäge er ab, ob er Roya wirklich
antworten dürfte. Sekunden vergingen, die warnenden Blicke des
Doy Amo-Uun durchbohrten ihn förmlich, signalisierten ihm den
schlimmsten aller Tode, sollte er antworten. Der zweite Blick des
LiinQour fiel auf den Pusmoh, dessen allzu menschliche Züge jedoch alles andere als Heldenmut zeigten. Dann wandte er sich
wieder Roya zu, sein Echsengesicht signalisierte Entschlossenheit.
»Indem wir ebenfalls eine Stellungnahme absetzen. Über die TVNachrichtenkanäle und die Stellnets.«
»So? Und wie soll das gehen?«, fragte Ötzli spöttisch. »Besitzen
wir etwa einen Sender? Über den wir uns beliebig verbreiten können?«
Der LiinQour blitzte Ötzli herausfordernd an. »Ja, wir haben einen Kanal, Sir. Wir haben alle Kanäle.«
Ötzli sah den Drakken stirnrunzelnd an, der Doy hingegen stieß
ein ungläubiges Stöhnen aus. Roya blickte verwirrt zwischen beiden hin und her, dann begann sie zu begreifen, was der Drakken
gemeint hatte.
*
Als sie Sapphira erreichten, befand sich die Stadt bereits mitten
in einer echten Revolution. Und ausgerechnet die Drakken waren
es, die sich am stärksten aufbäumten – womit der LiinQour Recht
behielt. Er hatte vorausgesagt, dass sich viele der Offiziere, die
durch einen Muuni kontrolliert wurden, widersetzen würden.
Dieses Phänomen mochte einem Rätsel aufgeben, denn die
Drakken waren über Jahrtausende hinweg willfährige Schergen
ihrer Pusmoh-Herren gewesen. Es mutete geradezu bizarr an,
dass ausgerechnet sie sich jetzt so massiv erhoben. In Wahrheit
waren es nicht die einfachen Soldaten und niederen Dienstgrade,
die Widerstand leisteten. Es waren die Offiziere, und die einfachen Soldaten gehorchten ihnen nur. Für viele der Händler, Diplomaten und Geschäftsleute auf Soraka war der Aufstand gegen
die Pusmoh eine Katastrophe, denn ihre Geschäfte stützten sich
auf das Staatsgebilde der Pusmoh, dessen Funktionieren durch
die Ordnungsmacht der Drakken gewährleistet wurde. Nun aber
war diese Ordnungsmacht vollständig von ihrem Auftrag zurückgetreten. Das Besondere an diesem Aufstand aber lag darin, dass
sie nicht chaotisch, sondern geordnet zurückgetreten war.
Es gab keine randalierenden Horden, keine Plünderer und keine
außer Kontrolle geratenen militärischen Einheiten, denn die ausführenden Organe, die einfachen Dienstgrade, richteten sich nach
den Befehlen ihrer Vorgesetzten. Doch die gehorchten nicht mehr
ihren Herren. Auf Soraka und in der Hauptstadt Sapphira war das
öffentliche Leben auf seltsame Weise zum Stillstand gekommen.
Eine staunende Bevölkerung lief durch die Straßen und diskutierte
an jeder Straßenecke miteinander, nirgends aber waren die Massen außer Rand und Band geraten.
Die Ordnungsmacht der Drakken sorgte dafür. So als wäre nie
etwas anderes ihre Aufgabe gewesen.
Das eigentliche Chaos spielte sich in den Medien ab. Der erste
Auftritt des unbekannten Senders ODB-Television war kaum ein
paar Stunden alt, da waren schon die alten Strukturen des Pusmoh-Regimes aufgebrochen, und für den LiinQour stellte es kein
Problem dar, mit anderen Drakkenoffizieren Kontakt aufzunehmen und sie um einen Gefallen zu bitten. Er bestand darin, eine
kleine Einheit Soldaten loszuschicken, die das Übertragungsstudio
eines großen TV-Kanals vorübergehend besetzte. Munuel und
Roya wurden dorthin gebracht und fanden ganz unkompliziert die
Gelegenheit, eine eigene kleine Depesche loszuschlagen. Vor der
Kamera stellten sie kurz ihre
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