Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel
Ross hat so
hohe Schultern – ich hatte nicht daran gedacht. Unverzeihlich,
wirklich!«
Marko schnaufte, sein Herz pochte noch immer wild.
»Ist das da Eure dreischüssige Armbrust, Izeban?«
Der kleine Gelehrte nickte und reichte sie ihm.
Marko sah sich das Ding an, das ihm das Leben gerettet hatte.
»Und das da? Ist das ebenfalls eine Feuerschnecke?«
»Tja«, sagte Izeban und kniete sich neben der Kreatur nieder.
»Ich denke, die Gattung der Schnecken können wir getrost ausklammern. Das scheint mir eher ein… eine…«Er schüttelte den
Kopf. »Es tut mir Leid, aber ich weiß nicht, was das ist. So etwas
habe ich noch nie gesehen.
Unverzeihlich!«
Ein leichtes Zischen war zu hören und Marko beugte sich nieder.
Er deutete auf die Stelle, wo die drei Armbrustbolzen aus dem
Panzer des Wesens ragten. »Da pfeift’s!«, stellte er fest, nicht
ganz schlüssig, was er daraus herleiten sollte.
Izeban betrachtete die Stelle und nickte. Aber auch er hatte
keine Antwort.
Sie hörten ein Ächzen hinter sich.
Der Magier hatte sich aufgerappelt, schwankte und schien kaum
in der Lage, sich auf den Beinen zu halten. Er hob die Hand und
stützte sich seitlich an eine junge Birke. »Das, meine Herren«,
keuchte er, »ist ein Drakken.«
2
Stadt in Flammen
Die Stadt brannte wieder.
Sie sahen es schon von weitem, von den Rücken der Drachen
aus, und es war ein hässliches Bild. Der Tag war trübe und grau,
die Wolken hingen tief und es nieselte. Schon zur Mittagszeit hatte sich der Himmel mit großen, grauen Wolken verzogen, nachdem sie am frühen Morgen bei schönem Wetter von dem großen
Stützpfeiler an der Ishmar losgeflogen waren.
Leandra und Victor saßen zusammen auf Nerolaans Rücken. Der
große graue Felsdrache hatte erst vor kurzem die Wolkendecke
durchstoßen, aber sie spürten schon, wie die Nässe auf ihre Haut
durchdrang, und begannen zu frieren. Die anderen Drachen waren zu ihrem Schutz mit herunter gekommen, ständig auf der Suche nach Anzeichen von Flugschiffen der Drakken. Aber wenigstens das blieb ihnen für den Augenblick erspart.
Dafür aber bot Savalgor ein Bild des Schreckens.
Die stolze Hauptstadt von Akrania, eingebettet zwischen zwei
gewaltigen Felsmonolithen im Osten und Westen, schien an diesem Abend neben dem Großen Savalgorer Stützpfeiler einen weiteren aufzuweisen, der zwischen den Bauten aufragte.
Erst wenn man näher kam, erkannte man, dass es nichts als eine gewaltige, schwarzgraue Rauchsäule war, die sich aus dem
hell in Flammen stehenden Händlerviertel erhob. Im dämmrigen
Licht konnte man weitere Brandherde ausmachen.
»Ob das die Drakken sind?«, rief Victor durch den Wind und Regen. Er deutete Richtung Savalgor.
Leandra antwortete nicht und fragte stattdessen ihren Drachenfreund. Nerolaan! Habt ihr immer noch keine Drakken entdeckt?
Der Drache verneinte. Inzwischen wundert es mich ebenfalls. Es
ist kein einziges ihrer Schiffe mehr zu entdecken. So als wären sie
plötzlich wieder verschwunden.
Leandra stöhnte leise. Das war wohl nur ein frommer Wunsch –
nichts als die Ruhe vor dem Sturm. Sie wandte sich um und sah
nach Victor, der unmittelbar hinter ihr saß. Er hielt das Gesicht in
den Wind, kümmerte sich nicht um den Regen und starrte nach
Südosten, wo die Stadt noch etwa sieben oder acht Meilen entfernt lag.
»Bevor wir landen, müssen wir erst herausfinden, was da unten
los ist«, rief sie ihm zu.
»Was ist mit dem Roten Ochs?«, rief er zurück.
Leandra dachte kurz nach, dann nickte sie. »Ja, eine gute Idee!
Zuletzt war er noch in der Hand von Jackos Leuten. Wenn sie dort
immer noch das Sagen haben, ist es wahrscheinlich der einzig
sichere Ort für uns in Savalgor.«
»Es wäre aber gut«, erwiderte er, »wenn einer von uns erst einen Erkundungsflug durchführen würde – bevor wir mit den Drachen in irgendeiner Gasse landen.«
»Ja, das stimmt.«
Nerolaan!, hörte er Leandras Stimme im Trivocum. Lass uns an
einem sichren Ort landen. Wir müssen erst herausfinden, was in
der Stadt geschehen ist! Der Drache sandte ihr eine Bestätigung
zu und kurz darauf vernahm sie im Trivocum seinen Befehl an die
übrigen Sippenmitglieder, abzudrehen. Er stellte die Schwingen
ein wenig in den Wind und ließ sich emportragen. Augenblicke
später schon flogen sie wieder in die grauen Wolken hinein, und
für ein paar Minuten kämpfte Nerolaan sich durch die graue, nasse Waschküche der Wolkendecke höher. Doch dann waren sie
hindurch, stießen in den freien, von goldenem
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